Coronavirus-Folgen
Anlässe abgesagt: Studenten fehlt Arbeit und Geld

Ob Hostess am Autosalon Genf oder Servicekraft im Zürcher Hallenstadion – die geplanten Einsätze fallen wegen des Grossveranstaltungs-Verbots aufgrund des Coronavirus aus. Damit bleibt auch der Lohn aus. Von den finanziellen Einbussen betroffen sind vor allem Studenten.
Publiziert: 02.03.2020 um 19:09 Uhr
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Aktualisiert: 03.03.2020 um 13:33 Uhr

Die drastische Massnahme des Bundes, Grossveranstaltungen zu verbieten, trifft die Schweizer Event-Branche hart. Bis zum 15. März sind sämtliche Anlässe mit mehr als 1000 Personen untersagt. Schwer davon betroffen sind und waren unter anderem elf Konzerte im Hallenstadion in Zürich, die Basler Fasnacht sowie der Autosalon in Genf.

Für unzählige Teilzeitmitarbeiter, die an den jeweiligen Anlässen im Einsatz gewesen wären, hat die Massnahme fatale Folgen. Ohne Einsatz gibt es nämlich keinen Lohn. Oder zumindest weniger. Beim Grossteil, der davon betroffen ist, handelt es sich um Studenten.

«Eine ziemliche Einbusse»

Auch Sina M. aus Zürich, die neben ihrem Studium als Servicekraft im Hallenstadion arbeitet, ist davon betroffen. Mit dem Verdienst im Hallenstadion finanziert die Studentin ihren Lebensunterhalt. «Bis Mitte März hätte ich vier Einsätze gehabt. Diese fallen nun alle aus, das bedeutet nun schon eine ziemliche Einbusse für mich.» Insgesamt hätte Sina mit diesen Einsätzen 440 Franken verdient. «Da ich während der Prüfungsphase im Januar und Februar weniger arbeiten konnte, aber im Hinterkopf hatte, dass Anfang März die Playoffs und damit einige Ansätze anstehen, habe ich mit diesem Geld gerechnet.»

Neben ihrem Studium arbeitet Sina M. aus Zürich als Servicekraft im Hallenstadion.
Foto: personen slber
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Der Studentin ist aber klar, dass das Hallenstadion keine Schuld trifft: «Niemand konnte wissen, dass das Coronavirus auch bei uns so stark einschlägt.» Aus Goodwill hätte das Hallenstadion den Mitarbeitern, die für das AnnenMayKantereit-Konzert vom letzten Freitag eingeteilt gewesen wären, gar drei Stunden bezahlt.

1,5 Millionen Verlustgeschäft

Henri Wüger, Inhaber der Hallenstadion Gastronomie, bestätigt, wie fatal die aktuelle Situation ist: «Wir reden von einem Umsatz von 1,5 Millionen, der uns im Gastronomiebereich nun fehlt», sagt er auf Anfrage von BLICK. Wüger beschäftigt insgesamt 500 Teilzeitmitarbeiter auf Abruf, der Grossteil davon seien Studenten, einige Hausfrauen hätte es auch darunter.

An den elf Veranstaltungen, die nun ins Wasser gefallen seien, wären rund 300 seiner Leute im Einsatz gewesen. «All diese Mitarbeiter werden nun bis zum 15. März nichts verdienen. Das ist leider höhere Gewalt», sagt Wüger. Der Coronavirus breite sich zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt aus. «Jetzt wäre genau die Hauptzeit unserer Veranstaltungen.»

Holiday Inn Zürich-Messe: Anordnung von Kurzarbeit?

Auch das Hotel Holiday Inn Zürich-Messe bekommt die Absage der Grossveranstaltungen stark zu spüren. «Aufgrund unseres Standortes sind wir stark auf die Veranstaltungen im Hallenstadion, der Messe Zürich sowie jene in der Samsung Hall und der Halle 622 ausgerichtet. Einen Grossteil unserer Restaurantumsätze generieren wir durch diese Anlässe», sagt Michael Schneiter, Hoteldirektor des Holiday Inn Zürich-Messe.

Die Absage der Veranstaltungen bedeute also einen massiven Umsatzeinbruch für sie. Als Sofortmassnahme sei deshalb der Arbeitsplan angepasst worden. «Zurzeit haben wir durch den geringen Gästeandrang weniger Mitarbeiter im Einsatz als üblich.» Insgesamt beschäftigt das Hotel 90 Mitarbeiter, darunter 55 Festangestellte. «Eine Anordnung auf Kurzarbeit wird geprüft, ist zurzeit aber noch nicht aktiv.»

300 Hostessen vergeblich engagiert

Auch der Autosalon in Genf, der vom 5. bis 15. März stattgefunden hätte, gehört zu den Verlierern des Grossveranstaltungs-Verbots. Damit auch all die Hostessen, Hosts und «Car-Explainer», die für die Thalwiler Firma «USP Partner AG», einer der führenden Agenturen der Schweiz im Bereich der Hostessen- und Host-Vermittlung, im Einsatz gewesen wären. Wie CEO Dominik Nyffenegger berichtet, habe die Mitteilung des Bundesrats seine Firma überraschend getroffen.

«Rund 300 Hostessen, Hosts und ‹Car-Explainer› wären für uns im Einsatz gewesen. Die Absage des Anlasses bedeutete für uns definitiv schlechte Nachrichten», sagt Nyffenegger zu BLICK. Beim Grossteil der eingeplanten Mitarbeiter handle es sich um Studenten. Wie viel des Lohns ausbezahlt werde, könne man zurzeit noch nicht sagen und hänge neben den vertraglichen Regelungen auch vom Goodwill des jeweiligen Kunden ab. «Wir sind zurzeit alles am aufarbeiten. Fest steht, dass wir all unseren vertraglichen Verpflichtungen nachkommen. Nur schon aus Fairness und Respekt-Gründen.» Immerhin sei lediglich ein kleiner Teil der Mitarbeiter bei der Bekanntgabe der Absage am Freitag bereits schon nach Genf gereist.

Bereits in Genf angekommen

Anders war es bei der Hostessen-Vermittlung «Huber Event Promotion» aus Zürich. «60 unserer eingeplanten 92 Hostessen und Hosts sind bereits in Genf gewesen», sagt Petra Huber, Mitgründerin und Geschäftsführerin der Agentur zu BLICK. Als die Mitarbeiter erfuhren, dass der Autosalon abgeblasen werde, seien sie enttäuscht gewesen. «Sie haben sich auf ihre Einsätze gefreut und zudem auch mit dem Geld gerechnet.»

Deshalb ist es Huber auch ein Anliegen, dass ihre Mitarbeiter immerhin teilweise entschädigt werden. «95 Prozent unserer Leute sind Studenten und deshalb auch auf das Geld angewiesen.» Die eingeplanten Mitarbeiter werden einen prozentualen Anteil ihres Lohns erhalten. Der genaue Anteil hänge von unterschiedlichen Faktoren, beispielsweise dem jeweiligen Kunden, der involviert sei, ab. Jeder Fall werde individuell beurteilt. (dzc)

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