«Heute würde ich es nicht mehr machen»
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Flüchtlings-Gastgeberin Nadja:«Heute würde ich es nicht mehr machen»

Wegen Behörden-Frust
Schweizer Gastfamilien bereuen Aufnahme von Flüchtlingen

Immer mehr Schweizerinnen und Schweizer die ukrainische Flüchtlinge beherbergen kommen an ihre Grenzen. Schuld daran sind nicht die Geflohenen, sondern die Schweizer Behörden.
Publiziert: 21.04.2022 um 16:29 Uhr

Vor dem Krieg in ihrer Heimat sind Millionen Ukrainer auf der Flucht. Täglich kommen Hunderte in die Schweiz und finden hier Schutz. Manche kommen in den Asylzentren unter, andere wiederum bei Privatpersonen. Und gerade Letzteres sorgt für Ärger. Schweizer Gastfamilien kommen an ihre Grenzen. Sie fühlen sich von den Behörden im Stich gelassen.

Dazu gehört auch die Churer Lehrerin Nadja Rosenberger, die vor vier Wochen drei Personen aus der Ukraine aufgenommen hat, wie das «SRF» berichtet. Sie ging davon aus, dass sie zumindest für die Behördengänge Unterstützung bekommen würde – Fehlanzeige.

Bei der Stadt habe man ihr gesagt, dass es dafür schlichtweg keine Ressourcen gebe. Rosenberger ist enttäuscht – und wie. «Heute würde ich es nicht mehr machen», sagt sie zum «SRF».

Immer mehr Ukrainer flüchten vor dem Krieg aus ihrer Heimat.
Foto: IMAGO/ZUMA Wire
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«Wir müssen auf allen Ebenen besser werden»

Rosenberger berichtet, dass sie in den letzten Wochen rund acht Stunden am Telefon verbracht hätte – darunter mit dem Migrationsamt und anderen sozialen Diensten von Stadt und Kanton. Sie ist frustriert: «Die grosse Solidarität, die in der Bevölkerung da ist, gibt es von behördlicher Seite nicht.»

Probleme gibt es laut Rosenberger auch bei der finanziellen Hilfe für die Flüchtlinge selbst. Erst eine der von ihr aufgenommenen Personen habe den Schutzstatus S und damit finanzielle Unterstützung erhalten. Die anderen beiden müssten sich mit Essens-Gutscheinen begnügen. Und: Ohne Schutzstatus S dürfen Flüchtlinge keiner Erwerbstätigkeit nachgehen.

Immerhin: Bei den Behörden ist man einsichtig. «Wir müssen auf allen Ebenen besser werden, da ist Luft nach oben», sagt der zuständige Churer Stadtrat Patrik Degiacomi (SP) gegenüber dem Fernsehsender.

Auch Peter Rohner (56) zeigte sich frustriert. Der Luzerner wollte nur helfen und nahm mit seiner Frau vier Flüchtlinge auf. Doch am Ende musste er drei wieder wegschicken, wie letzte Woche berichtete. Der Grund: Das Geld fehlt. Und eine Unterstützung vom Kanton kann er nicht bekommen.

Mehr als 31'000 Flüchtlinge mit Schutzstatus S

In den Asylzentren des Bundes haben seit Beginn des russischen Angriffs auf das Land insgesamt 38'339 Personen registriert. Bis Ende Jahr könnte die Zahl der Flüchtlinge aber noch stark ansteigen. Denn das Maximal-Szenario des Bundes stellt 300'000 Ukrainerinnen und Ukrainer in Aussicht.

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Bisher haben 31'413 Flüchtlinge den Schutzstatus S erhalten, wie das Staatssekretariat für Migration (SEM) am Donnerstag via Twitter mitteilte. Laut dem Uno-Flüchtlingshilfswerk UNHCR sind seit Kriegsbeginn rund 5,1 Millionen Menschen aus der Ukraine ins Ausland geflohen. (bra)


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