Amar T. (19) und Edon F. (21) blochten in Miet-Boliden mit 235 km/h über die A1
«Ich bereue es jeden Tag»

Während des Lockdowns im Frühling mieteten sich Amar T. (19) und Edon F. (21) zwei PS-Boliden – und lieferten sich ein Raserrennen auf der A1. Dabei wurden sie geblitzt. Für ihren Tempoexzess sollen sie nun in den Knast.
Publiziert: 25.10.2020 um 23:02 Uhr
Céline Trachsel und Ralph Donghi

Leere Strassen, Lockdown in der Schweiz, dunkle Nacht. Die scheinbar perfekte Ausgangslage für einen Serben (19) und einen Kosovaren (21) um sich in ihrem gemieteten BMW M6 und Audi RS6 einen Namen als Schwergewichte der Strasse zu machen. Sie kurven zwischen Spreitenbach AG und Wettingen AG hin und her. Der Übermut ist gross, sie drücken aufs Gas. Sie sind in ihrem Element, schnelle Autos ihre Welt. Unbeschriebene Blätter sind sie nicht. Die beiden sind schon mehrfach gerast, hatten einige ihrer Tempoexzesse auf Videos festgehalten. Die Polizei wird diese Filme später auf ihren Handys finden.

Auch in jener Nacht auf den 11. April drücken Amar T.* (19) aus Rümlang ZH und Edon F.* (21) aus Niederhasli ZH rücksichtslos aufs Gaspedal. Kurz nach Mitternacht blochen sie auf der Autobahn A 1 zuerst in Fahrtrichtung Bern, wenden in Wettingen und liefern sich ein Rennen in Fahrtrichtung Zürich.

Mit 235 km/h in Radarfalle gerast

Auf der Höhe Spreitenbach werden sie geblitzt. Zu diesem Zeitpunkt brettern sie nebeneinander. Amar T. ist mit 235 km/h unterwegs, sein Kumpel mit 224 km/h. Seither sind sie ihren Führerausweis los. Doch die Nacht wird für die beiden Raser noch viel härtere Konsequenzen haben.

Amar T. (19) lieferte sich während des Lockdowns auf der A1 bei Spreitenbach ein Rennen.
Foto: Zvg
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Die Staatsanwaltschaft beantragte letzte Woche für den 19-jährigen Serben drei Jahre Gefängnis, davon soll er 18 Monate absitzen. Der 21-jährige Kosovare soll 2,5 Jahre Freiheitsstrafe erhalten und davon 15 Monate absitzen. Beiden droht zudem ein Landesverweis von fünf Jahren. Die Anklage ist noch am Bezirksgericht Baden hängig. Deshalb sind die beiden auch noch auf freiem Fuss.

«Ich bereue es sehr»

Gegenüber BLICK gibt der Serbe die Sachlage zu, will sich aber nicht zu der besagten Nacht äussern. Nur so viel: «Ich bereue sehr, was ich getan habe. Jeden Tag.»

Beim Kosovaren Edon F. sagt der grosse Bruder zu BLICK: «Er weiss, dass er grossen Mist gebaut hat, und es tut ihm auch sehr leid.» Er. stehe zu seinem Fehler und würde eine allfällige Gefängnisstrafe auch antreten.

Sein kleiner Bruder sei ein lieber, korrekter Mensch, er sei eigentlich auch nie gefährlich herumgefahren – jedenfalls nicht so, dass es die Familie bemerkt hätte. «Ich stehe ihm jetzt zur Seite und helfe ihm, dass er seinen Weg findet. Wir haben uns eine Anwältin genommen und hoffen, dass er wenigstens keinen Landesverweis erhält.» Sein kleiner Bruder sei in der Schweiz geboren, spreche kaum Albanisch und habe auch keine näheren Verwandten mehr im Kosovo.

Für den Bruder von Edon F. ist wichtig: «Es war kein verabredetes Rennen. Die beiden Autos sind bloss nebeneinander gefahren. Edon hat sich dazu hinreissen lassen zu einer Zeit, als es ihm psychisch sehr schlecht ging, er seinen Job wegen Corona verloren hatte und unser Vater schwer erkrankt war. Doch heute bereut er es sehr.»

*Namen geändert

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