Walliser Sozialhilfeempfängerin muss mit Tochter im Zelt leben
«Ich fühle mich wie der letzte Dreck»

Sie sind ganz unten angekommen: Eine Sozialhilfe-Empfängerin und ihre Tochter aus dem Oberwallis müssen mitsamt ihren sechs Hunden im Oberwallis auf einem Campingplatz wohnen. In einem Zelt. Der Grund: Wohnungsknappheit.
Publiziert: 20.05.2022 um 11:24 Uhr
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Aktualisiert: 21.05.2022 um 15:43 Uhr

Eine Frau (59) aus dem Oberwallis erhält Sozialhilfe. Eigentlich keine grosse Sache. Doch derzeit muss sie mit ihrer Tochter (17) auf einem Camping-Platz hausen. Nicht etwa in einem Wohnwagen, sondern in einem Zelt.

«Es ist ein Scheiss-Gefühl. Ich fühle mich abgeschoben und wie der letzte Dreck behandelt», sagt sie zum «Walliser Boten». Schuld an dem Zelt-Dilemma: Es gibt kaum leere Wohnungen. Nirgends sei der Stand schweizweit so tief wie in Visp VS. Und die wenigen Wohnungen, die noch zu haben seien, seien teuer, wie der «Walliser Bote» weiter schreibt.

Zuvor wohnten die beiden Frauen in einem kleinen Haus in Visp. Samt den sechs Hunden. Die Unterkunft wurde ihnen vom Sozialmedizinischen Zentrum (SMZ) zur Verfügung gestellt.

Eine Sozialhilfe-Empfängerin und ihre Tochter müssen auf dem Campingplatz Mühleye in Visp VS wohnen. (Symbolbild)
Foto: Pixabay
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Mutter und Tochter suchen Wohnung für 900 Franken

Doch dann geht es abwärts. «Quasi über Nacht mussten wir das Häuschen verlassen und wurden für eine Woche in ein Hotel einquartiert», sagt die 59-Jährige. Die nächste Etappe war der Campingplatz Mühleye. Dort lebten sie zuerst in einem Bungalow, seit mittlerweile mehr als einer Woche im Zelt.

Es sei der Wunsch des Campingplatzes gewesen, den beiden Frauen zu helfen, sagt Betriebsleiterin Helga Hreinsdottir. «Wegen der grossen Not.» Aber: «Diese Lösung entspricht nicht unserer Wunschsituation. Unser Campingplatz steht Touristen zur Verfügung.» Und eben nicht Leuten, die eine Wohnung suchen. Zurzeit sei noch nicht Hochsaison. Daher können die beiden Frauen noch bleiben – aber maximal bis Auffahrt.

Das ist bereits nächste Woche. Daher suchen Mutter und Tochter zusammen mit dem SMZ nach einer Wohnung für maximal 900 Franken Miete pro Monat. «Schweizweit», betont die Mutter.

Und das SMZ selbst sagt, dass der Fall die Behörde in den letzten Tagen «sehr gefordert und beschäftigt» habe. «Es ist ein untragbarer Zustand, dass es in der reichen Schweiz so weit kommen muss», sagt Willy Loretan, Geschäftsleiter SMZ Oberwallis, zur Zeitung. (nl)

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