Schwarzfahrer Samir (20) brutal verprügelt
«Die Kontrolleure gingen zu fünft auf mich los!»

Der Schwarzfahrer Samir* (20) geriet am Sonntagmittag in Zürich in eine Billettkontrolle, die eskalierte. Er sei von fünf Kontrolleuren geschlagen und gekickt worden, als er schon am Boden lag, erzählt er BLICK. Die Staatsanwaltschaft eröffnet ein Strafverfahren gegen einen VBZ-Angestellten und beantragt U-Haft.
Publiziert: 04.07.2018 um 00:24 Uhr
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Aktualisiert: 14.09.2018 um 17:09 Uhr
Céline Trachsel

Samir* sitzt am Limmatufer, sein ganzer Körper übersät mit blauen Flecken. Es sind die Spuren einer Billettkontrolle, die am Sonntagmittag in Zürich-Wipkingen komplett ausser Kontrolle geriet. Die brutalen Folgen davon, dass er schwarz fuhr. «Ich wollte weder wegrennen, noch habe ich mich körperlich gewehrt. Ich wollte bloss meinen Bussenzettel  und dann gehen. Dass die Kontrolle so ausartete, war nicht meine Schuld», sagt Samir zu BLICK.

Die Kontrolle endete mit sechs Verletzten. Samir sowie ein 45-jähriger VBZ-Mitarbeiter wurden von der Polizei mitgenommen. Der 20-jährige Schweiz-Ägypter kam gleichentags wieder frei, der Kontrolleur blieb in Haft.

Am Mittwoch teilte die zuständige Staatsanwältin Sabine Schwarzwälder auf Anfrage von BLICK mit: «Ich ermittle aktuell gegen einen VBZ-Angestellten und einen involvierten Fahrgast.» Zu weiteren Beteiligten und dem Strafbestand gebe sie derzeit keine Auskunft. Gegen den inhaftierten VBZ-Angestellten eröffnete Schwarzwälder ein Strafverfahren und beantragte eine Untersuchungshaft.

«Am schlimmsten getroffen hat es meinen Kopf. Man sieht es nicht, weil alles von den Haaren verdeckt wird, aber es ist immer noch geschwollen.» Es seien die Folgen eines Kicks gegen seine Schläfe.

«Er kickte mir in den Kopf, während ich am Boden lag»

In die Grosskontrolle geraten sei er im 46er-Bus zwischen Rosengarten und Wipkingen. «Mein Abo ist abgelaufen und ich hatte noch kein neues. Das teilte ich dem Kontrolleur sofort mit und sagte, er soll mir eine Busse ausstellen.» Dieser erfasst noch im Bus Samirs Personalien. Zusammen steigen sie in Wipkingen aus. «Weil ich auf den Zug wollte, griff ich nach der Busse, doch da machte der Typ extra langsam und plusterte sich auf.»

Samir ist genervt, beginnt den Mann zu beleidigen. «Ich sagte ihm, er solle sich nicht so wichtig machen, er sei nur ein scheiss Kontrolleur. Da packte er mich am Kragen und stiess mich heftig um.» Er habe sich wieder aufgerichtet und ihm einen Faustschlag verpasst. «Das war Selbstverteidigung», meint er.

Die restlichen vier Kontrolleure eilen herbei. «Zu fünft gingen sie auf mich los, knallten meinen Kopf so heftig auf den Bordstein, dass meine Brille zersplitterte», schildert Samir. «Dann knieten sie auf meine Arme und Beine.»

Was danach passierte, kann Samir immer noch kaum fassen. «Der Typ, dem ich den Faustschlag verpasst hatte, kickte mir in den Kopf, während ich am Boden fixiert war.» Er habe Schläfe, Kiefer, Ohr und den seitlichen Hinterkopf getroffen. Der Gerichtsmediziner habe später leichte innere Blutungen festgestellt. Die Kontrolleure hätten noch seine kaputte Brille verschwinden lassen, um Beweise zu vernichten.

VBZ bedauern den Vorfall sehr

Schwere Vorwürfe gegen die VBZ. Trotzdem wollen die Verkehrsbetriebe Zürich keine Stellung zu den Schilderungen des jungen Mannes nehmen und verweisen auf das laufende Verfahren. VBZ-Sprecherin Silvia Behofsits: «Wir bedauern den Vorfall sehr. Welche Konsequenzen er haben wird, werden wir intern abklären, sobald wir wissen, was Sache ist.»

Samir hofft indessen, dass er Schadenersatz erhält. «Ich kann mich ohne Brille kaum konzentrieren, nichts lesen und habe noch die Schmerzen von der Prügelei – seit Sonntag sind meine Tage eine einzige Qual.»

* Name geändert

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