Als sie aufflog, waren 40'000 Franken schon weg
So machte eine Hochstaplerin Karriere in einem Luxushotel in Zermatt VS

Die Slowenin Tanja F. will sich in Zermatt den Traum vom eigenen Hotel verwirklichen. Dass sie in ihrem Heimatland eine Betrügerin ist, will die Frau hinter sich lassen. Doch nun hat sie auch im Wallis wieder hohe Schulden.
Publiziert: 30.03.2024 um 01:36 Uhr
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Aktualisiert: 30.03.2024 um 09:10 Uhr
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Martin MeulReporter News

Schon als kleines Mädchen habe sie ein Hotel besitzen wollen, sagt Tanja F.* (41) im Jahr 2022 zur Tourismuspublikation «Zermatt Magazin». Darum habe sie vor zehn Jahren ihren Job als Juristin in Slowenien an den Nagel gehängt und sei ins Hotelgewerbe eingestiegen.

2019 kam die Frau nach Zermatt, heuerte in einem Luxushotel an, wurde Chefin der Rezeption. Und machte weiter steile Karriere. Nur drei Jahre später stieg sie zur Direktionsassistentin des 4-Sterne-Hotels auf. Die sprachgewandte, elegant gekleidete F. ist der Traum eines jeden Chefs. Doch sie hat auch eine andere Seite: eine kriminelle. In ihrer slowenischen Heimat ist sie nicht als Juristin bekannt, sondern als Betrügerin! Und auch in der Nobeldestination Zermatt ist sie offenbar rückfällig geworden.

An die 30 Opfer

Die Zeitung «Slovenske novice», zeichnete im Jahr 2020 ein wenig schmeichelhaftes Bild von F. Die Frau soll über 30 Personen und eine Bank ab dem Jahr 2015 mit dubiosen Versprechungen um fast eine halbe Million Euro betrogen haben. Mit dem Ausbruch der Coronapandemie begann ein erster Prozess. Es ging allein hier um 130'000 Euro, die sie sich erschlichen haben soll.

Tanja F. ist ins Visier der Walliser Behörden geraten. Sie sitzt derzeit in Untersuchungshaft.
Foto: Alain Amherd
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Die ersten Anhörungen in Slowenien fanden ohne die Beschuldigte statt. Wegen der Pandemie könne sie nicht anreisen und im Zermatter Hotel sei zu viel zu tun, so die Ausreden.

Während Tanja F. im Walliser Nobelkurort ihren Traum lebte, standen ihre Opfer in Slowenien vor einem Trümmerhaufen. «Durch sie habe ich das Geld verloren, für das ich 20 Jahre lang gearbeitet habe», sagte eines der Opfer vor Gericht aus. Die Frau hatte F. fast 30'000 Euro gegeben.

Für ihre Betrügereien setzte F. auf verschiedene Maschen. So erzählte sie ihren Opfern, dass sie ein paar Hundert Euro für eine Anzahlung für den Kauf einer Wohnung benötige. Ein anderes Mal brauchte sie angeblich einen Kredit, um an Geld auf einem Konto in Österreich kommen. Dann wurde sie plötzlich von Russen erpresst, die drohten ihre Kinder mit Plutonium zu vergiften.

Im August des Jahres 2021 wurde die Slowenin dann zu einer Bewährungsstrafe verurteilt. Dieses Mal war sie selbst vor Ort. Gemäss «Slovenske novice» war ein internationaler Haftbefehl erlassen worden, für den Fall, dass F. wieder nicht erscheinen sollte. Vor Gericht gestand sie, sagte, dass sie von den 130'000 Euro bereits 80'000 zurückgezahlt habe. Als Grund für die Betrügereien nannte sie ihre Spielsucht. Damit war in Slowenien aber noch nicht alles gut. Denn «Slovenske novice» berichtete, dass bereits weitere Prozesse warteten. Auch in diesen wurden der Frau, die schon mehrere Decknamen hatte, Betrug und Urkundenfälschung vorgeworfen.

Im Visier der Walliser Behörden

Vor Gericht sagte F. damals auch: «Ich verspreche, dass ich nicht noch einmal betrügen werde, weil ich einen tollen Job habe und gutes Geld verdiene.» Ihren Verdienst im Zermatter Hotel bezifferte die Betrügerin mit 5400 Franken pro Monat.

Das Versprechen von damals war wohl eine Lüge. Denn gegen die Frau laufen inzwischen auch im Wallis Betreibungsverfahren in der Höhe von über 40'000 Franken. Sie lebte offenbar wieder auf zu grossem Fuss. Eine örtliche Unternehmerin fordert 17'000 Franken, dazu kommen Mietschulden von etwa 14'000 Franken, sowie nicht bezahlte Kreditkartenrechnungen von 12'000 Franken. Auch die Air Zermatt wartet auf Geld: etwa 3000 Franken.

Blick weiss: Vor wenigen Wochen wurde die Slowenin von der Walliser Kantonspolizei verhaftet, sie sitzt bis heute in Untersuchungshaft. Was genau man ihr zur Last legt, bleibt unklar. Der zuständige Oberstaatsanwalt Rinaldo Arnold erklärt auf Anfrage: «Da es sich um ein laufendes Untersuchungsverfahren handelt, werden keine Informationen mitgeteilt.»

Auch der Besitzer des Zermatter Hotels, wo F. bis im vergangenen Herbst gearbeitet hat, gibt sich wortkarg. «Ich kann wegen des laufenden Verfahrens nichts sagen», erklärt er. Die Zermatter Wohnung wurde unterdessen geräumt. Auch wenn die Unschuldsvermutung gilt, ist klar: So wird es schwierig mit dem Traum vom eigenen Hotel.

* Name geändert 

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