NBA-Star Sefolosha über Drogen-Sperre
«Mich stresst es nicht allzu sehr»

Der NBA-Schweizer Thabo Sefolosha spricht im BLICK-Interview über seine Drogen-Sperre, sein Leben in Utah und die Doppelbürger-Diskussion.
Publiziert: 12.07.2018 um 18:25 Uhr
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Aktualisiert: 01.04.2019 um 15:47 Uhr
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Emanuel Gisi (Interview) und Benjamin Soland (Fotos)

BLICK: Thabo Sefolosha, Sie er­leben ein verrücktes Jahr: Kurz nach Ihrem Wechsel nach Utah haben Sie einer Frau das Leben gerettet …
Thabo Sefolosha: (Lacht) … das war eine der Situationen, die im Nachhinein grösser gemacht wurden, als sie wirklich waren. Wir waren erst ein paar Tage in Salt Lake City und sind mit den Kindern riverraften gegangen. Der Fluss war ziemlich reissend, wir sind zuerst selber aus dem Boot gefallen. Später sind wir auf die Frau getroffen, die aus ihrem Gefährt gefallen war. Wir haben sie rausgezogen.

Und dann?
Als sie rausgefunden hat, dass ich für die Jazz spiele, hat sie es der Presse erzählt. Das war ganz lustig, aber es kam für mich unerwartet, dass daraus eine so grosse Sache wurde.

Ihre Saison war nicht nur eitel Sonnenschein. Sie haben sich schwer am Knie verletzt. Wie geht es Ihnen heute?
Gut. In sechs Wochen kann ich wieder voll trainieren. Ich sollte zur neuen Saison in Topform sein.

Thabo Sefolosha im BLICK-Interview: «Ich sollte zur neuen Saison in Topform sein.»
Foto: BENJAMIN SOLAND
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Thabo Sefolosha verdient sein Geld in der NBA.
Foto: BENJAMIN SOLAND

Und dann ist da noch Ihre Sperre. Sie sollen gegen das Anti-Doping-Programm der NBA verstossen haben, weil Sie positiv auf Marihuana getestet wurden.
Ich darf Ihnen die Substanz nicht nennen. Aber Sie können es sich ja denken.

Sie wurden für die ersten fünf Spiele der neuen Saison gesperrt.
Ja. Ich habe einen Fehler gemacht. Das tut mir leid. Es ist passiert, für mich ist es keine allzu grosse Sache. Auch wenn es für manche Leute richtig übel sein mag. Mich stresst es nicht allzu sehr. Ich finde: Jeder sollte selber entscheiden, was er konsumieren mag.

In manchen US-Bundesstaaten ist Marihuana bereits legal. In der NBA wird ohnehin über eine Lockerung der Regeln diskutiert.
Es sieht danach aus, ja. Und in manchen Ligen wird auf die Substanz, die bei mir gefunden wurde, gar nicht getestet. Aber es gibt keine Ausreden. Im Moment ist es nicht erlaubt. Mein Fehler! Am meisten tut mir leid, dass ich ein schlechtes Vorbild für die Kids war.

Wie erleben Sie Ihre neue Heimat Utah?
Unserer Familie gefällt es sehr. Zuvor waren wir in Atlanta, einer sehr afroamerikanisch geprägten Stadt, in der die südliche US-Kultur sehr stark gelebt wird, die Stadt von Martin Luther King. Meine Frau und ich fanden das toll.

Im Interview mit BLICK-Reporter Emanuel Gisi (M.) und Mediacamper Luca Fischlin redet Thabo Klartext.
Foto: BENJAMIN SOLAND

Utah dagegen ist sehr weiss.
Extrem weiss, sehr religiös, sehr streng! In Atlanta passiert alles in der Nacht, in Salt Lake City ist früh alles zu. Es ist anders, aber die Menschen sind wunderbar, die Natur ist toll, wir geniessen es als Familie hier.

Sie haben Donald Trump kritisiert, setzen sich gegen Rassismus und Polizeigewalt ein. Utah ist Trump-Country. Sehen Sie den US-Präsidenten nun anders?
Nicht wirklich. Die ganze Welt kann ja sehen, was er anrichtet. Er macht viele Dinge zunichte, die Obama in den letzten Jahren in die positive Richtung angestossen hat. Aber wer bin ich, die Amerikaner zu kritisieren, wen sie gewählt haben? Es ist ihr Land, sie müssen das wissen. Es passieren viele verrückte Dinge, aber in zwei Jahren wird neu gewählt. Ich glaube auch nicht, dass Trump das Hauptproblem ist.

Sondern?
Wie viel Zeit haben wir? Es wird zum Beispiel extrem viel über Politik gesprochen, eine Riesenshow veranstaltet. Aber ändert sich auch etwas oder wird nur geredet?

Sie sind halb Südafrikaner, halb Schweizer. In der Schweiz wird derzeit über die Doppel­bürger in der Fussball-Nationalmannschaft diskutiert.
Das habe ich mitbekommen, eine furchtbare Diskussion. Ich finde sie rassistisch.

Sefolosha in Aktion.
Foto: REUTERS

Wieso?
Wenn das Team voller Spieler mit italienischen Wurzeln wäre, gäbe es die Debatte nicht. Wir reden nur darüber, weil es um Balkan-Bürger geht. Das finde ich beleidigend. Ich kann ja nichts da-für, wo ich geboren bin und woher meine Eltern kommen. Das kann sich niemand aus­suchen.

Beim Verband verweist man auf die Kosten. Man bildet für viel Geld junge Fussballer aus, und dann wechseln sie mit Anfang 20 die Nationalmannschaft. Verstehen Sie das Argument?
Das ist doch verrückt. Wenn jemand als Doppelbürger aus Schweden in die Schweiz kommt, hier studiert, den Abschluss macht und dann irgendwann das Land verlässt, nehmen wir ihm dann auch das Diplom weg? Das ist absurd.

Dann muss der SFV Ihrer Meinung nach das Risiko in Kauf nehmen, Spieler zu verlieren?
Vielleicht sollte es der Verband so sehen: Wenn du Geld dafür ausgibst, um Nachwuchsfussballer zu fördern, und du bringst ein paar grosse Stars hervor, dann hast du schon gewonnen. Du hast gute Vorbilder für die Kinder geschaffen, du hast ihnen gezeigt, was alles mit harter Arbeit möglich ist. Wenn dann mal einer die Nationalmannschaft wechselt, was solls?

Ist für Sie nach Ihrer Karriere eine Rückkehr in die Schweiz ein Thema?
Ein grosses sogar. Wir lieben es hier, haben Freunde und Familie hier. Ich will, dass meine Kinder die Schweizer Kultur kennenlernen. Wir werden in ein paar Jahren auf jeden Fall zurückkehren. Aber ich hoffe, dass ich noch einige Saisons in der NBA spielen kann.

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