Professor Vetterli erklärt
Darum werden Computer immer schneller

Martin Vetterli ist Präsident der EPFL in Lausanne und führender Experte für Digitalisierung. Jede Woche erklärt er Begriffe aus der digitalen Welt.
Publiziert: 07.01.2018 um 16:04 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 15:35 Uhr
Martin Vetterli

Bill Gates sagte einmal, wenn die Autobranche sich so schnell entwickelt hätte wie die Computerbranche, würden Autos heute 10 Dollar kosten und 1000 Kilometer pro Stunde fahren. Er wurde sofort (und zu Recht) vom Chef von General Motors gerügt, der ­darauf hinwies, dass Autos sich zumindest keine Viren einfangen oder jeden Tag abstürzen. Trotzdem ist das Tempo, mit dem sich die Leistung von Computern in den letzten Jahren gesteigert hat, beeindruckend.

Vor 20 Jahren verlor der Schachweltmeister Garry ­Kasparow ein Spiel gegen den IBM-Supercomputer Deep Blue, einen der leistungsstärksten Super­computer seiner Zeit. ­Heute verfügt das normale Smartphone, das wir in der ­Tasche bei uns tragen, über eine vergleichbare Rechenleistung. Mit anderen Worten: Ein Smartphone kann dieselbe Anzahl von Rechnungen pro Sekunde durchführen und daher theo­retisch einen Schachmeister ­schlagen. Darüber hinaus sind die heutigen Smartphones nicht nur günstiger, sondern auch viel leichter (Deep Blue wog über eine Tonne!).

Die Evolution der Rechenleistung spiegelt das Mooresche Gesetz wider, welches besagt, dass sich die Anzahl der Transistoren in einem Schaltkreis ungefähr alle zwei Jahre verdoppelt. ­Dieses Gesetz (das eher eine ­Beobachtung und Vorhersage ist als ein echtes Gesetz) wurde von Gordon Moore, dem Gründer der Firma Intel, 1965 aufgestellt und ist dem Tempo der Computerindustrie seither stets gefolgt. Es prophezeit ein exponentielles Wachstum, bei dem Computer nach 10 Jahren 1000 Mal und nach 20 Jahren 1 Million Mal schneller wären! Das kann sich natürlich nicht in alle Ewigkeit so fortsetzen und muss sich irgend­wann verlangsamen, aber obwohl das Ende des Mooreschen Gesetzes schon häufig vorhergesagt wurde, gilt es nach wie vor. Computer werden weiterhin schneller, kleiner und billiger.

In anderen Bereichen gibt es ähnliche Steigerungen. Obwohl die Rechenleistung eine wichtige Messgrösse der Schnelligkeit ­eines Computers ist – der Stromverbrauch ist ähnlich wichtig. Hier prophezeit Koomeys ­Gesetz, dass die Energieeffizienz von Computern ebenfalls exponen­tiell ansteigt. Das ist zum Glück so, denn andernfalls ­müsste jeder von uns für sein Smartphone ein Kraftwerk im Hinterhof betreiben. Ein weiteres Beispiel ist die Geschwin­digkeit des Internetzugangs, die im ­Laufe der letzten 20 Jahre etwa 1000 Mal schneller geworden ist. Diese Beschleunigungen sind vor allem ­wegen der neuen Anwendungen, die sie ­ermöglichen, erwähnenswert. Einige Autos sind heutzutage mit genug Rechenleistung ausgestattet, um selbständig zu fahren, was vor nur wenigen Jahren ­völlig undenkbar war.

Übrigens gibt es auch ­Verlangsamungen. Das Eroomsche ­Gesetz prophezeit beispiels­weise, dass jede Entdeckung ­einer neuen medizinischen Behand­lungsmöglichkeit länger dauert und teurer wird als die vorhergehende, und das trotz ständiger technologischer Verbes­serungen. Warum heisst es das Eroomsche Gesetz?
Nun ja, es ist ein Wortspiel, das Mooresche Gesetz rückwärts ­geschrieben ...

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