«Hier besteht eine Wettbewerbsverzerrung»
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Anwalt Roland Märki (34):«Hier besteht eine Wettbewerbsverzerrung»

Dieser Thermalbad-Streit in Leukerbad VS ist völlig verrückt
«Haben wir einen Gast, klingelt bei der Konkurrenz die Kasse»

Das zweitgrösste Thermalbad in Leukerbad ist sicher, dass es im Vergleich zur Nummer eins benachteiligt wird. Auch das Bundesgericht findet: So kann es nicht weitergehen. Es geht um viel Geld und die Frage, was mit den Kurtaxen im Dorf passiert.
Publiziert: 28.11.2023 um 00:01 Uhr
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Aktualisiert: 28.11.2023 um 07:04 Uhr
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Martin MeulReporter News

Das Thermalwasser von Leukerbad ist weithin bekannt. Mit einer Temperatur von 51 Grad sprudelt es im Walliser Bergdorf aus dem Boden. Das warme Wasser sorgt allerdings seit geraumer Zeit für eine Eiszeit zwischen zwei grossen Akteuren des Tourismus im Dorf, zwei Thermalbad-Betreibern. Roland Märki (34) vertritt als Rechtsanwalt die Alpine Rose Resort AG, den zweitgrössten Player in der örtlichen Tourismusbranche. Er fasst das Problem folgendermassen zusammen: «Haben wir einen Gast, klingelt bei der Konkurrentin die Kasse.»

Die Konkurrentin ist in diesem Fall die My Leukerbad AG. Sie ist die Vermarktungsorganisation von Leukerbad, betreibt daneben aber auch das Skigebiet Torrent und die Leukerbad Therme. Sie gehört jeweils zur Hälfte der Einwohner- und der Burgergemeinde Leukerbad. Finanziert wird sie zu einem guten Teil über die Kurtaxen, also auch mit Geldern, die die Alpine Rose Resort AG von ihren Gästen einkassieren muss.

Mit Geld von der Konkurrenz finanziert

Das führt zu einer grotesken Situation. Denn die My Leukerbad AG investiert nicht nur in die Vermarktung der Destination, sondern auch in die hauseigene Leukerbad Therme – mit unfreiwilliger Unterstützung der direkten Konkurrenz.

Die Alpentherme der Alpine Rose Resort AG ist das zweitgrösste Thermalbad in Leukerbad.
Foto: zVg
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Bei der Alpine Rose Resort AG ist man nicht gerade begeistert ob dieser Situation – und wehrte sich mit der Hilfe von Anwalt Märki vor Gericht: «Hier wird der Wettbewerb massiv verzerrt», so der Anwalt. Immerhin finanziert die Alpine Rose Resort AG die Konkurrenz in Form der Leukerbad Therme direkt mit. «Öffentliche Gelder werden einseitig für privatwirtschaftliche Zwecke genutzt.»

370'000 Franken gefordert

Die Sache landete vor dem Bundesgericht in Lausanne. Konkret ging es darum, wer in Leukerbad wie viel aus dem Topf der Kurtaxen bekommt. Denn für die Betreiberin des zweitgrössten Thermalbads steht fest: Sie bekommt zu wenig, die My Leukerbad AG zu viel. Für die Jahre 2019 und 2020 waren es nur rund 100'000 Franken. Darum forderte Anwalt Roland Märki von der Gemeinde Leukerbad 372'000 Franken an Geldern aus dem Kurtaxentopf.

Märki ist sicher, dass die Leukerbad Therme der My Leukerbad AG ohne eine solche Zahlung an seine Mandantin einen unfairen Vorteil hat. Er sagt: «Die gleiche Firma, die über die Verteilung der Kurtaxen entscheidet, führt ein Thermalbad, das in direkter Konkurrenz zu dem meiner Mandantin steht.» Das sei Wettbewerbsverzerrung.

«Da können wir nicht mithalten»

Wie viel Geld die My Leukerbad AG an ihr eigenes Bad ausschüttet, blieb bisher geheim. Die genauen Abrechnungen seien ihnen vorenthalten worden, so der Anwalt. «Es ist aber klar, dass die Leukerbad Therme über mehr Mittel verfügt als wir, um in die Infrastruktur zu investieren oder die Eintrittspreise tief zu halten», sagt Märki. «Da können wir nicht mithalten.» Ein dreistündiger Eintritt in die private Alpentherme (33 Franken) kostet zwar nur drei Franken mehr als in die Leukerbad Therme (30 Franken). Doch ist das Angebot im Bad der My Leukerbad AG mittlerweile deutlich grösser und wird stetig weiter ausgebaut.

Grundsätzlich könne es nicht im Sinne des Tourismus in Leukerbad sein, dass ein Bad massiv mit öffentlichen Geldern gefördert werde, während ein anderer wichtiger Akteur nahezu leer ausgehe, so Märki.

Vor Bundesgericht Recht bekommen

Das sah im Mai auch das Bundesgericht in Lausanne so. Dass die My Leukerbad AG ihr eigenes Bad mit Geldern versorge, sei tatsächlich ein Wettbewerbsnachteil für die Alpentherme der Alpine Rose Resort AG. Es bestehe ein Interessenskonflikt. Ausserdem stellte das Bundesgericht infrage, ob die My Leukerbad AG überhaupt die Kurtaxengelder verwalten dürfe, da sie mit ihrem Thermalbad eben auch privatwirtschaftliche Interessen verfolgt.

Wie viel Geld Roland Märkis Mandantin tatsächlich zu wenig bekommen hat, das liess das Bundesgericht offen. Der Fall ging zurück ans Walliser Kantonsgericht. Dieses hat die Gemeinde Leukerbad angewiesen, die Sache nochmals genau unter die Lupe zu nehmen. Ob dies bereits geschehen und zu welchem Ergebnis man gekommen ist, dazu wollte die Gemeinde Leukerbad sich nicht äussern. Gemeindepräsident Christian Grichting (56) liess eine entsprechende Anfrage von Blick unbeantwortet.

Auch die Alpine Rose Resort AG hat seit dem Urteil aus Lausanne in der Sache nichts von der Gemeinde gehört. «Sämtliche Versuche der Kontaktaufnahme und das Angebot von Vergleichsgesprächen blieben unbeantwortet», sagt Rechtsanwalt Märki, der sich kämpferisch gibt. «Wir klagen nicht gerne, aber werden es weiterhin tun, um diese Wettbewerbsverzerrung in Leukerbad zu unterbinden!»

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