Blick-Leser spenden innert weniger Stunden über 100'000 Franken für krebskranke Anisha (15)
«Das ist der Wahnsinn, vielen Dank!»

Drei Stunden nach Erscheinen des Blick-Berichts über Anishas schwere Krebserkrankung sind über 100'000 Franken an Spendengelder eingegangen. Der rettenden Reise nach North Carolina steht nun nichts mehr im Weg. Dank der Grosszügigkeit der Blick-Leser!
Publiziert: 24.05.2023 um 13:35 Uhr
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Aktualisiert: 25.05.2023 um 14:14 Uhr
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Myrte MüllerAussenreporterin News

Stefan Kale (56) kann sein Glück nicht fassen. Um 16.30 Uhr überschreitet der Spendenaufruf im Internet die 100'000-Franken-Marke. «Das ist der Wahnsinn», sagt der Vater von Anisha (15) gegenüber Blick am Telefon, «die Anteilnahme der Blick-Leser und anderen Spendern haut mich um. Vielen Dank an alle».

Vor zwei Tagen richtete die Familie auf der Website Gofundme einen Spendenaufruf ein. Bis heute Morgen waren 30'000 Franken gespendet worden. Dann berichtet Blick über das Schicksal der jungen Zürcherin Anisha. Der Artikel sorgt für eine Spenden-Flut. Über 770 Menschen überweisen Geld. Die höchste Einzelspende beläuft sich bislang auf 5000 Franken. Und das Geld fliesst weiter.

«Die Weichen sind gestellt», sagt Stefan Kale erleichtert, «wir fahren nach Amerika!». Am 9. Juni beginnt im Universitätsspital von Chapel Hill im US-Staat North Carolina die Vorbereitung für die experimentelle Zelltherapie. Anisha muss jetzt noch einmal alle Kraft zusammennehmen und der Situation mit viel Mut entgegentreten.

Mit 14 Jahren erkrankte Anisha Kale an einem seltenen Knochenkrebs.
Foto: zVg

Anisha hat einen eisernen Willen

Die junge Zürcherin ist eine Kämpferin. Sie trainierte im Schwimmverein und machte Kung-Fu. Der Kampfsport der chinesischen Shaolin-Mönche verlangt Geduld, Ausdauer und Kraft. Vor allem braucht es einen eisernen Willen. «Den hat unsere Tochter», sagt Stefan Kale, «Gott sei Dank. Sonst hätte sie ihr Schicksal nicht so tapfer durchgestanden.»

Anisha lebte bis vor anderthalb Jahren ein glückliches Leben. «Neben dem Sport ging sie gerne mit ihren Freundinnen aus», erzählt ihr Vater. Zwei Wochen vor ihrem 14. Geburtstag kam die brutale Wende. «Nach dem Schwimmtraining verspürte sie einen leichten Schmerz auf dem Schienbein», sagt Anishas Vater im Blick-Gespräch. «Wir gingen zu unserer Ärztin. Sie war besorgt, meinte, es könnte ein Tumor sein.» Weitere Untersuchungen bestätigten die Erstdiagnose. Anisha leidet an einem sogenannten Osteosarkom.

Bei Anisha lief alles schief

Dieser seltene Knochenkrebs trifft vor allem Kinder und Jugendliche im Alter zwischen zehn und 25 Jahren. In der Schweiz werden im Schnitt jährlich zehn Fälle gemeldet. Die Heilungschancen liegen bei 70 Prozent – wenn alles glücklich verläuft. Bei Anisha aber lief nichts gut. Es folgte eine langwierige Chemotherapie und eine Operation. «Bei diesem Eingriff wurden mein Kniegelenk und Teile des Schienbeins durch eine Prothese ersetzt», schreibt Anisha in ihrem Spendenaufruf.

Leider sei so einiges schiefgegangen, berichtet die 15-Jährige weiter: «Die Chemotherapie haben meine Leber und die Nieren nicht vertragen, was mir eine Notfallverlegung nach Genf einbrachte.» Anisha wurde in ein künstliches Koma versetzt. Sie lag mehrere Wochen auf der Intensivstation, angeschlossen an eine Dialyse-Maschine. «Vor dem Abflug haben mir die Ärzte mit hängenden Köpfen geraten, mich von meinem Bruder und von meinen Grosseltern zu verabschieden», erzählt die junge Krebspatientin.

Schweizer Ärzte sind ratlos

Anisha überlebte die Tortur, wurde wieder nach Zürich verlegt und am Bein operiert. Doch die Wunde schloss sich nicht. «Dadurch habe ich mir einen Infekt eingefangen», schreibt Anisha. Die Operation musste ein zweites Mal durchgeführt, die Chemo eingestellt werden. Es bildeten sich Metastasen in der Lunge. Anisha wurde erneut operiert. Die gesamte Behandlung wurde Anfang 2023 abgeschlossen. Doch der Krebs kam im Frühjahr zurück!

In der Schweiz sind die Ärzte ratlos. Sie bieten nur noch eine Palliativbehandlung (Behandlung zur Linderung von Symptomen, nicht aber zur Heilung der Krankheit) an. Vater Stefan Kale ist verzweifelt. Er sucht im Internet nach neuartigen Krebstherapien und findet eine Studie, die im US-Staat North Carolina an Kindern mit Osteosarkom durchgeführt wird. Es geht um die sogenannte Car-T-Zelltherapie, bei der die körpereigene Immunabwehr den Krebs bekämpft. Für das Verfahren werden weisse Blutkörperchen im Labor gentechnologisch so verändert, dass sie Krebszellen erkennen und gezielt vernichten können.

Anisha wird zur US-Studie angenommen

Anisha bewirbt sich. Die Zürcherin erfüllt alle Voraussetzungen für eine Probandin. «Sie suchten ein Mädchen in diesem Alter. Es musste an einem wiederkehrenden Knochenkrebs leiden und eine Lebenserwartung von mindestens 16 Wochen haben. Alles passte», sagt Stefan Kale, der sich nun an diesen Strohhalm der Hoffnung klammert. Der Brief aus den USA erreicht die Familie am 21. Mai: Anischa hat zum ersten Mal wieder Glück. Sie ist zur Studie angenommen! Doch die Therapie kostet 100'000 Franken. Geld, das die Familie nun dank der grosszügigen Spenden zusammen hat.

Jetzt heisst es im Hause Kale: Kofferpacken und hoffen, dass Anisha den Krebs endlich besiegen wird.

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