Ein weltweiter Überblick
Coronavirus bedroht Sportanlässe auf der ganzen Welt

Das Coronavirus hat massive Auswirkungen auf die Sport-Welt. Sowohl international als auch in der Schweiz. Der Bundesrat verbietet alle Veranstaltungen mit mehr als 1000 Personen bis mindestens 15. März.
Publiziert: 29.02.2020 um 11:27 Uhr
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Aktualisiert: 29.02.2020 um 14:32 Uhr

Fussball

Die Swiss Football League (SFL) greift zu drastischen Massnahmen. Die für dieses Wochenende geplante 24. Runde der Super League wird auf einen späteren, noch unbestimmten Zeitpunkt verschoben. Gleiches gilt für die Challenge League.

Im Communiqué heisst es: «Über den weiteren Verlauf der Meisterschaft wird die SFL in enger Absprache mit den Be­hörden und den Klubs in der kommenden Woche informieren.» Geisterspiele würden ins Auge gefasst werden.

Allerdings: Bevor künftige Entscheide gefällt würden, müssten auch «die wirtschaftlichen Interessen der Klubs berücksichtigt werden». Liga-CEO Claudius Schäfer sagt: «Wir analysieren im Moment alle möglichen finanziellen und rechtlichen Konsequenzen und werden dies so bald als möglich mit den Klubs besprechen.»

In der Super League ist der Spielbetrieb wegen dem Coronavirus bis auf weiteres eingestellt.
Foto: keystone-sda.ch
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Was machen die Super-League-Klubs? FCB-Trainer Marcel Koller: «Es ist wichtig, dass man bewusst damit umgeht. Ich persönlich habe noch nie so oft die Hände gewaschen wie in den letzten Tagen. Ich war schon zweimal beim Arzt, um mich zu checken.» St. Gallens Trainer Peter Zeidler: «Es gibt Wichtigeres als Fussball. Der Bundesrat hat das ja nicht einfach so aus einer Laune heraus entschieden.»

Scharfe Kritik von CC

Der Bundesratsentscheid stösst nicht bei allen auf Verständnis. Sion-Präsident Christian Con­stantin spricht von einer «Extrem­reaktion». CC hält die Massnahmen für einen wenig überlegten Schnellschuss. Züge würden mit weit mehr als 1000 Personen fahren dürfen. Bürogebäude mit ebenso vielen Menschen würden auch nicht geleert. Constantin: «Das ist doch eine Diskriminierung gegenüber Sport- und sonstigen Veranstaltern.» Betroffen vom Veranstaltungsverbot ist auch die legendäre Sauerkraut-Gala des FC Sion, die am 14. März hätte stattfinden sollen.

Auch Amateure lahmgelegt

Dem Coronavirus zum Opfer fallen auch die Cup-Viertelfinals vom kommenden Mittwoch und Donnerstag. Der Schweizerische Fussballverband (SFV) hat die Affichen auf «noch zu bestimmende Daten» verschoben.

Tangiert ist aber nicht nur der Profibetrieb, wie der SFV vermeldet: «Von der Massnahme betroffen sind alle Meisterschafts- und Freundschaftsspiele auf Rasen und in der Halle der Männer, Frauen und Junioren des SFV selbst, der Ersten Liga, der Amateur-Liga und der Regionalverbände.»

In der italienischen Serie A werden mehrere Spiele unter Ausschluss der Öffentlichkeit ausgetragen, darunter die Partie Juve gegen Inter vom Sonntag. Zuvor wurde bereits die Europa-League-Partie zwischen Inter und Ludogorez Rasgrad ohne Zuschauer gespielt. Weiter verschieben Japan und Südkorea die auf Anfang März geplanten Begegnungen.

Ist auch die EM-Endrunde 2020 im Juni und Juli in Gefahr? Vonseiten der Uefa heisst es, man warte die weiteren Entwicklungen ab und müsse sich an die jeweiligen Regierungs­anordnungen halten.

