Zürcherin erhält Recycling-Busse
270 Franken für nicht verschnürten Karton

Wer nicht richtig bündelt, zahlt! Das beweist der Fall einer Zürcherin im Quartier Wiedikon: Weil sie ihre Kartonschachteln lediglich ineinandersteckte und nicht mit einer Schnur fixierte, schickte ihr das Statthalteramt einen Strafbefehl.
Publiziert: 18.01.2018 um 20:45 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 19:55 Uhr

Nach bestem Wissen und Gewissen stellte eine Zürcherin im Stadtkreis Wiedikon an einem Freitagmorgen im April 2017 ihren Altkarton vor dem Haus für die Kartonsammlung bereit. «Ich legte den kleinen Karton ordentlich in eine grosse Schachtel», erzählt sie in der Sendung «Espresso» von Radio SRF.

Als sie dann am Abend von der Arbeit zurückkehrte, stand die Schachtel immer noch an Ort und Stelle. Die Zürcherin dachte sich nichts dabei – bis die Stadtpolizei Zürich am nächsten Tag an ihrer Tür klingelte. Sie habe gegen die Abfallvorschriften verstossen und werde deshalb gebüsst, sagten die Beamten.

«Die Busse ist Tüpflischiisserei»

Tatsächlich erhielt sie sieben Monate später vom Statthalteramt einen Strafbefehl. 270 Franken soll sie jetzt blechen, wegen «Missachtens des Zeitpunktes für die Bereitstellung von Wertstoffen». Das Bündel wurde wohl wegen der fehlenden Schnur vom Kartonsammler nicht mitgenommen und stand deshalb zu lange auf der Strasse.

In Zürich muss der Karton verschnürt für die Kartonsammlung bereit gestellt werden – sonst droht eine saftige Busse.
Foto: GAETAN BALLY

Dass sie jetzt als Recycling-Sünderin gilt, ärgert die Stadtzürcherin. «Ich gebe mir extra Mühe, alles richtig zu entsorgen!», sagt sie. Die Busse sei eine «Tüpflischiisserei», man hätte sie zumindest verwarnen können.

Entsorgung und Recycling Zürich (ERZ) rechtfertigt die Strafe: «In allen Merkblättern, auf der Internetseite und in der App von ERZ steht, dass man Karton nur gefaltet und mit einer Schnur gebündelt bereitstellen darf», sagt ERZ-Sprecherin Leta Filli zu «Espresso».

Zwei Tage Gefängnis für Recycling-Sünde

Im Vergleich mit den anderen grossen Städten in der Deutschschweiz geht Zürich mit harter Hand gegen Verstösse bei der Kartonsammlung vor. In den meisten Städten wird auf dem falsch verpackten Karton ein Rückweisungskleber mit Begründung befestigt. Die Geldstrafen sind ebenfalls günstiger: In Schaffhausen und St. Gallen kostet ein Verstoss nur 100 Franken, wie «Espresso» bekannt gibt.

Die Zürcherin hat mittlerweile beim Statthalteramt Einspruch gegen die Busse erhoben. Trotzdem hat sie die 270 Franken vorsichtshalber mal gezahlt – denn im Strafbefehl wird ihr mit zwei Tagen Gefängnis gedroht, sollte sie die Rechnung nicht innerhalb eines Monats begleichen. (hah)

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