«Dachte, mein Zeithorizont würde respektiert werden»
1:05
Unzufrieden mit dem HEV Zürich:«Dachte, mein Zeithorizont würde respektiert werden»

Privater Bauherr verzweifelt an langsamen Handwerkern und zahnlosem Hauseigentümerverband
«Sechs Monate für einen Badezimmer-Umbau? Das kann doch nicht sein!»

Gross war die Erwartung eines Hauseigentümers, als er dem Zürcher Hauseigentümerverband die Koordination einer Wohnungssanierung anvertraute. Doch der Vermieter wurde enttäuscht. Am Ende konnten die neuen Mieter nicht fristgerecht einziehen. Der Vermieter verlor Geld.
Publiziert: 04.11.2023 um 00:39 Uhr
|
Aktualisiert: 05.11.2023 um 14:08 Uhr
Blick_Portrait_2537.JPG
Nicolas LuratiReporter News

64 Jahre – so lange wohnte der einstige Mieter von Manuel Pestalozzi (61) aus Zürich in einer schönen Hochparterre-Wohnung. Mitten in Zürich. Dann, Ende März, zieht der Langzeit-Mieter aus und Eigentümer Pestalozzi will die Wohnung für die Nachmieter auf Vordermann bringen. Viel muss er dabei nicht machen – Wände streichen und das Parkett schleifen, vor allem aber das Badezimmer erneuern: Bidet und Badewanne raus, Dusche rein, dazu ein neues Lavabo und Keramik-Plättli.

Es sind Arbeiten, für die Pestalozzi Handwerker braucht. Sein Glück: Die neuen Mieter ziehen erst im Oktober ein – sechs Monate Zeit für die kleinen Umbauarbeiten. Passt schon, denkt sich Pestalozzi. Und irrt gewaltig.

Der Grund: «Die Handwerker liessen mich hängen.» So sehr, dass er am Ende auf eine halbe Monatsmiete verzichten musste, weil Ende September die Wohnung immer noch eine Baustelle war.

Manuel Pestalozzi vermietet eine Wohnung in einem Haus in Zürich. Er ist Teil einer Erbengemeinschaft, der das schmucke Bauwerk von 1909 gehört. Pestalozzi wohnt selbst im Haus.
Foto: Nicolas Lurati
1/6

Sanitär sagt zu – und dann wieder ab

Um das Bad umzubauen, suchte Pestalozzi zunächst auf eigene Faust einen Sanitär. «Erst sagte mir einer zu. Dann meinte er plötzlich, er habe doch keine Zeit, um rechtzeitig fertig zu sein.» Bei Pestalozzi keimt da schon ein böser Verdacht: «Für so kleine Arbeiten ist man bei Handwerker-Firmen der Letzte in der Prioritätenliste. Mit mir verdienen sie nicht so viel Geld.»

Darum wendet er sich im Mai – immer noch ohne Handwerker – an die Profis vom HEV Zürich, dem Hauseigentümerverband. Dieser bietet seinen Mitgliedern an, die Bauleitung bei Umbauarbeiten zu übernehmen. Kostenpflichtig, natürlich. Pestalozzis Hoffnung: Die Profis wissen, wie man bei Handwerkern auch bei kleinen Aufträgen Verbindlichkeit herstellt. Er irrt erneut.

Kein Terminplan vom Bauleiter

Denn mit dem HEV wird das Theater nur noch grösser. Anstatt Verbindlichkeit kriegt Pestalozzi vor allem Ausreden, warum es trotzdem nicht vorwärtsgeht. «Der HEV-Mann sprach ständig von Ferienansprüchen bei den beteiligten Unternehmen», klagt er. «Doch mich interessiert nur, dass der richtige Handwerker zur richtigen Zeit in der Wohnung ist. Der Bauleiter soll fristgerecht koordinieren, nicht von Ferien erzählen.»

Beispiel: Pestalozzi verlangt vom HEV-Bauleiter einen Terminplan. Bekommen habe er diesen aber nie. «Er unterliess es, mir einen solchen mitzuteilen und wich aus.» Stattdessen wurde er immer wieder von spontanen Handwerker-Besuchen überrascht. Als könnte der berufstätige Eigentümer immer augenblicklich reagieren. Pestalozzi folgert daraus: «Der HEV setzte keinen Druck auf. Es wirkte, als würden die Handwerker jeweils schnell bei mir vorbeischauen, wenn sie gerade ein Zeitfenster hatten.»

Den Zeitplan aus den Fugen brachten schliesslich die Plättli fürs Badezimmer. «Ich gab dem HEV-Bauleiter Anfang Juli per Mail meinen Wunsch durch. Aber erst Ende August erhielt ich die Antwort, dass genau diese Platten nicht mehr verfügbar seien.» Das Resultat: Der Umbau dauert so lange, dass die neuen Mieter nicht am 1. Oktober einziehen konnten – sondern erst Mitte Monat. Pestalozzi geht eine halbe Monatsmiete flöten. Für ihn ist der Fall darum klar: «Ich beabsichtige, den Mietausfall von der Rechnung des HEV-Bauleiters abzuziehen.»

Zürcher HEV-Direktor nimmt Stellung

Albert Leiser, Direktor des Zürcher HEV, wehrt sich vehement gegen die Vorwürfe von Pestalozzi: «Ich weise zurück, dass unser Bauleiter nicht die Interessen von Herrn Pestalozzi vertreten hat.» Aus einem einfachen Grund: «Hätte der Bauleiter die Interessen von Herrn Pestalozzi nicht vertreten, wären die Plättli nicht da und eingebaut und das Badezimmer nicht fertig. Aber das Badezimmer ist fertig.» Dass das länger gedauert hat, sei nicht das Verschulden des HEV.

Leiser: «Wir haben für unser Mitglied innerhalb kürzester Zeit alles daran gesetzt, inmitten des aktuellen Fachkräftemangels und mitten in den damaligen Bauferien, Handwerker zu organisieren und zu beauftragen sowie die dazu gehörenden Baumaterialien extern zu bestellen.»

Für Eigentümer Manuel Pestalozzi ein Hohn. «Sechs Monate für einen Badezimmer-Umbau? Das kann doch nicht sein!» Er sei nach dieser Odyssee schwer enttäuscht – von den Handwerkern, aber vor allem von der Bauleitung des HEV.

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?