Wegen «gefährlichem Weg» zu WC
Folterkommission kritisiert Luzerner Asylzentren

Bei einer Untersuchung verschiedener Asylzentren in der Schweiz kam die Folterkommission zum Schluss, dass einige Standorte in Luzern gegen gewisse Richtlinien verstossen.
Publiziert: 19.06.2024 um 20:24 Uhr
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Natalie ZumkellerRedaktorin News

Die Anzahl der Asylbewerber in der Schweiz steigt stetig an. Allein im vergangenen Jahr wurden 23,3 Prozent mehr Asylgesuche eingereicht als noch 2022. 

Um sicherzustellen, dass in den Asylzentren humane Konditionen herrschen, hat der Bundesrat die nationale Kommission zur Verhütung von Folter (NKVF) ins Leben gerufen. Die Milizkommission besucht unangemeldet Asylzentren. Dort sprechen die zwölf Mitglieder mit den Bewohnern und prüfen die Lebensstandards.

Wie aus einem neu publizierten Bericht hervorgeht, weisen die beiden Standorte in Luzern Mängel auf. Das berichtet «zentralplus». Dies wurde nach Kontrollen im vergangenen Herbst festgestellt. In Luzern befinden sich das Bundesasylzentrum in Eigenthal und jenes in der Kaserne in Emmen, welches jedoch Ende Mai 2024 schloss. 

Das Bundesasylzentrum in Eigenthal wies Mängel auf, wie die nationale Kommission zur Verhütung von Folter in einem Bericht erklärte.
Foto: Screenshot Google Maps
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Toiletten und Privatsphäre als Kritikpunkte

Diese Mängel hätten sich in Emmen vor allem bei der Privatsphäre bemerkbar gemacht. Die Asylbewerber seien alle in einer Halle untergebracht gewesen. So erklärt die NKVF, dass beispielsweise Müttern kein Rückzugsort bereitgestellt wurde, in dem sie ihre Babys hätten stillen können. 

Trotz Verbesserungsversuchen, wie Raumteilern, sei unter anderem die Schlafqualität extrem beeinflusst worden. Das Staatssekretariat für Migration (SEM) betonte jedoch, dass das Bereitstellen einer grossen Zahl an Unterbringungsplätzen eine logistische und personelle Herausforderung darstelle. Es gehe vor, dass alle «ein Dach über dem Kopf, ein Bett und warme Mahlzeiten» hätten. 

Ausserdem standen die Toiletten innerhalb der Mehrzweckhalle ausschliesslich den Mitarbeitenden zur Verfügung – die Asylbewerber mussten nach draussen, um Container-WCs zu benutzen. «Die Kommission kann diese Zuweisung nicht nachvollziehen», wie das NKVF schreibt.

Staatssekretariat «bemüht», die Situation zu verbessern

Die Toiletten-Situation sorgte auch im Zentrum in Eigenthal für Kritik. Dort mussten alle Bewohner bis zu 100 Meter laufen, um zu den Duschen und Toiletten zu gelangen. Dies wäre gefährlich, da bei Regen oder Schnee grosse Rutschgefahr besteht. 

Während sich die Bewohner beider Standorte sicher gefühlt haben, habe es in Eigenthal bereits einen Fall von sexualisierter Gewalt gegeben. Ausserdem sei die Barrierefreiheit ein anhaltendes Problem, einige stören sich auch am Essen. So sollen speziell die Menüs für Kinder nicht angemessen sein. «Dies führte dazu, dass viele Kinder das Essen verweigerten und teilweise zu Fällen von Mangelernährung.»

Ebenfalls ein Dorn im Auge der Kommission ist die fehlende Geschlechtertrennung. Einen Platz, um sich unbeobachtet umzuziehen, gebe es kaum. Wie es in der Antwort des SEM heisst, werden solche Orte durchaus zur Verfügung gestellt – speziell für Frauen, Familien und unbegleitete Minderjährige. Aufgrund von Überbelegung seien diese jedoch nicht mehr ausreichend. Weiter betonte das Staatssekretariat, dass man die kritisierten Punkte verbessern werde und sich «stets bemüht, im Rahmen des Machbaren Verbesserungen zu erzielen». 

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