Hier wird der Verkäufer mit der Waffe bedroht
1:11
Versuchter Überfall in Yverdon:Hier wird der Verkäufer mit der Waffe bedroht

60-Jähriger schlägt in Yverdon-les-Bains bewaffneten Räuber in die Flucht
«Habe es satt, ins Visier der Diebe zu geraten»

Mit einer Pistole wollte ein Ganove den Laden des 60-jährigen François L. in Yverdon-les-Bains VD überfallen. Doch der Verbrecher machte die Rechnung ohne den mutigen Besitzer.
Publiziert: 29.05.2024 um 12:26 Uhr
Blick_Daniella_Gorbunova.png
Daniella Gorbunova

Mit 60 Jahren schlägt er mutig einen bewaffneten Räuber in die Flucht, der gerade dabei ist, seinen Lebensmittelladen zu plündern – hört sich wie ein Film an, ist in Wahrheit aber die heldenhafte Geschichte von François L. Der Waadtländer ist Besitzer des «Marché des Moulins» in Yverdon-les-Bains VD, der am Sonntag Schauplatz eines versuchten Raubüberfalls wurde. 

Wie L. gegenüber Blick erklärt, wollte er kurz vor 17 Uhr seinen Laden schliessen – doch da betrat noch ein Mann das Geschäft. Das zeigen auch Aufnahmen einer Überwachungskamera, die der Yverdoner Politiker Ruben Ramchurn am Montagabend in den sozialen Netzwerken geteilt hatte. Darauf ist ein Mann zu sehen, der mit einer blauen Plastiktüte auf L. zugeht und eine Schusswaffe zieht.

Externe Inhalte
Möchtest du diesen ergänzenden Inhalt (Tweet, Instagram etc.) sehen? Falls du damit einverstanden bist, dass Cookies gesetzt und dadurch Daten an externe Anbieter übermittelt werden, kannst du alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen lassen.

«Ich hatte Angst»

Blick sprach am Dienstag mit dem unerschrockenen Lebensmittelhändler. Noch immer etwas schockiert berichtete er vom Vorfall: «Der Mann richtete seine Waffe auf mich. Er war maskiert und trug eine Kapuze und eine Sturmhaube. Als wir uns gegenüberstanden, forderte ich ihn auf, seine Maske abzunehmen, wenn er in den Laden gehen will. Er zielte weiter auf mich – sagen wir mal, es ist ein komisches Gefühl, eine Waffe so nah an seinem Gesicht zu haben.»

Die Tat ereignete sich, als L. kurz vor 17 Uhr sein Geschäft schliessen wollte.
1/4

Daraufhin habe er versucht, ihm die Waffe wegzuschlagen. «Man muss bedenken, dass sich noch Menschen und vor allem Kinder im Laden befunden haben», so L. Sein Angreifer entsicherte daraufhin jedoch die Pistole – woraufhin dem 60-Jährigen kurz mulmig wurde. «Ich muss zugeben, dass ich in diesem Moment wirklich Angst hatte. Ich fragte mich, ob er auf mich schiessen würde. Stellen Sie sich vor, der Lauf war nur wenige Zentimeter von meinem Kopf entfernt!»

Aus Reflex flüchtete der Ladeninhaber ins Innere des Hauses. «Zum Glück hat mein Lebensmittelgeschäft eine einbruchsichere Stahltür, sodass ich schnell schliessen konnte. Da war er hilflos und konnte nicht mehr hinein. Er ging also zurück in Richtung Fluss, wo ein Komplize mit einem Roller auf ihn wartete.»

Täter konnten fliehen

L. nahm daraufhin die Verfolgung auf: «Ich bin ihm ein paar Meter hinterhergelaufen und habe dabei die Passanten um Hilfe gerufen. Ich weiss, wenn man wie ich 60 Jahre alt ist, ist es leichtsinnig, Banditen so zu verfolgen. Wie auch immer, sie haben es geschafft, mit dem Fahrzeug zu fliehen.»

Die Waadtländer Staatsanwaltschaft bestätigte auf Anfrage, dass ein Verfahren eingeleitet wurde, nachdem der Besitzer des Geschäfts Anzeige wegen bewaffneten Raubüberfalls erstattet hatte. «Eine Untersuchung ist im Gange, um den Tathergang genau zu bestimmen und den oder die Täter zu identifizieren», erklärt Sprecher Vincent Derouand. Bisher wurde noch keine Person festgenommen.

«Fühle mich von meiner Stadt nicht unterstützt»

Weiter erklärt L., dass er es satthabe, von Dieben in der Region ins Visier genommen zu werden. Zwar sei es das erste Mal, dass ihm eine Waffe ins Gesicht gehalten wurde, aber befreundete Verkäufer und Verkäuferinnen hätten das laut L. schon mehr als einmal erlebt. Es sei auch nicht der erste Raubüberfall auf sein Geschäft gewesen. 

«Ich habe Panzerglas, eine Stahltür, überall Kameras, alle möglichen und unmöglichen Vorsichtsmassnahmen – ich weiss nicht, was ich noch tun kann, um mich zu schützen», so der 60-Jährige. Hilfe von den Behörden kriegt er kaum: «Die Behörden raten mir einfach, immer nur einen Kunden reinzulassen, weil ich so viel mit Dieben zu tun habe. Aber das ist einfach unrealistisch. Und ich kann mir keine Security leisten. Ich muss also sagen, dass ich mich von meiner Stadt nicht wirklich unterstützt fühle.»

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?