Hier wird die Kamera eingewassert
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Video zeigt:Hier wird die Kamera eingewassert

Hier legt das Spezial-Schiff der Kapo Zürich los
Kann die Polizei das versunkene Auto im Vierwaldstättersee jetzt endlich orten?

Das Auto, das bei dem Unglück am Sonntag bei der Axenstrasse über die Leitplanke geschleudert wurde, liegt immer noch auf dem Grund des Vierwaldstättersees. Nun versucht die Polizei, den Wagen zu orten und zu bergen – mit einem Spezialboot.
Publiziert: 26.07.2022 um 00:41 Uhr
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Aktualisiert: 27.07.2022 um 07:26 Uhr
Carla De-Vizzi, Beat Michel, Matthias Kempf

Der schwere Unfall auf der Axenstrasse in Brunnen SZ gibt weiterhin Rätsel auf. Nach wie vor fehlt von dem Unfallauto jegliche Spur. Das Fahrzeug wurde am Sonntag über die Gegenfahrbahn geschleudert und 45 Meter über die Felswand in den Vierwaldstättersee katapultiert.

Die Bergung des Wracks ist für die Einsatzkräfte schwierig. Am Sonntagabend musste die Kantonspolizei Schwyz die Suchaktion unterbrechen, die Taucher kämen nicht bis in die nötige Tiefe, hiess es. 180 Meter tief soll der See an dieser Stelle sein. Zwei Tage nach dem Unglück versucht nun die Polizei, den Wagen mit Hilfe eines speziellen Kamera-Bootes zu orten. Dabei unterstützen die Spezialisten der Kantonspolizei Zürich die Suchtruppen. Es geht dabei zunächst darum, das Auto überhaupt mal zu orten. Die Bergung ist dann ein anderes Thema.

Blick-TV-Reporter über die Bergungsarbeiten
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Unglück auf der Axenstrasse:Blick-TV-Reporter über die Bergungsarbeiten

Um 15 Uhr wird die Kantonspolizei Schwyz über den Einsatz informieren.

Einsatzkräfte versuchen am Dienstag, das Auto im See zu orten und zu bergen.
Foto: Beat Michel
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Rettungsaktion könnte Kosten in Millionenhöhe verursachen

Doch weshalb gestaltet sich die Bergung des Fahrzeugs bei der Axenstrasse so schwierig? Für Profitaucher Marco Grzybeck (46) aus Weiach ZH ist klar: «Es handelt sich um ein hochkomplexes Unterfangen», sagt er zu Blick.

Grzybeck ist Lehrer für technisches Tauchen und kennt sich darum mit Tiefen von mehr als 40 Metern bestens aus. Ein normaler Einsatztaucher der Polizei steige nämlich normalerweise bis auf maximal 40 Meter ab. So auch die Einsatztaucher, die am Sonntag vergeblich nach dem Wrack suchten.

Grzybeck ist sich sicher: «Die hätten das Fahrzeug gefunden, wenn es auf dieser Höhe gewesen wäre.» Da das Auto das Geländer durchbrochen habe, könne man berechnen, wo der Wagen etwa ins Wasser gefallen sei. «Der Suchradius ist dementsprechend eingeschränkt.»

Der Profitaucher vermutet darum, dass sich das Fahrzeug ziemlich tief im See befinde. «Möglicherweise liegt das Auto in einer Tiefe zwischen 100 und im schlimmsten Fall 180 Metern – und dann wird eine Bergung enorm schwierig bis gar unmöglich.» Denn: «Mit jedem Zehn-Meter-Schritt, den es tiefer hinuntergeht, wird es brenzliger.»

In diesen Tiefenlagen werde es nicht nur gefährlich, sondern auch enorm teuer. «So eine Rettungsaktion kann Kosten in Millionenhöhe verursachen», so Grzybeck.

Zudem verfüge die Schweiz nur begrenzt über die Mittel für eine solche Bergung. «Bereits ab 40 Metern Tiefe braucht es Tauch-Spezialisten. Diese benötigen dann nicht nur eine speziell dafür vorgesehene Ausrüstung, sondern auch mehr Know-how.» In der Schweiz seien solche Fachkräfte allerdings derart selten, dass man solche Spezialisten eventuell gar aus dem Ausland einfliegen lassen müsse.

An dieser Stelle kam es zum Axenstrasse-Drama
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Drohnenaufnahmen vom Unfallort:An dieser Stelle kam es zum Axenstrasse-Drama

Kleines U-Boot soll Gewissheit bringen

Doch wie könnte die Bergung in Brunnen nun aussehen? «Zuerst könnten die Einsatzkräfte versuchen, den Wagen mit einem sogenannten Sonar-Gerät vom Boot aus zu lokalisieren.» Anhand von Schallwellen, die das Gerät nach unten sendet, werde dann ein Bild vom Untergrund gezeichnet. «So kann man dann eingrenzen, wo sich das Fahrzeug befindet.»

Anschliessend komme ein sogenanntes ROV (remotely operated vehicle), also ein funkferngesteuertes Fahrzeug, zum Einsatz. «Das muss man sich wie ein kleines U-Boot vorstellen, das am Seeuntergrund Aufnahmen machen kann», erklärt Grzybeck. Da der Suchradius im Fall der Axenstrasse jedoch bereits eingeschränkt sei, könne möglicherweise auch auf eine Sonar-Anlage verzichtet werden.

Aber nicht jede Polizeitruppe verfüge über solche ROV-Geräte. «Unter anderen die Kantonspolizeien Zürich und Genf haben Erfahrung mit diesen Instrumenten.»

«Bergung kann Wochen bis Monate dauern»

Wie das Fahrzeug geborgen wird, ist nach wie vor unklar. Für Profitaucher Grzybeck, der die Bergung bei der Axenstrasse mit dem 2021 im Bodensee gesunkenen Piper-Flieger vergleicht, ist aber klar: «Die Bergung in Brunnen wird nicht in ein bis zwei Tagen abgeschlossen sein. Das Ganze könnte Wochen bis gar Monate dauern.»

Im Februar 2021 war ein Piper-Kleinflugzeug des Modells PA-34-200T bei Staad SG in den Bodensee gestürzt. Das Flugzeug musste aus 84 Metern Tiefe geborgen werden. Erst nach dem zweiten Anlauf glückte die Bergungsaktion.

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