Zürcher Regierungspräsidentin
Fehr fordert ein Ende der Gratis-Tests für Ungeimpfte

Wer sich gegen die Corona-Impfung stemmt, aber trotzdem in den Ausgang will, soll den Test künftig selbst bezahlen. Das fordert Jacqueline Fehr. Und bevor die Impfdosen ablaufen will die Zürcher Regierungspräsidentin sie an andere Länder weitergeben.
Publiziert: 10.08.2021 um 09:41 Uhr
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Aktualisiert: 10.08.2021 um 11:24 Uhr

Bundespräsident Guy Parmelin (61) will, dass Gratis-Tests für Impfunwillige der Vergangenheit angehören. Im Interview mit dem Sonntagsblick sagte er Anfang August: «Die Impfung ist gratis. Wenn ich mich nicht impfen lasse, soll dann der geimpfte Steuerzahler meine Tests mitbezahlen? Für mich ist die Antwort klar: Nein.»

Dies sieht Jacqueline Fehr (58) genauso. Die Zürcher Regierungspräsidentin will Menschen, die sich für reine Freizeitaktivitäten testen lassen, zur Kasse bitten.

«Mehrheit der Impfablehner keine Verschwörungstheoretiker»

«Wer sich vor dem Fussballspiel oder dem Clubbesuch testen will, soll das künftig selber zahlen», sagt Fehr dem «Tagesanzeiger». Die SP-Politikerin will mit diesem Schritt vor allem die unschlüssigen Jungen «anstupsen». Im Beruf oder beim Zugang zu öffentlichen Diensten müsse das Testen jedoch weiterhin kostenlos bleiben, sagt sie.

Jacqueline Fehr will Ungeimpfte zum Piks motivieren.
Foto: Keystone
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Fehr will ausserdem auf Information und anonyme Beratungsstellen setzen, die skeptischen Menschen ihre Fragen beantworten. Sie ist überzeugt, dass die Mehrheit der Impfablehner keine Verschwörungstheoretiker sind, sondern durchaus gesprächsbereit seien. Impfbusse sollen ebenfalls dazu beitragen, die Quote zu erhöhen.

«So, das wars jetzt. Ihr kennt das Risiko»

Ewig will sich Fehr um die Ablehner jedoch nicht bemühen. «Spätestens wenn der in der Schweiz gelagerte Impfstoff zu verfallen droht, müssen wir ihn weitergeben. Die schnelle Impfung ist ein Privileg. Es gibt genügend andere Länder, die auf den Impfstoff angewiesen sind. Irgendwann muss man sagen: So, das wars jetzt. Ihr kennt das Risiko», sagt sie dem «Tagesanzeiger».

Selber Impfstoff an andere Länder zu verschenken, dürfte wohl kaum möglich sein. Bundesrat Ignazio Cassis (60) sagte bei seiner Asienreise, die Schweiz sei vertraglich gebunden, die eingekauften Impfstoffe nur im eigenen Land zu verwenden.

Die Lösung wäre aber, die bereits eingekauften Dosen an Covax abzutreten. Bei Covax handelt es sich um eine Initiative der WHO und anderen Organisationen, die einen weltweit gleichmässigen und gerechten Zugang zu den Impfstoffen gewährleisten will. Im Juni hatte der Bundesrat auf diesem Weg einen Grossteil der rund 5,4 Millionen bestellten Astrazeneca-Impfungen gespendet. Bis Ende Juni konnte Covax bereits mehr als 88 Millionen Dosen an rund 131 Teilnehmerländer liefern.

Verschärfung des Zertifikats nur bei drohendem Spital-Kollaps

Einer Verschärfung des Covid-Zertifikats, etwa bei Restaurantbesuchen, steht Jacqueline Fehr dagegen skeptisch gegenüber. «Ich glaube nicht, dass solche Einschränkungen zum Impfen motivieren. Im Gegenteil. Sie vertiefen nur die Gräben.»

Nur wenn die Lage in den Spitälern ein kritisches Ausmass erreichen und dem Gesundheitswesen ein Kollaps drohen würde, würde Fehr die Ausweitung des Zertifikats befürworten. Zum Beispiel für Beizen oder Fitnesscentren. «Bevor es wieder zu Schliessungen für alle käme, müssten sich die Ungeimpften einschränken.» (man)

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