Sie war schon in den Wehen
Spital Schwyz schickt hochschwangere Test-Verweigerin weg

Weil eine hochschwangere Frau (30) einen Corona-Abstrich ablehnte, verweigerten ihr die Ärzte am Spital Schwyz die Entbindung. «Wir fühlten uns unmenschlich behandelt», sagt der Ehemann.
Publiziert: 11.02.2021 um 11:24 Uhr
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Aktualisiert: 02.03.2021 um 10:09 Uhr

Acht Tage über dem Termin und bereits in den Wehen, suchte eine schwangere Frau (30) vergangene Woche das Spital Schwyz auf. Alles fing laut den Schilderungen des Ehemannes ganz normal an: Eine Hebamme brachte sie auf die Geburtenabteilung, legte die Infusion. Doch nach rund eineinhalb Stunden wurden von der Hochschwangeren plötzlich zwei Coronatests verlangt, ein Spucktest und ein Nasenabstrich.

Über den Fall berichtet Insideparadeplatz.ch. Die Schwangere wollte sich keinen Nasenabstrich nehmen lassen. Man habe ihnen versprochen, dass kein solcher Test nötig sei, so das Paar. Ein Speicheltest würde ja noch gehen.

40-minütige Autofahrt zum nächsten Spital

«Wir fielen aus allen Wolken», sagt der Vater zu 20min.ch. «Meine Frau lehnt den Test über die Nase ab, weil sie Angst davor hat.» Der Speicheltest allein habe dem Spital nicht gereicht.

Das Spital Schwyz testet rigoros.
Foto: Siggi Bucher
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Nach einer Rücksprache der Hebamme mit ihren Vorgesetzten war klar: ohne Test keine Geburt. «Ich hatte Angst um meine Frau. Wir fühlten uns so unmenschlich behandelt in so einer schwierigen Situation», sagt der Ehemann.

Inzwischen hörten die Wehen auf. Vermutlich aufgrund des Stresses. Der Ehemann rief schliesslich beim Spital Lachen SZ an. Dort zeigte man sich unkompliziert. Also machte sich das Paar auf die 40-minütige Autofahrt zum nächsten Spital.

Baby kam gesund zur Welt

Dort war kein Corona-Test nötig. Die Geburt verlief ohne nennenswerte Probleme – und das Baby kam schliesslich gesund zur Welt.

«Wir sind enorm froh, dass es doch noch so gut geklappt hat», sagt der Vater. Was er und seine Frau gemacht hätten, wenn kein Spital geholfen hätte, kann er nicht sagen: «Eine spontane Hausgeburt wäre happig gewesen.»

Direktion beruft sich auf Schutz vor Corona

Das Spital Schwyz begründet sein Vorgehen mit dem Schutz der Patienten und Mitarbeiter: «Bei den derzeit standardmässig durchgeführten Tests vor sämtlichen stationären Eintritten, sind in den letzten Wochen regelmässig positive Patientinnen und Patienten entdeckt worden.» Ein positiver Test bedeute nicht, dass keine Behandlung durchgeführt werde. «Vielmehr bedeutet es, dass sämtliche Schutzmassnahmen entsprechend dem Schutzkonzept für die Behandlung positiv getesteter Patienten angewendet werden.»

Gleichzeitig betont das Spital Schwyz: «Wir als Spital behandeln alle Patienten in Notsituationen gleich und leisten erste Hilfe.» Die «entsprechenden Vorgaben» müssten von den Mitarbeitenden eingehalten und von den Patienten und Angehörigen eingefordert werden.

Die Hochschwangere mit Wehen wurde offenbar nicht als medizinischer Notfall betrachtet. «Wehrt sich ein Patient oder Angehöriger gegen die Vorgaben, suchen wir zusammen nach der bestmöglichen Lösung – immer unter Berücksichtigung der aktuellen Situation», wird das Spital weiter zitiert.

Virales Video sorgte für Aufsehen

Die Direktorin des Spitals Schwyz, Franziska Föllmi, sorgte im vergangenen Herbst schweizweit für Aufsehen, als sie wegen der Knappheit der Spitalbetten Alarm schlug. In einem viralen Video warnte sie vor einem Zusammenbruch des Notfalls, sollten keine drastischen Massnahmen gegen die Ausbreitung des Coronavirus ergriffen werden. (noo)

Spital Schwyz ist wegen Corona am Anschlag
16:21
Der Morgen auf Blick TV:Spital Schwyz ist wegen Corona am Anschlag
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