Flüchtiger Audi-Fahrer lief in Handschellen zur Mama
1:09
Aargauer haut zu Fuss ab:Audi-Fahrer flüchtet in Handschellen vor Zürcher Polizei

Rafael L. (24) haute vor Polizei-Kontrolle in Zürich-Wiedikon ab
Flüchtiger Audi-Fahrer lief in Handschellen zur Mama

Ein Audi-Fahrer flüchtete am Montagmorgen zu Fuss aus einer Polizeikontrolle. Das Problem: Er trug schon Handschellen! Trotzdem entwischte er, stelle sich später selber. Beim Flüchtigen handelt es sich um einen Aargauer, der der Polizei schon bestens bekannt ist.
Publiziert: 31.08.2020 um 18:32 Uhr
|
Aktualisiert: 31.08.2020 um 19:37 Uhr
Michael Sahli, Johannes Hillig

Es ist gegen 8.15 Uhr, als eine Polizeisirene den friedlichen Montagmorgen in der Zürcher Werdstrasse durchbricht. Ein Audi versucht, vor einem Töff-Polizisten zu fliehen. Die Manöver sind riskant. «Es krachte fast zwei Mal, bis der Beamte es schaffte und mit seinem Töff vor den Audi kam», sagt Augenzeuge Ueli T.* (35) zu BLICK. Als der Audi endlich steht, zieht der Beamte seine Waffe und ruft: «Wenn ich sage anhalten, dann heisst das auch anhalten!»

Die Situation scheint unter Kontrolle. Doch weit gefehlt: Am Steuer des Audi sitzt Rafael L.* (24), der auf die Polizei gar nicht gut zu sprechen ist. Zwar lässt er sich noch Handschellen anlegen und zeigt sich zunächst kooperativ. «Ich schlafe seit einer Woche im Auto», haben ihn Anwohner noch rufen hören. Dann rennt er plötzlich los, lässt die Beifahrerin, seinen Husky – und den überrumpelten Polizisten stehen. «Der kam ihm einfach nicht hinterher. Er hatte ja seine Töff-Montur an», so Julia T.*(34), eine weitere Anwohnerin.

Nicht die erste Flucht vor der Polizei

Der gefesselte Flüchtige scheint wie vom Erdboden verschluckt, fast drei Stunden lang! Beamte durchkämmen das Quartier – ohne Erfolg. Die Polizei bittet die Bevölkerung, nach einem «Mann mit Handschellen» Ausschau zu halten. Zweieinhalb Stunden später stellt sich Rafael L. selber auf einem Polizeiposten. Der junge Mann war zu seiner Mutter gerannt – die schickte ihn auf den Posten, wie sie zu BLICK sagt.

BLICK-Recherchen zeigen: Beim Audi-Fahrer, der am Montagmorgen die Stadtpolizei Zürich narrte, handelt es sich um Rafael L. (24).
Foto: Zvg
1/6

Es ist nicht das erste Mal, dass der Aargauer mit der Polizei Ärger hat. BLICK-Recherchen zeigen: Letztes Jahr ging er in Bremgarten AG auf einen Polizisten los. Bei der Bushaltestelle Algier schlug er unvermittelt einem Beamten mit der Faust auf den Hinterkopf. Während der Beamte verletzt liegen blieb, flüchtete der damals 23-Jährige.

Doch kurze Zeit später wurde er festgenommen. Nachbarn erinnern sich an den damaligen Polizeieinsatz in Oberlunkhofen AG. Als die Beamten das Haus umstellten und zugreifen wollten, habe sich der junge Mann über ein Fenster aus dem Staub gemacht. Er kam allerdings nur wenige Meter weit, wurde überwältigt und verhaftet.

Mutter riet ihm, sich zu stellen

Am 13. August 2020 hatte er wieder mal Besuch von der Polizei. Diesmal ging es um den Rauswurf von Rafael L. und seiner Freundin aus der Wohnung. Zur Freude der Nachbarn: Die berichten durchwegs von einem schwierigen Verhältnis zum Audi-Fahrer und seiner Freundin.

Der Mietvertrag lief auf die Mutter des Aargauers. Die ist enttäuscht von ihrem Sohn. «Er ist eigentlich ein lieber Junge», sagt sie zu BLICK. Aber: «Er lernt seine Lektion einfach nicht.» Es stimme wohl, dass ihr Sohn eine Woche im Auto schlafen musste. «Ich habe das zugelassen, ja. Damit er merkt, wie es ist, wenn ich ihm nicht alles bezahle», erklärt sie.

Das Problem sei, dass der junge Mann nie Konsequenzen für seine Taten tragen musste. «Beim Angriff auf den Polizisten in Bremgarten kam er fast ohne Strafe davon. Ich glaube, das war ein Fehler», sagt sie. Als sie ihn heute mit Handschellen sah, habe sie ihm gesagt, er soll sich bei der Polizei melden. «Ich habe ihm gesagt, dass er sich sofort stellen soll.» Am Schluss sagt sie: «Hoffentlich lernt er diesmal seine Lektion.»

Man darf hoffen: Rafael L. wurde laut Stadtpolizei Zürich schon wieder auf freien Fuss gesetzt.

* Name bekannt

Fehler gefunden? Jetzt melden
Kommentare