Das meint BLICK zum Talentklau der Kanadier
Théo Rochette stellt Karriere über Loyalität

Dass Théo Rochette im Moment für Kanada spielt, ist vor allem eine Business-Entscheidung, findet BLICK-Eishockeychef Stephan Roth.
Publiziert: 09.11.2018 um 01:37 Uhr
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Aktualisiert: 14.11.2018 um 22:54 Uhr
Bei den Chicoutimi Saguenéens (QMJHL) will sich Théo Rochette für den NHL-Draft 2020 empfehlen.
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Stephan RothStv. Eishockey-Chef

Beim Schweizer Fussballverband muss man sich schon seit Jahren damit herumschlagen, dass andere Länder Talente anbaggern.

Im Schweizer Eishockey waren die Probleme bisher anders gelagert. Nicht Doppelbürger, sondern Ausländer, die bei uns ausgebildet und gross gemacht wurden, bereiteten Kopfschmerzen. Schade zum Beispiel, dass die jungen, starken Goalies Elvis Merzlikins und Ivars Punnenovs keine Schweizer sind, sondern bei Lettland im Tor stehen. Oder dass der ehemalige Bieler Junior und jetzige NHL-Star Nikolaj Ehlers seine Tore für Dänemark schiesst.

Doch nun hat auch unser Eishockey einen potenziellen Fall Rakitic. Théo Rochette ist zwar erst 16 Jahre alt, hat aber ein grosses Potenzial und braucht auch den Vergleich mit gleichaltrigen kanadischen Talenten nicht zu scheuen. Das zeigt er derzeit bei seinen Einsätzen für Canada White bei der U17-Challenge. In drei Spielen schoss er zwei Tore und verbuchte vier Assists.

Aus Schweizer Sicht muss man nun fast hoffen, dass Rochette gut, aber nicht ganz so gut ist, wie er und viele glauben. Dann würde er es für Kanada nie an eine Junioren-WM schaffen und könnte in die Arme der Schweiz zurückkehren.

Bei Rochette ist die Frage nicht so emotional wie einst bei Ivan Rakitic, der als Junge fast täglich das rot-weiss karierte kroatische Nati-Trikot trug.

Im Moment für Kanada zu spielen, ist vor allem eine Business-Entscheidung. Rochettes Ziel ist es nicht nur, dereinst in der NHL zu spielen, sondern im Sommer 2020 so früh wie möglich im Draft gezogen zu werden. Dafür hat ihn sein Star-Agent Pat Brisson frühzeitig nach Kanada gelotst und nun im Ahornblatt-Trikot auflaufen lassen. Die Loyalität gegenüber der Schweiz bleibt da auf der Strecke.

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