Der wohl bekannteste Häftling der Schweiz, Brian Keller (27), avanciert hinter Gittern zu einem kleineren Filmstar. Auf seinem Tiktok-Kanal postet Brian seit geraumer Zeit Videos, die ihn in Haft beim Krafttraining zeigen, beim Schattenboxen – und wie er seine Zeit mit Zellenkumpanen verbringt. Das neueste Video: Wie Brian zum Gelächter von Knastgenossen die Zellentür einzutreten versucht.
Die Tür ist stärker, obwohl Brian mit aller Kraft viele Male dagegen tritt. Auch Faustschläge helfen nicht weiter. Die Tür macht keinen Wank. Der Zellengenosse, der die Aktion mit einem Handy filmt, lacht ungehalten. Einen weiteren Knastkumpanen klatscht Brian nach vollbrachter Tat triumphal ab. Hochgeladen wurde das Video am späten Samstag.
Brians kraftvoller Auftritt kommt nicht ganz überraschend. Ihm werden versuchte schwere Körperverletzung sowie mehrfache Gewalt und Drohung gegen Behörden und Beamte vorgeworfen – Straftaten, die Brian ab November 2018 während der Inhaftierung im Zürcher Gefängnis Pöschwies verübt haben soll, dem grössten Knast der Schweiz. Brian sieht das alles anders. Auf seinem Tiktok-Kanal beteuert er: «Der Staat hält mich gefangen, ohne Anklagepunkt!»
Eigentlich verboten
Dass die Aussenwelt Zeugin von Brians Zellentür-Kraftauftritt wird, hat mit der simplen Tatsache zu tun, dass es immer wieder gelingt, Handys in Haftanstalten zu schmuggeln. Dabei stellte die Abteilung Justizvollzug und Wiedereingliederung des Kantons Zürich schon letzten Monat klar: «Der Besitz von Handys im Gefängnis ist verboten.»
Wegen der vielen Ein- und Austritte, die es in jedem Gefängnis gebe, sei die Kontrolle jedoch nicht immer einfach. Der Kampf gegen den Schmuggel von Mobiltelefonen sei «eine Daueraufgabe» für die Haftanstalt. Wird ein Häftling mit einem Smartphone oder beim Schmuggel erwischt, droht eine Strafanzeige.
Es ist unklar, ob sich Brians Haftregime verlängert wegen der regelmässigen Updates in seinem Tiktok-Kanal. (kes)
