Fussball statt Büffeln am Zollikerberg
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Schüler fiebern mit Nati mit:Fussball statt Büffeln am Zollikerberg

So feiern die Kleinen den Nati-Sieg
Nach Embolo-Goal sind die Kinder ausser Rand und Band

Statt pauken durften Schülerinnen und Schüler in Zollikon ZH die Nati anfeuern. Ein Augenschein vor Ort zeigt: Die lautesten und emotionalsten Fans sitzen nicht immer im Stadion.
Publiziert: 24.11.2022 um 19:34 Uhr
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Aktualisiert: 24.11.2022 um 20:47 Uhr
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Fabian BabicRedaktor News

Auf den Strassen von Zollikon ZH deutet am Donnerstag wenig auf WM-Euphorie hin. Die Menschen sind dick eingepackt, eilen hastig über die verregneten Strassen – keine Spur von bunten Trikots. Doch der Schein trügt.

An der Privatschule Campus Zukunft Zollikerberg herrscht Aufregung. Statt Unterricht steht der Match der Nati auf dem Programm. Der erste Bub, der das Klassenzimmer betritt, setzt zum Sprint an, als er die Fernsehbilder auf der Leinwand erspäht. Er springt auf und gibt ein lautstarkes «Siu» in bester Cristiano-Ronaldo-Manier von sich.

Optimismus pur

Glitzernde Augen beim Anpfiff zeigen: Die Freude auf den Auftakt der Nati ist riesig. Die Truppe im Schulzimmer übt sich als Orakel: Die Schweiz werde als glänzender Sieger vom Platz gehen, so der Tenor. Begeisterte «Hopp Schwiiz»-Rufe ertönen.

Die Schweizer Nati bereitet den Schülerinnen und Schülern am Zollikerberg eine riesige Freude.
Foto: Siggi Bucher
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Der erste Aufschrei folgt allerdings nicht auf eine fussballerische Heldentat, sondern auf ein Missgeschick: Als ein Betreuer am Computer herumwerkelt, klickt er aus Versehen den Livestream weg.

Die Schüler feuern die Nati an und führen lebhafte Debatten. So spekuliert Sami (11), wie er an den Sicherheitskräften vorbeiflitzen könnte: «Wenn ich Rugbyspieler wäre, könnte ich es sicher schaffen!»

WM-Schattenseiten sind Unterrichtsthema

Dass man ein Public Viewing veranstalte, sei eine Schüler-Idee gewesen, erklärt Schulleiterin Renate Grandits. Die WM bewege die Kinder – auch die kritischen Seiten. «Ein Zweitklässler kam auf den WM-Boykott zu sprechen», erzählt sie. «Ich war total verblüfft, dass er in diesem Alter so informiert war.» Deshalb habe man die Fragen rund um die WM in Katar auch im Unterricht aufgenommen.

Jetzt aber zählt nur der Sport: Die Expertenrunde diskutiert über mögliche Favoriten: «Spanien oder England wird Weltmeister», meint Max (16). Selbst diejenigen, die keine leidenschaftlichen Fans sind, freuen sich über die Abwechslung. «Wir könnten öfter Fussball in der Schule schauen. Es ist mega interessant», sagt Alyona (12).

In der zweiten Halbzeit bringt Sport- und Musiklehrer Luis Quinero dann noch Trommeln ins Zimmer und sorgt damit endgültig dafür, dass das Klassenzimmer zum Hexenkessel wird. Ohrenbetäubender Lärm erfüllt die Lernoase. Und dann: Embolo trifft zum 1:0 – Ekstase pur! Es wird gesprungen, gejault und gefeiert.

Von da an gibts für die Kinder kein Halten mehr. Ein Gespräch ist unmöglich. Musiklehrer Quinero nutzt die Stimmung, um den klatschenden und trommelnden Nachwuchs-Fans eine Lektion in Sachen Rhythmus zu erteilen. Die Kinder werden nicht müde, die Nati lautstark anzufeuern – bis zum letzten Pfiff.

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