Deshalb fährt Ivan Richner auf dem Trottoir
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200-Franken-Busse:Deshalb fährt Ivan Richner auf dem Trottoir

Gemeindepolitiker schimpft über Bussen-Wahnsinn in Bülach ZH
«Ich bin schockiert, wie kleinkariert das ist!»

Ivan Richner muss 200 Franken Busse fürs Fahren auf dem Trottoir bezahlen. Ein Bülacher Gemeinderat spricht von «kleinkarierter Überwachung» seitens der Polizei und fordert mehr Toleranz bei «Bagatellen».
Publiziert: 22.05.2019 um 18:25 Uhr
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Aktualisiert: 24.05.2019 um 12:25 Uhr
Anastasia Mamonova

Ivan Richner (48) ärgert sich. 200 Franken Busse muss der Zeitungsverträger bezahlen, weil er mit seinem Roller in der Nacht das Trottoir befuhr. Vergangene Woche wurde er um 4 Uhr morgens an der Feldstrasse in Bülach ZH von einer Verkehrsüberwachungskamera erwischt. Die sollte eigentlich Autofahrer kontrollieren, die in der Einbahnstrasse falsch fahren. Nun hat sie auch Richner erwischt (BLICK berichtete).

SVP-Kantonsrat Claudio Schmid (48) macht sich für Richner stark. Und auch Bülachs GLP-Gemeinderat, Daniel Wülser, kann die Busse nicht verstehen. «Ich bin schockiert, wie kleinkariert das ist! Wegen so einer Bagatelle wird so ein Aufriss gemacht», sagt er zu BLICK. 

Seiner Ansicht nach hatte Richner «einfach nur Pech», weil sein Nummernschild zu sehen war. «Wenn ein Velofahrer auf dem Trottoir fährt, passiert ihm nichts. Das ist doch Willkür», ärgert sich der Gemeinderat.

Daniel Wülser, Gemeinderat von Bülach, findet die Busse «kleinkariert» und fordert mehr Toleranz von der Polizei.
Foto: Bezirk Bülach
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Kamera reagiert auf Kontrollschilder

In der Tat erfasst die Kamera keine Fahrräder. «Die Kamera reagiert auf Kontrollschilder in Bewegung», sagt Atilla Uysal von der Stadtpolizei Bülach zu BLICK. Dann schiesse sie ein Foto, das anschliessend der Polizei übermittelt wird. Die Beamten würden dann die Aufnahmen administrativ verarbeiten und «im Falle von Übertretungen reguläre Ordnungsbussen ausstellen», sagt Uysal.

Wülser hat dafür kein Verständnis und reicht beim Stadtrat eine entsprechende Anfrage ein. «Es kann doch nicht sein, dass die Stadtpolizei Bülach Zeit für solche ‹kleinkarierten Überwachungen› hat. Die neue Kamera an der Feldstrasse in Bülach Süd wurde für fehlbare PW-Lenker, welche die nicht zulässige Einbahnstrecke benützen, montiert. Aber sicher nicht für eine solche Bagatelle und dann noch mitten in der Nacht», steht in seinem Schreiben an den Stadtrat.

«Kann nicht sein, dass man Leute überwacht»

Auch wenn Zeitungsverträger Richner mit seinem Roller nicht auf dem Trottoir hätte fahren dürfen, fordert Wülser mehr Toleranz von den Ordnungshütern. «Die Kamera soll für ihre primären Zwecke genutzt und entsprechend auch diese Autofahrer gebüsst werden und nicht andere Menschen. Der Zeitungsverträger hat ja keinen gefährdet», sagt Wülser. Ausserdem sagt er, könne es «nicht sein, dass man da einfach Leute überwacht».

Polizeisprecher Atilla Uysal widerspricht: Dass hier kein Auto, sondern ein Roller erfasst wurde, spiele keine Rolle. Eine Übertretung sei eine Übertretung. «Im Falle von Ivan Richner handelt es sich um eine reguläre Ordnungsbusse. Er kann während der gegebenen Fristen Einsprache erheben.»

Richner wird jedoch auf eine Einsprache verzichten, wie er BLICK sagt. «Bei der Polizei warnte man mich, dass es unter Umständen für mich teuer werden könnte. Darum lasse ich es sein», sagt er.

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