Eishockey

Der Schweizer Eishockey-Betrieb läuft vorerst weiter. Aber: Die letzten beiden, für Freitag und Samstag angesetzten Quali-Runden finden vor leeren Rängen statt. Über das Vorgehen in Bezug auf die National-League-Playoffs, die gemäss Spielplan am Samstag, 7. März beginnen, entscheiden Liga und Klubs im Rahmen der ausser­ordentlichen Ligaversammlung von Montag. Liga-Boss Denis Vaucher: «Was das für Ticket­inhaber oder Saisonkartenbesitzer heisst, werden die Vereine am Montag besprechen – Ziel ist eine einheitliche Lösung.»

Die Playoff-Viertelfinals in der Swiss League fanden ebenfalls unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Gleiches gilt für die Swiss League Ranking Round, die noch bis am 8. März dauert.

Total drohen im Schweizer Eishockey bis zu 71 Geister­spiele (Quali National League, Playoffs/Platzierungsrunde National League, Playoffs Swiss League, Final Mysports League, Ligaquali SL/Mysports).

Unklar ist noch, ob respektive welche Auswirkungen das Coronavirus auf die im Mai beginnende Eishockey-WM hat. Zürich und Lausanne sind hierbei die Gastgeberstädte.

Radsport

Die UAE Tour in den Vereinigten Arabischen Emiraten wird abgebrochen. Im Hotel, in dem alle Teams untergebracht sind, wurden zwei italienische Mechaniker positiv auf das Virus getestet. Das hat auch Auswirkungen auf die Teilnehmer: Die Fahrer, darunter der Schweizer Danilo Wyss sowie Superstar Chris Froome, wurden unter Quarantäne gestellt. Die Athleten dürfen sich laut dem Mediensprecher vom Wyss-Team NTT Pro Cycling «auf Bitte der lokalen Behörden» nicht äussern.

Formel 1

Das Formel-1-Rennen in Shanghai, das für den 19. April vor­gesehen gewesen wäre, findet nicht statt. Ein Alternativdatum ist noch nicht bestimmt worden. Offen ist zudem, ob der GP von Vietnam (5. April) durchgeführt wird. Dies gilt auch für den GP von Bahrain (22. März), das zweite Rennen nach Australien.

Leichtathletik

Die Hallen-WM der Leichtathleten findet wohl erst 2021 statt. Die eigentlich vom 13. bis 15. März geplanten Titelkämpfe hätten in Nanjing (China) über die Bühne gehen sollen.

Andere Sportarten

Schon am Donnerstag werden die knapp 17 000 Teilnehmer enttäuscht: Der Engadiner Skimarathon, der zweitgrösste Langlauf-Event der Welt, fällt den Corona-Vorsichtsmassnahmen zum Opfer.

Auch die Schweizer Uni­hockey-Meisterschaft ist betroffen. Beispiele: Das Fernsehspiel zwischen Waldkirch St. Gallen und GC vom Samstag darf nur mit weniger als 1000 Zuschauern durchgeführt werden. Alligator Malans – Rychenberg Winterthur findet derweil unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt.

Der Handball-Spiel­betrieb findet in allen Schweizer Ligen planmässig statt. Jedoch werden auch dort Geisterspiele ausgetragen.

Das Rugby-Länderspiel im Rahmen des Six-Nations-Turniers zwischen Irland und Italien (in Dublin) vom 7. März wurde verschoben. Alternativdatum gibt es noch keines.

Die für Ende März geplante Mannschafts-WM im Tischtennis in Busan (Südkorea) findet vorerst nicht statt.

Und die Olympischen Spiele in Tokio (ab 24. Juli bis 9. August 2020)? Wie bei der Fussball-EM wird auch hier die Situation laufend beobachtet. Richard Pound, dienstältestes Mitglied des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), sagte kürzlich in einem Interview, dass ein Zeitfenster von drei Monaten bestehe. Dann werde das IOC eine Entscheidung fällen müssen. Es wäre das erste Mal, dass Olympische Spiele wegen einer Epidemie abgesagt werden müssten.

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