Staatsrätin sorgt für Skandal im Wallis
Waadtländer Regierungschefin trotz Corona-Symptomen im Restaurant

Die Waadtländer SP-Staatsrätin Nuria Gorrite verletzte am vergangenen Mittwoch bei einem Restaurantbesuch in Crans-Montana (VS) die Maskenpflicht. Besonders pikant: Der Vorfall ereignete sich, während sie bereits mit Corona infiziert war.
Publiziert: 04.01.2022 um 19:46 Uhr
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Aktualisiert: 05.01.2022 um 14:05 Uhr
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Adrien Schnarrenberger

Das Wahljahr startet für Nuria Gorrite nicht unter dem besten Stern. Am Neujahrstag wurde bekannt gegeben, dass die Waadtländer Regierungschefin wegen eines positiven Covid-Tests bis zum 6. Januar in Isolation ist. Damit ist klar: Aufgrund der damals noch geltenden 10-Tage-Isolation müssen die ersten Symptome bereits am 28. Dezember aufgetreten sein.

Brisant: Bilder, die Blick vorliegen, zeigen die Sozialdemokratin Gorrite in einem Walliser Restaurant an einer Feier. Aufgenommen wurden sie am 29. Dezember. Gemäss Berechnungen des Waadtländer Kantonsarztes war die Politikerin bereits symptomatisch, als sie den Abend mit sechs Freunden verbrachte. Sie wusste zwar noch nichts von ihrer Corona-Infektion, verspürte aber ein «leichtes Kribbeln im Hals» (siehe unten).

Die Regierungschefin des grössten Westschweizer Kantons sorgt damit für grosses Aufsehen. Hat sie sich etwa mit Covid-Symptomen in eine öffentliche Einrichtung begeben?

Nuria Gorrite feiert am 29. Dezember im Restaurant – ohne Maske und mit Covid-Symptomen.
Foto: Blick
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«Sie standen und hatten keine Maske auf»

Mehrere Bilder zeigen, wie sich die Waadtländer Regierungschefin ohne Maske im Restaurant bewegte. Das verstösst gegen die geltenden Regeln, denn die Maske darf nur im Sitzen abgenommen werden.

Das Personal des Lokals bestätigt auf Anfrage: «Die Gruppe stand im Eingangsbereich und wartete darauf, dass man sie zu ihrem Tisch begleitete. Die ganze Gruppe von Frau Gorrite trug keine Maske.»

Kellner von ihrem Lebenslauf überrascht

Auch die Anstandsregeln soll die Gruppe der Waadtländer Regierungschefin verletzt haben. Mehrere Gäste haben sich beim Personal des Lokals über das Verhalten der Staatsrätin und ihrer Tischgenossen beschwert. «Sie hatten offensichtlich viel getrunken, schrien nur noch herum und störten das ganze Restaurant», beklagt sich eine Verantwortliche. Obwohl die Mitarbeiter mehrmals um Anstand beten, ändert sich nichts.

Die Angestellten des Lokals hatten keine Kenntnis von Nuria Gorrites öffentlicher Funktion. «Wir sind mehrheitlich Franzosen und, sorry, wenn ich das so sage, aber wir interessieren uns nicht sehr für die Schweizer Politik», gesteht die Managerin. Umso überraschter war sie, als sie erfuhr, dass es sich um die Regierungschefin des grössten Westschweizer Kantons handelte.

Die Ministerin entschuldigt sich

Nuria Gorrite sagt auf Anfrage von Blick, dass ihre Gruppe nach der Zertifikats-Kontrolle gebeten worden sei, bei einem Getränk an der Bar zu warten. Sie bestätigt, dass sie kurz im Stehen und ohne Maske konsumiert habe. «In dem Moment war mir nicht klar, dass ich gegen die Regeln verstiess. In einer Zeit, in der die Behörden von jedem und jeder verlangen, sich an die Vorschriften zu halten, bereue ich meinen Fehler und möchte mich dafür entschuldigen.»

Zu ihrem Verhalten in dem Lokal meint Gorrite, dass sie «laut gesprochen, gelacht und sogar zweimal gesungen» hätten. «Wie jeder nach zwei Jahren Pandemie brauche ich wieder etwas Leichtigkeit. Mit Freunden zu feiern, hilft mir». Die Sozialdemokratin räumt ein, dass ihr Dezibelpegel «hoch» war, schiebt dies aber auf ihren lebenslustigen Charakter.

«Ich habe fünf negative Selbsttests gemacht»

Und ihre Corona-Infektion? Gorrite sagt, sie sei vollständig geimpft und habe ihren Booster am 16. Dezember erhalten. «Um mein Umfeld zu schützen, habe ich während meines Aufenthalts in Crans-Montana zwischen dem 25. Dezember und dem 31. Dezember fünf Selbsttests durchgeführt. Während dieses gesamten Zeitraums fühlte ich mich sehr gut. Die Ergebnisse waren alle negativ, bis zum 31. Dezember. An diesem Tag fiel der Selbsttest positiv aus.»

Gorrite habe sich nach dem positiven Resultat sofort mit dem Waadtländer Kantonsarztamt in Verbindung gesetzt und parallel dazu einen PCR-Test durchgeführt. Als dieser auch positiv ausgefallen sei, sei sie umgehend nach Hause gefahren und habe sich in Isolation begeben. «Aus Gründen der Transparenz habe ich am 1. Januar eine Pressemitteilung verschicken lassen.»

Im Rahmen eines Gesprächs mit dem Waadtländer Kantonsarztamt versuchte dieses, den Beginn der Infektion zu präzisieren. «Der Kantonsarzt vermutet, dass ein sehr leichtes Kribbeln, das ich um den 28. Dezember herum im Rachenraum verspürt hatte, rückblickend als erstes Symptom angesehen werden kann.» Daher sei das Enddatum der Isolation auf den 6. Januar gelegt worden – 10 Tage nach dem 28. Dezember.

Die Staatsrätin hält fest, dass ihr das leichte Kribbeln aufgrund ihrer «perfekten körperlichen Verfassung» und der negativen Selbsttests zu diesem Zeitpunkt nicht als Covid-Symptome erschienen. «Erst während der Diskussion mit dem Kantonsarzt kam die Hypothese mit dem Kribbeln als Covid-Symptom auf.»

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