Vorsicht bei den Sommerferien!
Mit welchen Tricks Kriminelle bei dir einbrechen

Wenn es über die Sommermonate Schweizerinnen und Schweizer in die Ferne zieht, schlagen zu Hause Einbrecher zu. Eine Nachfrage bei zwei Kantonspolizeien zeigt: Die Digitalisierung machen sich auch die Diebe zunutze.
Publiziert: 29.06.2024 um 17:47 Uhr
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Sandra MeierJournalistin News

Sie malen Symbole an Hausmauern, stecken Papierschnipsel in die Haustüre oder legen Münzen auf Briefkästen: Immer wieder machen Geschichten von sogenannten Gaunerzinken die Runde. Geheime Codes, die Einbrecher angeblich verwenden, um zu zeigen, wo sich ein Einbruch lohnt. Eine Nachfrage bei den Kantonspolizeien Aargau und St. Gallen zeigt aber: Das ist alter Kaffee. 

«Das erzählt man sich vielleicht noch von früher, aber Einbrecher gehen heute anders vor», sagt Hanspeter Krüsi, Mediensprecher der Kantonspolizei St. Gallen, zu Blick. Die Digitalisierung beeinflusse auch die Arbeit der Kriminellen. Drehten früher Banden noch ihre Runden im Quartier, um Häuser auszukundschaften, würden sie heute etwa Google Maps für die Vorarbeit nutzen. 

Wo hat es einen Pool?

Das bestätigt auch Daniel Wächter, Mediensprecher der Kantonspolizei Aargau. Mit Satellitenbildern könnten sich Kriminelle einen Überblick über ein Quartier verschaffen. Welche Häuser wirken herrschaftlicher, wo steht ein Pool? Wächter betont aber auch: Viele Einbrüche im Aargau passieren heutzutage spontan. «Die Einbrecher gehen in ein Quartier, schauen, wo kein Licht brennt, vielleicht läuten sie noch, aber gross im Voraus kundschaften sie nicht mehr aus.» Stattdessen schlagen sie zu, wo sich gerade Gelegenheit bietet.

Einbrecher nutzen die Ferienabwesenheit, um in Häuser einzusteigen. (Symbolbild)
Foto: Keystone
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Die Einbruchgefahr ist während der dunklen Jahreszeit am grössten. Doch auch jetzt über die Sommermonate, wenn Schweizerinnen und Schweizer in die Ferien verreisen, lohnt sich Wachsamkeit. «Wenn ein Einbrecher über die Sommerferien ein Quartier findet, in dem viele weg sind, ist er recht erfolgreich», sagt Polizeisprecher Krüsi. Dabei gilt besonders für Einfamilienhaus-Besitzer grosse Vorsicht: Denn in ein solches einzubrechen, ist gemäss Krüsi einfacher als bei einem Mehrfamilienhaus wie einem Block. «Ein Einfamilienhaus ist besser begehbar und einsehbar.» Die schwächste Stelle sei dabei immer das Glas. Das gelte aber auch für Parterre-Wohnungen in Mehrfamilienhäusern.

Fehlende Sozialkontrolle in der Bevölkerung

Auch Social Media birgt Gefahr. Schliesslich wird gerne auf Fotos gezeigt, an welchen Traumstränden man sich gerade räkelt. Und so dem Täter Hinweise geliefert, ob man zu Hause ist oder nicht. Mediensprecher Krüsi rät dazu, genau zu überprüfen, wer Einblick auf den Whatsapp-Status oder das Instagram-Profil hat. Der Aargauer Polizeisprecher Wächter relativiert aber auch: «Das bedeutet viel Aufwand für die Verbrecher.»

Die zunehmende Anonymität in der Gesellschaft erschwert es der Polizei, Einbrecher zu fassen. Stichwort: Sozialkontrolle. «Früher gab es mehr Meldungen aus der Bevölkerung, wenn etwa ein komisches Auto im Dorf aufgefallen ist», sagt der St. Galler Polizeisprecher. Heute seien die Leute weniger zu Hause. Zudem kenne man die Nachbarn kaum noch. «Früher hielt man vielleicht noch einen Schwatz in der Tiefgarage, heute kann der Einbrecher dort stehen und man erkennt ihn nicht als Fremden.» Gemäss Schweizer Kriminalstatistik konnten 2023 knapp ein Fünftel der Einbrüche (18,1 Prozent) aufgeklärt werden.

So verschaffen sich Einbrecher Zugang

Um in Häuser einzudringen, greifen Einbrecher zu Schraubenziehern oder Brecheisen. Sie schlagen Scheiben ein oder bohren Löcher in Fenster, um diese dann mit einem Eisendraht zu öffnen. Über eine neue Einbruchmethode berichtete kürzlich die «ZürichseeZeitung»: «Einbrecher kommen jetzt vermehrt mit dem Bolzenschussgerät», titelte die Zeitung, nachdem sich in der Region Fälle gehäuft hatten. In den Kantonen Aargau, Bern und St. Gallen ist die Methode bisher nicht aufgetreten, wie es auf Blick-Anfrage heisst. Die Luzerner Kantonspolizei hingegen verzeichnet seit mehreren Jahren «vereinzelt» Fälle.

Generell raten die Polizeisprecher für die Ferien: Die Abwesenheit soll nicht erkennbar sein. Das kannst du tun, damit die Rückkehr aus den Ferien nicht zum Albtraum wird:

  • Vor der Abreise kontrollieren, ob alle Fenster und Türen komplett geschlossen sind
  • Nachbarn Bescheid geben, dass man weg ist
  • Briefkasten regelmässig leeren lassen
  • Rasen mähen und Blumen giessen lassen
  • Zeitschaltuhren installieren, um etwa Lichter ein- und auszuschalten oder Rollläden zu bewegen.


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