Abschuss von Steinbock-Trophäen
Amerikaner werben mit Jagd-Safari in Zermatt

Vor zwei Jahren hat das Wallis die beliebte Trophäenjagd auf Steinböcke verboten. Trotzdem werben Amerikaner jetzt wieder mit dem Abschuss dieser Trophäen im Kanton. Offenbar halten sich örtliche Wildhüter nicht immer ans Gesetz.
Publiziert: 25.09.2022 um 04:14 Uhr
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Aktualisiert: 25.09.2022 um 11:21 Uhr
Daniel Kestenholz

Jagd-Safari im Wallis – der amerikanische Jagd-Veranstalter Global Pursuit lockt mit «massgeschneiderten Bergjagd-Abenteuern» in den Walliser Alpen. Zum Abschuss werden den Kunden Steinböcke angeboten. Dies, obwohl der Kanton vor zwei Jahren die beliebte Trophäenjagd auf Steinböcke und Gämsen verbot. Jäger zahlten mehrere Zehntausend Franken für die Reise und den Abschuss eines Steinbocks. Jetzt werden im Ausland wieder solche Jagdreisen ins Wallis angeboten.

Auf seiner Webseite wirbt Global Pursuit mit zahlreichen Fotos von Trophäen, die rund um den Erdball erlegt wurden – darunter auch ein kapitaler, nahe Zermatt geschossener Steinbock. Der Hintergrund des Bildes lässt keine Zweifel am Gebiet aufkommen: Die Berge Castor, Pollux und Breithorn sind zu erkennen – ganz rechts auf dem Bild auch das Klein Matterhorn, wie die «SonntagsZeitung» feststellte.

Kunden können auf «örtliche Jagdführer» zählen

Dazu wirbt das Unternehmen, die Schweiz sei «DAS Land» für Jagd in den Alpen. Zwar sei der Erhalt einer Jagdlizenz «ziemlich kompliziert». Man müsse sich mindestens ein Jahr vor der Jagd für das lotterieartige System der Lizenzvergabe bewerben. Genehmigungen würden auch von Ausrüstern gekauft und über Veranstalter versteigert. Gerade eine Genehmigung für einen Steinbock könne ein langwieriger Prozess sein, für Gämsen dagegen sei es «recht einfach».

Der US-Jagdveranstalter Global Pursuit wirbt mit diesem Bild aus dem Wallis für den Abschuss von Steinböcken nahe Zermatt.
Foto: Global Pursuit
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Die Jagd in der Schweiz sei sehr gut organisiert und dauere in der Regel zwei Tage. Die Kunden könnten dabei auf die «örtlichen Jagdführer» zählen. Diese «kennen die Aufenthaltsorte der Tiere und führen ihre Jäger zu Trophäen, die sehr alt oder extrem gross sind».

Wildhüter nehmen es mit dem Gesetz nicht so genau

Die Walliser Behörden erklären, ihnen seien die Hände gebunden. Man könne den Anbietern nicht vorschreiben, was diese auf ihren Seiten bewerben. Grundsätzlich könnten Personen aus dem Ausland keine Abschüsse mehr durchführen, erklärte die Dienststelle für Jagd, Fischerei und Wildtiere auf Anfrage der Zeitung. «Nur im Wallis wohnhafte Personen mit einem Patent aus einem anderen Kanton oder Jägerinnen und Jäger mit einem Walliser Patent sind zugelassen.»

Das Problem: Walliser Wildhüter müssen sich immer wieder vor Gericht verantworten, weil sie es mit dem Gesetz nicht so genau nahmen – und dafür verurteilt wurden. Trotz Trophäenjagdverbot: Vor einem Jahr veröffentlichte ein Amerikaner einen Filmbericht zu seinem Steinbockabschuss nahe St. Maurice im Wallis.

Im Film zu sehen ist, wie der Jäger in Begleitung des Reisevermittlers frühmorgens aufbricht. Im Schnee erblicken sie rund 300 Meter entfernt einen Steinbock, der immer wieder neugierig rüberschaut. «Schnell, schnell, morgen können wir vielleicht nicht mehr jagen», sagt der Wildhüter auf Englisch. Der Jagdtourist legt sich in den Schnee, setzt sein Gewehr mit Zielfernrohr an. Ein Schuss fällt. Das Tier sackt tot zusammen. «Gut gemacht», gratuliert der Veranstalter dem Amerikaner. Dieser reagiert und sagt: «Ich dachte nicht, dass der Abschuss so einfach ist.»

Umstrittene Trophäenjagd

In dieser Saison wurden im Kanton 583 Steinböcke zum Abschuss freigegeben. 75 davon sind sogenannte «Kundenabschüsse». Zuletzt seien die bewilligten Kontingente nicht mehr ausgeschöpft worden, teilt der Kanton mit. Erlegt werden oft die ältesten und grössten Tiere. Diese bringen dem Kanton auch am meisten Geld ein. Je grösser die Hörner, desto höher der fällige Betrag. Für einen kapitalen Bock mit 90 Zentimetern Hornlänge gehören beispielsweise 3750 Franken bezahlt.

Auch im Kanton regt sich Widerstand gegen die Trophäenjagd. So war die Walliser Biologin und Grossrätin Brigitte Wolf eben selbst als Begleiterin auf der Hochjagd. Die wichtigsten Kriterien für Abschüsse müssten «wildbiologischer Natur» für die Regulation sein, wird Wolf zitiert. Meist seien die für die Reproduktion wichtigen Böcke auch die Ältesten. Wolf: «Diese zum Abschuss freizugeben, nur weil sie am meisten Geld einbringen, ist falsch.»

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