Schweizer Profi will ersten Titel
So boxt die «Kobra» um das grosse Geld

Bevor er nicht einen grossen Titelkampf bestreitet, ist Boxen für die Schweizer Schwergewichtshoffnung Arnold Gjergjaj ein Minusgeschäft. Sein Manager hofft auf langsame Steigerung.
Publiziert: 04.10.2014 um 09:13 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 05:02 Uhr
Von Emanuel Gisi

Wenn der Basler Schwergewichtler Arnold «The Cobra» Gjergjaj (29) heute in der Basler St.-Jakobs-Halle um die Europameisterschaft boxt, geht es nicht nur um Ruhm und Ehre. Ein Sieg gegen Adnan «The Bosnian Lion» Redzovic (37) wäre der nächste Schritt zum grossen Geld. Denn trotz Profi-Status legt Gjergjaj im Moment nur drauf.

«Es gibt beim Boxen drei Verdienstmöglichkeiten», sagt Gjergjajs Manager Angelo Gallina (43). «Entweder zahlt das Fernsehen, wie etwa die ARD in Deutschland oder der US-Pay-TV-Sender HBO. Eine andere Variante ist, dass ein Boxer einen Mäzen hat, der ihn sponsert. Oder man finanziert sich über Ticketverkäufe.»

In der Schweiz ist über diese drei Kanäle bislang nicht genug Geld zu verdienen. Und auf absehbare Zeit dürfte sich das auch nicht ändern, meinen Fachleute.

Kämpften in Basel: Redzovic und Gjergjaj.
Foto: Emanuel Gisi
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«Die Schweiz hat keine Box-Tradition», sagt etwa Vermarktungsexperte Pascal Kreder. «Das ist das erste Problem. Dann sind Kampfsportarten an sich schwierig zu vermarkten, ihr Image ist aus Marketingsicht nicht gut. Dass Gjergjaj einen albanischen Namen trägt, macht es noch komplizierter. Da können bei potenziellen Sponsoren leider auch Vorurteile eine Rolle spielen.»

SRF überträgt nur wenig Kampfsport

Dazu kommt die mangelnde Medienpräsenz. Während sich vom Balkan zwei TV-Stationen für eine Liveübertragung des Basler Kampfes angemeldet haben, überträgt das Schweizer Fernsehen (SRF) den Fight nicht.

Man sei bei Kampfsportübertragungen grundsätzlich «eher zurückhaltend», sagt SRF-Sprecherin Caroline Kalberer auf Anfrage. «Der Boxsport hat in der breiten Sportangebotspalette von SRF keine Schlüsselfunktion.»

Für das SRF werde Boxen interessant, «wenn es um prestigeträchtige Kämpfe geht. Wenn es sich um 'grosse Affichen' handelt, so ist auch das nationale Publikumsinteresse gross.»

Nur aussergewöhnliche Persönlichkeiten könnten in diesem Umfeld Geld verdienen, sagt Kreder. «Andy Hug war der letzte, der das geschafft hat. Und er musste den Umweg über das Ausland gehen.» Erst als der K1-Weltmeister in Asien zum Star wurde, kamen auch in der Schweiz Medienaufmerksamkeit und Werbedeals.

Eine ähnliche Karriere hält Kreder auch bei Gjergjaj für möglich. «Ein grosser Titel, ein Kampf gegen einen der grossen Stars, das könnte die Tür zu den grossen Verträgen aufstossen. Aber wir müssen uns bewusst sein: Das schaffen nur ganz wenige.»

Immerhin: Pünktlich zum offiziellen Wiegen konnte Manager Gallina am Freitag einen neuen Deal vermelden. Der grösste Döner-Produzent der Schweiz hat Gjergjaj bis Ende Jahr unter Vertrag genommen – mit Option auf Verlängerung. «Es ist für uns ein sehr guter Vertrag», sagt Gallina. «Wir wollen auch hier den nächsten Schritt machen.»

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