Zug-Beschützer schlagen Alarm
Spart Securitas unsere Sicherheit kaputt?

BLICK sprach mit zwei Securitas-Angestellten. Diese werfen Securitas vor einen Trick zu verwenden, um den Mitarbeitern systematisch die Pausen wegzunehmen.
Publiziert: 13.10.2014 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 21:13 Uhr
Von Philipp Albrecht

Mit ihrer Präsenz in der S-Bahn des Zürcher Verkehrsverbunds (ZVV) sollen sie Sicherheit vermitteln. Doch diese Sicherheit wird jetzt infrage gestellt. Die Firma Securitas sieht sich mit heftigen Vorwürfen ihrer Angestellten konfrontiert.

Es geht um die Zugbegleiter mit den gelben «Sicherheit»-Westen, die zu zweit in Zügen und an Bahnhöfen patrouillieren. BLICK sprach mit zwei Angestellten. Sie erzählen von prekären Arbeitsbedingungen mit viel zu kurzen Erholungsphasen. «Unter diesen Umständen ist die Sicherheit nicht mehr gewährleistet», sagt der Securitas-Angestellte Michael Abt.

Die Erschöpfung führe auch dazu, dass viele Angestellte nach kurzer Zeit kündigen. «Ein Vorgesetzter bemerkte kürzlich, dass die Leute im Schnitt fünf Monate hier arbeiten», erzählt Abt.

Hohe Fluktuation

Zuletzt hätten sogar innerhalb von vier Monaten etwa 140 Personen die Firma verlassen. Die hohe Fluktuation führe dazu, dass Securitas «inzwischen jeden anstellt».

Sie müssen teilweise bis zu 13 Stunden arbeiten – mit nur einer halben Stunde Pause. «Man nimmt uns systematisch die Pausen weg, klagt Abts Arbeitskollege Leo Meier*.

Dazu wende Securitas einen Trick an: Die Einsätze sind so aufgeteilt, dass der Arbeitgeber möglichst wenige Pausen gewähren muss. So dauern viele Einsätze zwischen drei und fünf Stunden. Das Arbeitsgesetz schreibt aber erst ab 5,5 Stunden eine Viertelstunde Pause vor.

Diese Kurzeinsätze, zum Beispiel am Eingang des Burger King am Hauptbahnhof, werden dann mit längeren Einsätzen in Zügen verbunden.

Arbeitsortwechsel als Pause

Dazwischen haben sie nur rund zehn Minuten Zeit, um den Arbeitsort zu wechseln. Die Einsatzleiter würden das den Angestellten als Pause verkaufen, heisst es. «Erholung ist da aber nicht möglich. Wir müssen uns verschieben und die Uniform wechseln», erklärt Meier.

Regelmässig würden zudem Dienste zugewiesen, die genau 8 Stunden und 55 Minuten dauerten, inklusive 30 Minuten Pause.

«Würde der Dienst nur fünf Minuten länger dauern, müssten sie uns nach Arbeitsgesetz eine Stunde Pause gewähren, aber das wollen sie natürlich verhindern», sagt Abt.

Geschehe ein Zwischenfall und der Dienst dauere länger als neun Stunden, verweigere Securitas die zusätzliche halbe Stunde Pause. «Wer reklamiert, muss gehen.»

Verträge für nur drei Monate

Auch hier wendet Securitas einen Kniff an: Verträge werden in der Regel nur für drei Monate abgeschlossen. So können Kündigungen umgangen werden.

Securitas Zürich weist die Vorwürfe «von einigen wenigen Mitarbeitenden» zurück. Das Arbeitsrecht werde nicht systematisch verletzt. «Durch unsere modernen Informatikmittel werden die wichtigsten Gesetzesverletzungen sofort sichtbar», betont Sprecher Reto Casutt. Und entlassen werde nur, wer wiederholt Qualitätsstandards verletze.

*Name geändert

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