«Du spürst nichts, es ist tot»
Gelähmter Eishockeyspieler spricht nach Schicksalsschlag

Mike Glemser brach sich nach einem Check mehrere Halswirbel und ist seither querschnittsgelähmt. Jetzt spricht der Deutsche über den verheerenden Vorfall.
Publiziert: 23.04.2023 um 13:59 Uhr
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Aktualisiert: 22.05.2023 um 11:31 Uhr

Am 3. Februar sollte sich das Leben von Mike Glemser (25) für immer verändern. In der neunten Minute der Partie zwischen den Starbulls Rosenheim und dem SC Riessersee kam es zu einem vermeintlich harmlosen Zweikampf. Der deutsche Eishockeyspieler verlor sein Gleichgewicht und stürzte in die Bande.

Dabei brach er sich den vierten und fünften Halswirbel. Seither ist er vom Hals abwärts gelähmt. «Ich war die ganze Zeit voll da. Das Video habe ich einmal zufällig in einem TV-Bericht gesehen. Ich will es aber eigentlich nicht mehr angucken», schildert der 25-Jährige den Vorfall gegenüber «Bild».

Gefühl fehlt an gewissen Körperstellen

Wochenlang musste der 25-Jährige künstlich beatmet werden. Seit Ende März kann er wieder selbständig atmen. «Dadurch ist das Alltagsleben ein Stück leichter, weil ich dauerhaft sprechen kann. Wenn du an der Maschine hängst und einen Schlauch im Hals hast, kannst du das nicht.»

Mike Glemser (M.) spricht erstmals über seinen Schicksalsschlag.
Foto: Instagram/ @97bestrong
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Der Vorfall schockierte die Eishockey-Welt. «Das Schlimmste, das auf dem Eis passieren kann», sagte sein Jugendfreund und Ambri-Verteidiger Tobias Fohrler zu Blick.

Das Körpergefühl des Deutschen ist seit dem Unfall nur bedingt vorhanden. «Bis zur Brust und an den Armen spüre ich nahezu alles, wenn auch unterschiedlich. Am linken Bein spüre ich mehr als am rechten. Andere Stellen sind taub, und du kannst reinkneifen, wie du willst. Du spürst es nicht, es ist einfach tot», erklärt Glemser.

Therapie hält Körper aktiv

Der Tagesablauf von Glemser hat sich seither drastisch verändert. Statt Training auf dem Eis stehen verschiedene Therapien auf dem Programm. «Morgens geht es um sieben los: Frühstück, Körperpflege und Anziehen. Dann folgen die Therapien. Das sind Physio, Ergo, Massagen und Stromtherapie. Dazu kommen Psychologen-Gespräche, um die Sache zu verarbeiten.»

Jetzt liegt der Fokus darauf, den Körper so gut wie möglich zu rehabilitieren. «Mein ganzer Körper wird von den Ergo- und Physiotherapeuten mobilisiert, um die Gelenke beweglich zu halten. Das wird gemacht, damit die Nerven, falls sie doch einmal wieder funktionieren sollten, auf einen gesunden Körper treffen.»

Über 650'000 Euro gesammelt

Trotz seines schweren Schicksals sieht er die Schuld nicht bei seinem Gegenspieler. «Er muss sich selbst überhaupt keine Vorwürfe machen. So ein Check gehört zum Sport dazu. Es ist einfach passiert, und wir müssen das Beste daraus machen.»

Seine Angehörigen stehen ihm in dieser schweren Zeit bei. «Die Familie unterstützt mich viel, redet mir immer gut zu. Ich muss an mich glauben. Bei dieser Verletzung weiss man aber einfach nicht, wo es hingeht. Das kann dir niemand sagen.»

Durch eine Spendenaktion wurden über 650'000 Euro gesammelt, um die Behandlung finanzieren zu können. Glemser ist von der Unterstützung überwältigt. «Das Ausmass wurde mir erst im Laufe der Zeit bewusst, da ich sehr stark mit mir selber und meiner neuen Situation beschäftigt war. Ich bin überwältigt von der Hilfsbereitschaft und davon, wie die Menschen bei so einem Schicksal hinter mir stehen. Dafür kann ich mich nur bedanken», so der Deutsche. (mab)

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