D.S. musste «Vollgas aufs Hüsli»
Die dünnen Ausreden des Hundetrainers

Dieser Zürcher Hundetrainer treibt Kunden zur Weissglut. D. S.* (54) kassiert im Voraus Geld für Lektionen, dann verschiebt er sie. Über Monate. Nun wurde der Trainer angezeigt. Er weist die Vorwürfe zurück.
Publiziert: 13.03.2015 um 10:34 Uhr
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Aktualisiert: 07.10.2018 um 14:39 Uhr
Judith Simeon versuchte es erst mit einer Betreibung. Jetzt zeigte sie S. an.
Foto: Philippe Rossier
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Von Michael Spillmann

D. S. bietet Hundecoaching, Einzelunterricht, Welpenprägung, Junghundeschulung und sogar eine Trüffelsuchausbildung an.

Marianne Schaffner (50) aus Opfikon ZH buchte für Labrador-Mischling Nemo (1) letztes Jahr zwei Kurse: den Erziehungs- und den Junghundekurs. Kosten: 1160 Franken. «Der Trainer war gut», sagt sie. Nach vier Lektionen war sie mehr als zufrieden.

Dann begann das Drama. «Bin mal wieder zeitlich im Seich», schrieb S. am 7. April 2014 per SMS. Die Lektion wurde verschoben. Eine Woche später: Krankheitsfall in der Familie. Mittwoch, 4. Juni: Stau. Donnerstag, 19. Juni: Er sei «Vollgas» heim «aufs Hüsli». Grund: Eine «grässliche Darmgrippe». Montag, 4. August: Ein Hund habe ein Nachbarskind gebissen. 7. August: «Hatte eine Scheissnacht.»

«Mir wurde klar, dass es nur Ausreden sind», sagt Marianne Schaffner. Hundetrainer S. wehrt sich: «Die von mir angegebenen Gründe für die Verschiebung der Lektionen waren alle wahrheitsgetreu.»

Tatsächlich? Andere Hundebesitzer erhielten ähnliche Absagen. Judith Simeon (53) aus Lufingen ZH ging mit Lhasa Apso Youki (8) zu S.: «Ich war am Anfang begeistert.» Dann kamen die Absagen: Auto kaputt, Krankheitsfall in der Familie, Kind von Hund angefallen. Eine Betreibung auf Rückzahlung blieb erfolglos.

«Ich habe zehn Lektionen im Voraus bezahlt», sagt Barbara Garessus (52) aus Bassersdorf ZH. Kosten: 550 Franken. Für Mischling Daiko (5) gab es nur vier: «Einmal schrieb S. von einem Rehunfall.» S. sagt, er habe die Bescheinigung vom Jäger, den er habe aufbieten müssen, als er das Reh angefahren habe.

«Wir wollen unser Geld zurück», sagt Marianne Schaffner. «Der Trainer hat uns übers Ohr gehauen.» Sie fordert 928 Franken und schaltete einen Anwalt ein. Zwei der Frauen zeigten S. an. Die Kantonspolizei bestätigt den Eingang von zwei Anzeigen wegen Betrugs. «Es gibt noch mehr Opfer», sagt Marianne Schaffner. Die SRF-Radiosendung «Espresso» hatte den Fall publik gemacht.

«Relevant ist nicht, dass die Stunde abgesagt wurde, sondern dass ich immer einen Ersatz­termin vorgeschlagen habe», so D. S. Er habe gegen zwei Personen Strafanzeige wegen Verleumdung eingereicht. Und: «Bei mir verjährt keine Stunde, die Türen stehen noch immer offen.»

* Name der Redaktion bekannt

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