20 Jahre nach brutalem Goldküsten-Mord
Schlafzimmer-Räuber endlich gefasst?

Vor 20 Jahren ereignete sich eines der brutalsten Verbrechen der Schweiz. Jetzt wurde ein 73-jähriger Italiener wegen Tatverdacht verhaftet.
Publiziert: 19.07.2017 um 00:03 Uhr
|
Aktualisiert: 12.09.2018 um 01:15 Uhr
Spanische Beamte führen auf Teneriffa den 74-jährigen Italiener ab.
Foto: GUARDIA CIVIL
1/7
Viktor Dammann und Georg Nopper

Steht einer der brutalsten Mordtaten im Kanton Zürich vor der Aufklärung? 1997 wurde die Goldküsten-Millionärin Ella Christen (86) in ihrer Villa in Küsnacht ZH umgebracht. Nun sitzt ein 73-jähriger Italiener wegen Tatverdacht in Untersuchungshaft.

Der Italiener war ursprünglich auf der spanischen Ferieninsel Teneriffa verhaftet worden, wegen eines Raubüberfalls auf ein Juweliergeschäft in der Schweiz. «Die fragliche Person wurde bereits im Mai 2017 von Spanien an die Schweiz ausgeliefert», bestätigte Ingrid Ryser, Sprecherin des Eidgenössischen Justiz- und Polizeidepartements BLICK. Dem Tatverdächtigen würden Raub, Freiheitsberaubung und sexuelle Nötigung vorgeworfen.

Nachtrag wegen Mordes 

Gemäss des spanischen Nachrichtenportals «larazon.es» soll der Italiener neben dem Raub die minderjährige Tochter des Juweliers sexuell missbraucht haben. Die spanische Polizei stellte im Wohnwagen des Italieners grosse Mengen Schmuck sicher.

Doch der Inhaftierte soll nicht nur ein Räuber und Sextäter, sondern auch der Schlafzimmermörder sein. «Die Schweiz wird demnächst an Spanien ein Nachtragsersuchen übermitteln. Darin wird Spanien gebeten, die Auslieferung nachträglich für den Vorwurf des Mordes zu bewilligen.»

Sie lag in ihrem eigenen Blut

BLICK weiss: Der Italiener wird dringend verdächtigt, am 4. Juli 1997 die alleinstehende Millionärin sechs Tage vor ihrem 87. Geburtstag überfallen und getötet zu haben. Eine Bekannte von Ella Christen hatte die Polizei am Samstag alarmiert, nachdem sich die alte Dame am Telefon nicht mehr gemeldet hatte.

Die Beamten fanden die Rentnerin in der Waschküche ihrer Villa, sie war gefesselt und lag in ihrem eigenen Blut. Der Täter hatte ihr offenbar mit Faustschlägen schwere Verletzungen an Kopf, Hals und Armen zugefügt. Sie starb an den schweren Misshandlungen.

Wurde sie beim Betreten des Hauses überrascht?

Am besagten Freitag vor 20 Jahren war Ella Christen noch beim Einkaufen in Küsnacht gesehen worden. Um 10.10 Uhr erstand sie in einem Modegeschäft eine gelbe Bluse. Danach ging sie zu Fuss nach Hause. Möglicherweise war sie dabei von ihrem Mörder beobachtet worden. Oder er überraschte die Frau beim Betreten des Hauses. Um 13.09 Uhr ging bei der Sanität ein missverständlicher Notruf aus der Villa ein. Die Polizei veröffentlichte später erfolglos die Stimme des Anrufers.

BLICK-Recherchen ergaben, dass die Ermordete laut Steuerausweis über ein Reinvermögen von rund zwölf Millionen Franken verfügte. 1988 war bereits einmal in ihre Villa eingebrochen worden.

Ob Tatortspuren die Polizei auf den 73-jährigen Italiener brachten, ist noch unklar. Weder die Zürcher Kantonspolizei noch die Zürcher Oberstaatsanwaltschaft wollten gestern Stellung nehmen.

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?