«Valentin T. schwärmte von seinen Kindern»
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Toter nach Streit in Zürich:Tochter (18) erschoss Valentin T. (†47)

Vater (†47) bei Familienstreit in Zürich-Wollishofen von Tochter erschossen – bester Freund unter Schock
«Valentin T. schwärmte von seinen Kindern»

Bei einem Familienstreit in Zürich-Wollishofen wurde der 47-jährige Vater Valentin T. von seiner Tocher erschossen. Seine besten Freunde und Verwandte stehen vor einem Rätsel – und zeichnen das Bild einer vermeintlich heilen Familie.
Publiziert: 25.09.2020 um 20:01 Uhr
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Aktualisiert: 22.12.2020 um 16:58 Uhr
Valentin T. (†47) starb bei einem Familienstreit in einer Zürcher Wohnung. Einer seinen besten Freunde bezeichnet ihn als liebenden Vater und Ehemann.
Foto: zvg
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Nicolas Lurati, Marsel Szopinski

Gegen 7 Uhr am Donnerstagmorgen rücken Patrouillen der Stadtpolizei Zürich zu einem Familienstreit in einer Wohnung in Zürich-Wollishofen aus. Dort finden sie den schwer verletzten Vater (†47) Valentin T.*. Seine Tochter Jasmin T. * (18) – hat ihn erschossen. Die Mutter Marina T.* (50) und die Tochter sind ebenfalls verletzt. Für T. kommt jede Hilfe zu spät – er stirbt noch vor Ort.

Vom Streit selbst hat die direkte Nachbarin der Familie nichts mitgekriegt. «Durch den Türspion sahen wir, dass die Mutter im Vorplatz neben der Wohnung hingelegt wurde. Dann kam der Notfall», sagt sie zu BLICK. Die Mutter sei noch längere Zeit im Krankenwagen gewesen. Für Jasmin T. wurde nun Untersuchungshaft beantragt, wie die Zürcher Oberstaatsanwaltschaft bekanntgibt.

«Ungewissheit ist das Schlimmste»

Einer der besten Freunde des Verstorbenen, Albert F.* (39), steht am Tag nach dem Drama weiterhin unter Schock. «Valentin war wie ein Bruder für mich», sagt er zu BLICK. Wie sich der Streit zugetragen hat und unter welchen Umständen die 18-Jährige die Schüsse abgegeben hat, ist Gegenstand der weiteren Ermittlungen. «Diese Ungewissheit sei das Schlimmste für Freunde, Angehörige und Familie.»

«Ich kann immer noch nicht glauben, was passiert ist», sagt Paulin T.** (30), ein Verwandter und enger Freund von T. «Ich kann mir nicht vorstellen, dass einem so lieben Menschen wie Valentin so etwas zustossen kann. Am Sonntag vor einer Woche waren Valentin und Marina noch an der Taufe meines kleinen Sohnes.»

Albert F. hat den Toten ebenfalls als liebenden Vater und Ehemann erlebt, der für seine Familie kämpft. «Am Mittwochabend kam er zu mir ins Restaurant. Sein Sohn und sein Neffe waren auch dabei. Valentin war glücklich», so der Gastronom. Vom Charakter beschreibt F. seinen besten Freund als stets positiv denkenden Menschen, immer freundlich: «Ja, ein richtig guter Mann!»

Seine Frau nannte er immer «Schatz»

T. sprach an dem Abend über sein Geschäft. «Gottseidank läuft meine Garage so gut», zitiert ihn F. Und: «Er hat auch geschwärmt, wie gut sein Sohn und seine Tochter in der Schule seien.» T. habe davon berichtet, dass sein Sohn ein selbständiges Immobilien-Unternehmen habe aufbauen wollen. «Die Idee war, dass alle drei beim Unternehmen dabei sein sollten: also Valentin, seine Ehefrau Marina und Flurin», so F.

Seine Frau habe T. immer «Schatz» genannt. F. erinnert sich: «Jedes Mal, wenn er mit Marina zu mir ins Restaurant kam, nannte er sie nie bei ihrem Namen, sondern immer ‹Schatz›. Allgemein war Valentin sehr liebevoll zu seiner Frau.»

Familie verbrachte Sommerferien gemeinsam

Auch habe T. nie ein schlechtes Wort über seine Familie verloren. «Als Marinas Vater, also Valentins Schwiegervater, starb, war Valentin sehr traurig. Er trauerte um ihn, als wäre es sein eigener Vater», sagt F. Marina T. ist Schweizerin – Valentin T. sei im Kosovo geboren.

Die Sommerferien verbrachte die Familie längere Zeit im Geburtsland von T., so die Nachbarin. Sie weiss: «Vater und Sohn blieben länger als Mutter und Tochter.» Marina T. hat am Tag der Taufe zudem verkündet, sie und ihr Ehemann Valentin würden bald vermehrt im Kosovo leben, erzählt Paulin T.

Am Samstag, sechs Tage vor der Tragödie, war Paulin T. noch zusammen mit Valentin, Flurin und Valentins Neffen im Ausgang. «Valentin war total entspannt und glücklich. Mein letzter Kontakt mit Valentin war noch am Mittwochabend, kurz vor 22 Uhr.»

Letzte Nachricht am Abend vor dem Drama

Die Verwandten tauschen Nachrichten aus, spassten miteinander. Valentins letzte Nachricht: «Dein Onkel wartet auf dich.» Den Text beendet er mit einem Herz-Emoji. «Meine Antwort an ihn am Donnerstagmorgen kurz nach 8 Uhr blieb unbeantwortet», sagt Paulin T.

Am Morgen nach dem Abendessen im Restaurant verlassen Flurin T. und sein Cousin nach 6 Uhr die Wohnung, verabschieden sich. «Ich gab meinem Vater noch einen Abschiedskuss», sagt der Sohn zu BLICK. Etwa eine Stunde später erschiesst seine Schwester den Vater.

* Namen geändert

** Name der Redaktion bekannt

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