Hoch die Tassen, ganz ohne Schranken. Am Donnerstag wird im Festzelt vor der Lutz-Hütte in Sattel SZ jeweils ausgelassen gefeiert. Am sogenannten Fünfliberabend haben auch Personen Zutritt, die weder geimpft noch getestet sind: Weil am Festzelt zwei Wände fehlen, gilt die Party als Freiluftveranstaltung und ist mit weniger als 300 Teilnehmern von der Zertifikatspflicht ausgenommen. Doch damit ist jetzt Schluss.
Die Feste im Lutz-Hütten-Zelt wurden von der Gemeinde bewilligt. Laut Gemeindepräsident Adolf Lüönd-Diener (74) hätten die Betreiber jeweils ein Formular mit Auflagen unterschreiben müssen. «Wenn die Abstände eingehalten werden, verlangen wir kein Zertifikat», sagte Lüönd vergangene Woche zu Blick. «Für die Kontrolle der Vorgaben sind jedoch die Polizei und das Gesundheitsamt zuständig.»
Was passiert mit der Silvesterparty?
Das Einhalten der Abstände war in der Praxis aber nur schwer umzusetzen, wie Fotos aus dem Festzelt zeigen. Das Festzelt sei inzwischen abgebaut worden, sagt Lüönd nun auf Anfrage. «Die Betreiber haben es selber eingesehen.»
Die Lutz-Hütte-Betreiber bestätigen das gegenüber Blick. Das Zelt sei am Montag abgebaut worden. Allerdings sei das schon seit langem so geplant gewesen. Ob und unter welchen Bedingungen die bereits angekündigte Silvesterparty am 31. Dezember «ohne Zertifikat» stattfindet, bleibt unklar.
Sieben von zehn Intensivbetten besetzt
Das wilde Treiben bei der Talstation der Gondelbahn Sattel-Hochstuckli sorgte für rote Köpfe. Obwohl die Betreiber nicht illegal handelten, wurde das Konzept kritisiert – schliesslich waren die Spitäler angesichts der herrschenden Corona-Situation bereits stark ausgelastet, während die Partygänger bei den Fünfliberabenden in Sattel dicht an dicht Bier tranken, auf der Tanzfläche und auf den Tischen tanzten.
Im Kanton Schwyz sind derzeit sieben von zehn Intensivbetten besetzt. Bei sechs von ihnen handelt es sich um Covid-Patienten. Manche Corona-Patienten mussten bereits in Spitäler in anderen Kantonen verlegt werden.
Katrin Hürlimann, Sprecherin des Universitätsspitals Zürich (USZ): «Patienten mit sehr schweren Verläufen werden auch aus anderen Kantonen ins USZ verlegt.» Diese würden zudem lange auf der Intensivstation bleiben.
Rechtliche Möglichkeiten genutzt
Die Lutz-Hütten-Crew gehört laut Betreiberin Andrea B.* (37) nicht in die Skeptiker-Ecke. Sie mache die zertifikatsfreien Partys aus wirtschaftlichen Gründen. «Wir haben uns einfach die Frage gestellt, was rechtlich möglich ist. Denn wir haben festgestellt, dass es ein grosses Bedürfnis ist, dass die Jungen noch einen Ort haben, wo sie ohne Auflagen soziale Kontakte pflegen können», sagte B. vergangene Woche zu Blick.
* Name bekannt
