«Lieber späte als überhaupt keine Reue!»
Dieb gibt Steinzeit-Beil zurück – nach 40 Jahren

Manche klauen Geld, Schmuck oder Gold. Ein Dieb hat in der Stadt Zürich ein Beil, das über 5000 Jahre alt ist, geklaut. Nach mehr als 40 Jahren ist es nun wieder aufgetaucht.
Publiziert: 06.03.2024 um 17:27 Uhr

«Die Klinge wirkt relativ klein, aber für die damalige Zeit war es ein grosser Gegenstand aus Kupfer, der als sehr wertvolles und prestigeträchtiges Tauschmaterial galt», sagt Adrian Huber, Mitarbeiter der Zürcher Kantonsarchäologie, zum «Tages-Anzeiger».

Es geht um ein Beil aus Kupfer, das sich erst seit März 2022 im Bestand befindet. Denn die 11 Zentimeter lange, 250 Gramm schwere Waffe wurde einst geklaut. Dabei wusste die Zürcher Kantonsarchäologie noch nicht mal etwas davon. 

«Es soll aus Feld 6, Schicht 4 stammen»

Das änderte sich am 21. März 2022. Da wurde anonym ein Paket abgegeben. Darin: das jungneolithische Flachbeil vom Typ Bottighofen. «Im Begleitschreiben bekennt der spät-reuige Finder, es 1981 auf der Ausgrabung Zürich-Mozartstrasse 65 unterschlagen und entwendet zu haben. Es soll aus Feld 6, Schicht 4 stammen», schreibt die Kantonsarchäologie in ihren kürzlich veröffentlichten Kurzberichten für das Jahr 2022. Das Beil wird auf das Jahr 3612 vor Christus datiert. 

Ein Dieb hat dieses Beil zurückgebracht. Er hatte es 1981 gestohlen.
Foto: Kantonsarchäologie Zürich
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Neben dem Paket lag auch ein Brief bei, natürlich ebenfalls anonym. «Guten Tag, lieber späte als überhaupt keine Reue!». Als das Opernhaus auf dem Sechseläutenplatz erweitert wurde, stiess man auf Spuren aus der Stein- und Bronzezeit. Darunter auch das Beil. Es stammt aus der Zeit von Ötzi. 

Dieb war wohl Teil vom Ausgrabungsteam

Ötzi lebte vor rund 5300 Jahren und starb am Tisenjoch an der italienisch-österreichischen Grenze durch eine Pfeilspitze. 1991 wurden seine Überreste entdeckt. Die Gletschermumie ist seither Gegenstand reger Forschung, die fortlaufend Informationen zu seiner Herkunft, seinem Gesundheitszustand und seinem Tod rekonstruiert.

Wer das Beil bei der Ausgrabung einfach mitgehen liess, ist unklar. Die Informationen über den genauen Fundort lassen aber darauf schliessen, dass es eine Person war, die bei den Ausgrabungen beteiligt gewesen sein könnte. Letzten Endes ist das aber nicht so wichtig, meint Huber. «Wir sind einfach froh, dass so etwas Kostbares wieder zurückgegeben wurde.» (jmh)


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