Bauarbeiter mussten für 80 Rappen pro Stunde schuften
Zürcher Gipser-Chef muss wegen Menschenhandels in den Knast

Ein Bauunternehmer lockte billige Arbeitskräfte in die Schweiz. Er bezahlte kaum Lohn und kassierte selbst ab. Dafür wurde ihm nun der Prozess vor dem Bezirksgericht Zürich gemacht. Er wurde wegen Menschenhandels verurteilt.
Publiziert: 21.03.2023 um 10:04 Uhr
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Aktualisiert: 22.03.2023 um 12:12 Uhr
2015 sprachen drei Arbeiter in «20 Minuten» über die miesen Arbeitsbedingungen.
Foto: 20 minuten
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Sie schufteten, er kassierte ab: Der Chef einer Gipser-Firma (42) lockte zwischen 2012 und 2016 billige Arbeitskräfte aus der Republik Moldau, Ungarn und Bulgarien und versprach ihnen einen guten Lohn, wenn sie mit ihm in die Schweiz kommen würden. Tatsächlich nutzte er sie schamlos aus und zahlte gerade mal 80 Rappen pro Stunde. Gleichzeitig mussten die Männer unter miesen Bedingungen arbeiten – und das zwölf Stunden pro Tag. Untergebracht waren sie in einer heruntergekommenen Wohnung voller Schimmel.

Wegen Menschenhandels wurde dem 42-Jährigen vor dem Bezirksgericht Zürich am Montag der Prozess gemacht, wie «20 Minuten» berichtet. Der Gipser-Chef wurde unter anderem wegen gewerbsmässigen Menschenhandels und Betrugs zu zehn Jahren Knast plus einer Geldstrafe von 6150 Franken verurteilt. Da der Mann bereits drei Jahre in Untersuchungshaft sass, wird diese Zeit von den zehn Jahren abgezogen.

Männer hätten jederzeit zurückgehen können

Die Staatsanwaltschaft hatte acht Jahre Haft gefordert. Aufgrund seiner vielen Vorstrafen ging das Gericht aber über das geforderte Strafmass hinaus. Ausserdem wurde Sicherheitshaft angeordnet, da Fluchtgefahr bei dem Gipser-Chef bestehe. Er besitzt nicht nur die Schweizer, sondern auch die österreichische Staatsbürgerschaft.

Neben seiner Strafe muss der Mann eine Entschädigung in Höhe von rund 100'000 Franken an die ausgebeuteten Arbeiter bezahlen. Der Gipser-Chef wiederum hatte über seinen Anwalt einen Freispruch und eine Genugtuung in Höhe von einer Viertelmillion Franken gefordert. Schliesslich seien die Männer freiwillig in die Schweiz gekommen und hätten die Möglichkeit gehabt zu kündigen und wieder zurück in ihre Heimat zu gehen. Die Löhne habe er nur deshalb nicht bezahlt, weil er überfordert gewesen sei. (jmh)

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