Moderna lässt Lonza im Stich – Gemeindepräsident Niklaus Furger (70)
«Visp erlebt trotzdem einen Aufschwung»

Ende September ist Schluss mit der Covid-Impfstoff-Produktion für Moderna bei Lonza in Visp VS – diese Nachricht verbreitete sich am Dienstag wie ein Lauffeuer. Welche Auswirkungen der Produktions-Stopp im Ort nun hat, darüber hat Blick mit Betroffenen gesprochen.
Publiziert: 20.09.2023 um 19:04 Uhr
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Aktualisiert: 21.09.2023 um 10:00 Uhr
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Luisa ItaRedaktorin «Food»

Der CEO geht und mit der Covid-Impfstoffproduktion für Moderna ist Schluss – die Negativ-Schlagzeilen über den Pharma-Riesen Lonza in Visp VS reissen nicht ab. Schon per Ende September 2023 soll die Herstellung des Impfstoffs eingestellt werden, wie das US-Unternehmen am Dienstag auf seiner Website publik machte.

Nach Bekanntwerden des Abgangs von Chef Pierre-Alain Ruffieux schlägt die Ankündigung des Partners Moderna hohe Wellen: Was bedeutet der Produktionsstopp für die Lonza-Angestellten?

«Das Ende war absehbar»

Blick spricht am Mittwoch in Visp mit Mitarbeitenden. «Die Stimmung unter den Angestellten ist nicht anders, als sie vor der Verkündung dieser Botschaft war. Man bangt nicht um seinen Job», meint ein Mann zu Blick. «Das war ja klar, dass mit dem Abflauen der Pandemie diese Kooperation auslaufen wird.»

Gemeindepräsident von Visp, Niklaus Furger (70), steckt nicht den Kopf in den Sand.
Foto: Luisa Ita
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Ein anderer erklärt: «Schon in den letzten Monaten wurde die Moderna-Produktion heruntergefahren und die Mitarbeitenden intern teils schon anderweitig eingesetzt.» Ein weiterer Herr sagt: «Das ist unser Geschäftsmodell: Wir führen Aufträge aus, und sobald diese erledigt sind, gibt es neue Aufträge. Wir können unsere Produktion rasch umstellen, das ist in unserer schnelllebigen Welt auch nötig.»

Keine möblierten Appartements mehr gefragt

Nur deshalb habe die Lonza überhaupt so schnell die Produktion hochfahren können. «Es wurde viel mit Studenten gearbeitet, die befristet angestellt wurden.» Der Walliser geht darum nicht davon aus, dass es zu grösseren Kündigungswellen kommt: «Und bei einer Firma mit rund 5000 Angestellten kann so etwas mit natürlicher Fluktuation aufgefangen werden.»

Auch im lokalen Gewerbe scheint sich nach der Hiobsbotschaft keine Verzweiflung breitzumachen. Silvan Eyer (36) Inhaber und Geschäftsführer der Eyer Immobilien AG, erklärt: «Während der Pandemie waren möblierte Appartements für befristete Aufenthalte sehr gefragt, nun vermieten wir sie wieder unbefristet und unmöbliert.» Das sei aber der einzige Unterschied, den er spüre: «Die Pharmaindustrie und auch zahlreiche andere Branchen boomen nach wie vor, ausserdem herrscht Wohnungsknappheit. Daher gibt es für uns ansonsten bislang keine Auswirkungen.»

Nur ein Auftrag von vielen

Das wird auch so bleiben, davon ist Gemeindepräsident Niklaus Furger (70) überzeugt: «Natürlich war die Neuigkeit schon ein Schlag, aber die Moderna-Produktion war nur einer von vielen Aufträgen der Lonza.»

Die Besorgnis von Aussenstehenden könne er jedoch nachvollziehen: «Gerade während der Pandemie machte es durch die vielen Medienberichte den Anschein, als würde Lonza ausschliesslich den Covid-Impfstoff für Moderna produzieren – aber das ist natürlich überhaupt nicht so. Ich bin überzeugt, dass wir keine negativen Auswirkungen spüren werden.» Sogar im Gegenteil: «Visp erlebt einen Aufschwung. Die Lonza hat auch andere Pharma-Unternehmen hierhin gelockt, die sich nun ansiedeln.»

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