Unlauterer Wettbewerb im Wallis
Irrer Wurst-Streit zwischen Metzgern

19 Kilometer machen den Unterschied: Die Dorf-Metzg in Saas-Fee hat durchgeboxt, dass ein Metzger im nahen Stalden seine Randenwürste nicht mehr als Saaser Hauswürste anpreisen darf.
Publiziert: 07.07.2020 um 08:23 Uhr
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Aktualisiert: 07.07.2020 um 11:14 Uhr

Es ist nicht Wurst, woher die Wurst kommt: Dass ein Metzger in Stalden VS sein Produkt unter dem Namen «Saaser Hauswurst» vermarktet, macht das Ehepaar Marco und Eliane Bumann-Burgener hässig. Die beiden führen die Dorf-Metzg in Saas-Fee in dritter Generation als Familienbetrieb. «Wir sind der Meinung, dass die Saaser Wurst im Saas bleiben soll und dass, wer Saaser Wurst kauft, auch Saaser Wurst bekommen soll», heisst es bei den Bumanns laut dem «Walliser Boten».

Zwar handelt es sich bei beiden Produkten um Randenwürste. Doch die originale Saaser Hauswurst gibts nur in der Dorf-Metzg in Saas. Das Konkurrenzprodukt der Metzgerei Zuber AG aus dem 19 Autokilometer entfernten Stalden kann aus Sicht der Saaser Metzger nicht als Saaser Hauswurst bezeichnet werden. Schliesslich liegt Stalden nicht im Saas- sondern im Vispertal!

Gang vors Gericht abgewendet

«Gäste, welche diese Würste im Coop sahen, haben uns auf diesen Etikettenschwindel aufmerksam gemacht. Uns wäre das nie in den Sinn gekommen. Das hat bislang noch keine Metzgerei fertiggebracht. Jedenfalls haben wir dann entsprechende Schritte eingeleitet, weil wir das klarstellen wollten», sagt das Metzger-Ehepaar.

Die Dorf-Metzg in Saas Fee ist ein Familienbertrieb: Patron Marco Bumann mit Sohn Iwan und Enkel Johannes.
Foto: dorf-metzg.ch
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Die Bumanns drohten mit dem Gang vors Gericht: «Wir finden es schade, dass man so weit gehen musste. Aber die Metzgerei Zuber beharrte auf ihrem Standpunkt, es handle sich um eine Randenwurst und die gebe es in der ganzen Schweiz. Das haben wir auch nie bestritten. Aber die Saaser Wurst gehört einfach zu Saas.» Schlussendlich hat man sich geeinigt, dass die Metzgerei Zuber ihre Hauswurst fortan unter dem Namen «Walliser Hauswurst nach Saaser Art» verkaufen darf. Die Metzgerei Zuber wollte sich auf Anfrage der Zeitung nicht äussern. Auf der Homepage wurde der Name der Hauswurst aber bereits geändert.

Marketing-Trick: Saas-Fee bekannter als Stalden

Letztendlich ging es beim Wurst-Streit nicht um eine markenrechtliche Frage, sondern um die Problematik des unlauteren Wettbewerbs, wie es weiter heisst. Denn die Saaser Hauswurst stellt keine Marke im rechtlichen Sinn dar. Hätten sich die beiden Metzgereien nicht geeinigt, hätte das Gericht entscheiden müssen, ob für die Namensgebung der Wurst die Herkunft oder das Rezept massgeblich ist.

Der Grund für den Marketing-Trick der Metzgerei Zuber ist laut den Bumanns leicht durchschaubar: «Das Saastal ist nun mal bekannter als Stalden und folglich verkauft sich das auch besser.» Sonst wollten die in Stalden unten auch nichts von Saas wissen. «Dann sollen sie uns auch die Wurst lassen», finden die Bumanns. (noo)

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