Willi P. (83), der älteste Bankräuber der Schweiz fleht vor Gericht
«Bitte nicht in den Knast!»

Acht Jahre nach seinem ersten Überfall auf die Valiant Bank in Meggen LU kommt Rentnerräuber Willi P. (83) nun vor Gericht. Er entschuldigt sich nicht bei den damaligen Opfern, sondern sorgt sich um seine Zukunft.
Publiziert: 08.01.2021 um 20:09 Uhr
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Aktualisiert: 09.01.2021 um 23:19 Uhr
Beat Michel

Mit festem Schritt stapft der grauhaarige Mann am Morgen auf das Kriminalgericht Luzern zu. Seine Augen sind flink, er macht einen ziemlich fitten Eindruck für seine 83 Jahre. Rasch verschwindet er im Gerichtsgebäude.

Es ist Willi P.* (83), der älteste Bankräuber der Schweiz. 2012 überfiel er mit 75 die Valiant Bank in Meggen LU. Und: Im Januar 2017 überfiel er nur zwei Häuser entfernt vom ersten Tatort die Raiffeisen-Filiale.

Vor Gericht wirkt Willi P. plötzlich gebrechlich. Wenn er sich durch den Gerichtssaal bewegt, humpelt er auffällig stark. Bei seiner Befragung durch die Richter sind seine gesundheitlichen Probleme ein zentrales Thema. «Ich hatte eine Herzoperation und erhielt sechs Bypässe. Einzelne sind wieder verstopft. Und ich habe Probleme mit den Venen», sagt er. Sein Wunsch: «Bitte nicht in den Knast, da würde ich nicht lange überleben.»

Mit festem Schritt läuft Rentner-Bankräuber Willi P. zum Kriminalgericht des Kantons Luzern.
Foto: Philippe Rossier
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Der Senior jammert. Auch über seine Ehe, die nach 40 Jahren unter den Verbrechen leidet. Ja, er habe seiner Frau nie von den Raubzügen erzählt. Er beichtete erst, nachdem er aufgeflogen war. «Meine Frau wird manchmal sehr heftig deswegen», sagt er.

Die Bankangestellten, die damals überfallen wurden, sassen als Zuschauer und Privatkläger im Gerichtssaal. Dass sie während dem Verbrechen grosse Ängste hatten und gelitten haben, stört den Angeklagten nicht. Mit keinem Wort entschuldigt er sich bei ihnen. Sein Anwalt zieht die Opfer fast ins Lächerliche: «Mein Mandant hatte zwar eine Pistole dabei, aber er legte sie nur auf den Tisch. Er drohte nicht. Wenn jemand laut Nein gesagt hätte, hätte er abgebrochen.»

Anwalt fordert bedingte Strafe

Der Pflichtanwalt legt noch einen drauf: «Die Bankangestellten haben ihm das Geld übergeben. Er hat es sich nicht genommen. Streng genommen war das gar keine Straftat.» Er fordert für seinen Mandanten 18 Monate bedingt – für räuberische Erpressung und Nötigung.

Dem widerspricht der Staatsanwalt: «Das beschönigt die Straftat. Raubüberfall bleibt Raubüberfall. Er war beide Male maskiert und bewaffnet. Der Angeklagte war nicht zu alt für Überfälle, dann ist er auch nicht zu alt, die Strafe auszuhalten.»

Die Überfallenen fürchteten um ihr Leben

Dass der Beschuldigte die Überfälle als netter und höflicher Mann durchgeführt haben soll, glaubt er nicht. «Beim ersten Überfall setzte er eine täuschend echte Softair-Pistole ein. Die Überfallenen fürchteten um ihr Leben. Er erbeutete bei Valiant 10'000 Franken und bei Raiffeisen 13'000 Franken. Die Kaltblütigkeit gegenüber den Opfern fällt auf.»

Der Staatsanwalt fordert eine Freiheitsstrafe von 36 Monaten, davon soll Willi P. ein ganzes Jahr unbedingt hinter Gitter. Die Richter fällen in den kommenden Tagen das Urteil.

* Name geändert

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