Polizist schiesst aus kurzer Distanz mit Gummischrot auf Mann
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Fan soll getroffen worden sein:Video zeigt, wie Polizist aus nächster Nähe mit Gummischrot auf Mann schiesst

Eskalation nach Fussballspiel
Hier wird ein Basler Fan mit Gummischrot beschossen

Ein Anhänger des FC Basel wurde nach dem Spiel gegen den FC Luzern von der Luzerner Polizei aus wenigen Metern mit Gummischrot abgeschossen. Ein Video zeigt die Szene. Was davor passiert ist, beschreiben Fans und Polizei sehr unterschiedlich.
Publiziert: 31.01.2022 um 18:02 Uhr
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Aktualisiert: 31.01.2022 um 18:10 Uhr
Fabian Vogt

Ein Mann – schwarzer Kapuzenpulli, beige Hosen, Turnschuhe – läuft mit erhobenen Händen auf eine Gruppe Polizisten zu. Die Beamten sind bestens vorbereitet. In Schutzmontur plus Schutzschildern vor den Körpern stehen sie geschlossen da und bilden eine Einheit. Im Hintergrund ist ein Bus zu sehen und wütende Stimmen sind zu hören, die irgendwas gegen die Polizisten schreien. Jemand spricht in ein Megafon.

Dann fällt ein Schuss. Aus wenigen Metern wird der Mann mit Kapuze von einem Polizisten getroffen, vielleicht im Gesicht, vielleicht etwas darunter. Er dreht sich sichtlich angeschlagen ab. Die Stimmung um ihn herum wird noch aufgeheizter.

Das Video kursiert in den sozialen Medien. Es zeigt, wie ein Polizist auf einen Mann schiesst, der wegen des Fussballspiels FC Luzern gegen FC Basel (0:3) vor Ort war. Der Verdacht in Fan-Foren und sozialen Medien: Der Mann wurde absichtlich im Gesicht getroffen!

Hier versucht ein Basler Anhänger mit erhobenen Händen, auf die Polizisten zuzugehen.
Foto: Twitter/maschbs
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Die Luzerner Polizei hat Kenntnis vom Video, wie sie Blick auf Anfrage bestätigt. «Wir klären den Sachverhalt ab, in welchem Kontext die Schussabgabe erfolgte und ob die auf dem Video ersichtliche Person anvisiert wurde», sagt Polizei-Sprecher Christian Bertschi zu Blick.

Polizeisperre zu durchbrechen versucht

Gemässen ersten Erkenntnissen handle es sich bei der Videosequenz um eine Aufnahme zu einem Zeitpunkt, «nachdem die Fangruppierungen zuerst die Polizeisperre durchbrechen wollten, die Fans mittels Durchsagen abgemahnt worden waren und danach Gummischrot eingesetzt worden war.» Als danach die Polizeikette wieder stand, sei eine einzelne Person auf die Polizeisperre zugekommen, worauf ein weiterer einzelner Schuss abgegeben wurde.

Nach dem Schlagabtausch stiegen die Fussballfans schliesslich in die bereitstehenden Extrabusse und fuhren zum Bahnhof. Während der Fahrt seien in den Bussen massive Sachbeschädigungen begangen worden. Der entstandene Sachschaden kann laut Polizei zurzeit nicht beziffert werden.

«Polizei schoss auf Vermittler»

Eine Person, die als Zuschauer vor Ort war und anonym bleiben möchte, schildert Blick die Situation allerdings anders. Laut dem Augenzeugen waren einige Fans mit Privatautos zum Spiel angereist und parkierten an verschiedenen Orten rund ums Stadion.

Nach dem Spiel habe die Polizei sie allerdings nicht bis zu ihren Autos vorgelassen, beziehungsweise befanden sich diese hinter der Polizeibarrikade. Zuerst habe die Polizei all diese Personen auch in die Extrabusse drängeln wollen, nach einigem Verhandeln habe man eine Zwischenlösung gefunden, berichtet der Zeuge.

Doch als die Fans die erste Polizeikette wie ausgehandelt hinter sich liessen, sei von einer zweiten, dahinter platzierten, «unvermittelt das Feuer auf die Gruppe eröffnet worden.» Die Fans seien dann erneut in Richtung Busse gedrängt und weiter mit Gummischrot eingedeckt worden.

Die Szene aus dem Video steigt laut dem Leser dort ein. Man habe noch einmal mit der Polizei sprechen wollen, doch bitte zu den Autos gehen zu dürfen. Der Augenzeuge zu Blick: «Der Vermittler wurde mit Gummischrot auf Kopfhöhe befeuert, als er friedlich den Dialog suchte.»

Polizisten liefen bis zum Parkplatz mit

Schlussendlich seien die Busse Richtung Bahnhof eskortiert und die individuell anreisenden Fans insgesamt rund eine Stunde festgehalten worden. Danach hätte gehen dürfen, wer einen Autoschlüssel und den genauen Standort des Parkplatzes vorweisen konnte. Die Polizisten seien mitgelaufen, «um die Angaben zum Parkplatzzu überprüfen.»

So friedlich wie der Augenzeuge berichtet, waren die Fussball-Fans laut der Polizei aber nicht. «Nach dem Spiel kam es am Zihlmattweg zu Scharmützeln. Die Einsatzkräfte wurden von Anhänger des FC Basel mit Knallpetarden und pyrotechnischen Gegenständen beworfen», erklärte die Polizei nach dem Einsatz.

Vor dem Spiel habe die Polizei über 80 Personenkontrollen durchgeführt und dabei diverse «Sturmhauben, Schlaghandschuhe und Betäubungsmittel» sichergestellt. Eine Person wurde festgenommen.

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