Wegen gefährlichem Bakterium
Rosmarin-Stöckli wird kurzerhand beschlagnahmt

Hannes Hofstetter (56) aus Burgdorf BE kauft sich einen Rosmarin. Dann bekommt er einen überraschenden Anruf: Sein Strauch stehe im Verdacht, von einem der weltweit gefährlichsten Pflanzenbakterien befallen zu sein.
Publiziert: 22.09.2021 um 13:54 Uhr
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Aktualisiert: 22.09.2021 um 14:27 Uhr
Jana Giger

Damit hat Hannes Hofstetter (56) nicht gerechnet: Sein harmloses Rosmarin-Stöckli wird plötzlich zu einem ernsten Fall der Eidgenössischen Pflanzenschutzbehörde. Den besagten Rosmarin tut sich der 56-Jährige Ende August zu, wie «Argovia Today» berichtete. Ein paar Tage später ruft die Floristin bei Hofstetter an.

Laut Eidgenössischem Pflanzenschutz bestehe der Verdacht, dass Hofstetters Rosmarin mit dem Feuerbakterium «Xylella fastidiosa» befallen sein könnte. Zu diesem Zeitpunkt hat der 56-Jährige bereits seine Bolognese-Sauce mit Rosmarin-Zweigen verfeinert.

Inspektor nimmt die Pflanze in Beschlag

Hofstetter ist verblüfft. «Im ersten Moment dachte ich, das sei ein Witz», sagt er zu Blick. «Sorgen habe ich mir aber keine gemacht.» Er erlaubt der Floristin, seine Kontaktdaten den Behörden weiterzugeben. Die Sache scheint ernst zu sein.

Um seinen Balkon zu begrünen, kaufte sich Hannes Hofstetter einen Rosmarin.
Foto: Jana Giger
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Am nächsten Morgen steht bereits ein Inspektor des eidgenössischen Pflanzenschutzdienstes bei Hofstetter auf dem Balkon. Er schaut sich das Rosmarin-Stöckli kurz an und beschliesst, dieses mitzunehmen. Er zerrt die Pflanze mitsamt der Wurzel aus der Erde und steckt sie in einen Abfallsack.

Das Bakterium kann sich rasant ausbreiten

Kein Wunder: Im Reich der Flora ist das Bakterium Xylella fastidiosa eines der gefährlichsten weltweit. Eine Expertin des Pflanzenschutzdienstes schreibt auf Anfrage von Blick, dass sich das Feuerbakterium rasant ausbreitet. «Die befallenen Pflanzen trocknen und sterben ab.»

Für den Menschen sei das Feuerbakterium aber ungefährlich. «Selbst wenn man von einer befallenen Pflanze essen würde, könnte das Bakterium im Menschen nicht überleben», schreibt die Expertin.

EU-Land schlug Alarm

Der Eidgenössische Pflanzenschutz wurde von einem Land aus der EU über den potenziellen Bakterienbefall alarmiert. So hat Hofstetters Rosmarin-Stöckli für Aufsehen bei den Behörden gesorgt. Dieses stammt aus einer Zucht in Portugal.

Inzwischen liegen die Ergebnisse vor: Hofstetters Rosmarin war nicht mit dem Feuerbakterium befallen. Dieses Jahr wurden bereits 21 Rosmarin-Sträucher wegen Verdachts auf das Xylella fastidiosa beschlagnahmt – alle waren negativ.

Der ganze Wirbel um sein harmloses Gewürz nimmt Hofstetter gelassen. Er sagt: «Ich finde es gut, dass die Behörden meinem Fall so effizient nachgegangen sind.» Den Rosmarin bekommt er im nächsten Frühling von der Floristin ersetzt.

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