Reinigungs-Panne in Winterthur
Putzfrau schrubbt teures Kunstwerk in Schule weg

Sie sollte das Schulhaus gründlich reinigen und das tat sie auch. Eine Reinigungskraft hat in Winterthur ein Kunstwerk in einer Berufsschule zerstört. Der Schaden: 30'000 Franken!
Publiziert: 13.06.2022 um 15:58 Uhr
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Aktualisiert: 14.06.2022 um 07:10 Uhr

An den Wänden der Berufsbildungsschule an der Wülflingerstrasse in Winterhur ZH war so einiges los. Schwarze Figuren und Gestalten tummelten sich dort. Kein Schülerprojekt, sondern ein echtes Kunstwerk. Doch das wusste eine Reinigungskraft nicht – und entfernte die scherenschnittartigen Formen.

«Es war für mich ein Schock», sagt Rektor Roland Harders zu «Der Landbote». Das Werk von der Winterthurer Künstlerin Katharina Henking stammte aus dem Jahr 2007 und war nicht versichert.

Immerhin: Die Figuren landeten nicht im Kübel. Die Putzfrau hatte sie in eine Schachtel getan. Inzwischen hat Henking ein neues Kunstwerk im Schulhaus angebracht. Wieder auf die weissen Wände. Wieder dunkle Figuren und Formen im Scherenschnitt-Muster. Kostenpunkt: 30'000 Franken.

Eine Putzfrau hat in der Berufsbildungsschule Winterthur ein Kunstwerk zerstört.
Foto: Getty Images
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«Es war wirklich absurd»

Die Putz-Panne geschah bereits im Sommer 2020. Wegen Corona wurde das Gebäude von Grund auf gereinigt. Darunter fielen dann auch die schwarzen Gestalten an der weissen Wand.

«Ein klassisches Missverständnis», erklärt Rektor Roland Harders das Unglück. Die Frau habe es nicht mit Absicht getan. Als sie ihren Fehler bemerkte, soll sie geweint haben. Die Künstlerin nahm es mit Humor. Sie habe gelacht, als sie von der Putz-Panne hörte. «Es war wirklich absurd», so Henking zu «Der Landbote». Immerhin: Die neue Kunst im Schulhaus ist nun eingerahmt.

Putzfrau wischte Fettecke weg

Dass Kunst aus Versehen im Müll landet, kommt immer wieder mal vor. So zum Beispiel im Februar 2016. Eine Reinigungskraft hielt eine Installation in der Mannheimer Philippuskirche für Abfall. Kurzerhand packte sie die goldfarbenen Folien und steckte sie in den Kübel.

Die glänzenden Folien waren eine künstlerische Auseinandersetzung zum Thema Flucht. Erschaffen hatte das Werk mit dem Namen «Behausung 6/2016» die deutsche Künstlerin Romana Menze-Kuhn (64). Die Folien sollten schutzsuchende Menschen symbolisieren.

Das berühmteste Beispiel stammt aber aus dem Jahr 1986: Damals putzte eine Reinigungskraft in der Düsseldorfer Kunstakademie eine Fettecke des Aktionskünstlers Joseph Beuys (1921-1986) weg. (jmh)


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