«Man muss bereit sein, seine Gewohnheiten wirklich zu ändern»
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Dirren zu ihrem Erfolgsrezept:«Man muss bereit sein, seine Gewohnheiten wirklich zu ändern»

Von der Köchin zum Model – Walliserin Claudine Dirren (40) speckte stolze 77 Kilo ab
«Ich habe mich halbiert»

Seit zwölf Jahren achtet Claudine Dirren aus Visp VS auf ihre Linie. Ihr Motto: Weniger und bewusster Essen sowie viel Bewegung. Heute arbeitet die einstige Köchin sogar als Skilehrerin und modelt für ein Bekleidungsgeschäft.
Publiziert: 14.01.2023 um 00:34 Uhr
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Aktualisiert: 14.01.2023 um 10:20 Uhr
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Myrte MüllerAussenreporterin News

Die alten Fotos wirken wie aus einer anderen Welt. Claudine Dirren (40) war schwer übergewichtig, wog zeitweise 153 Kilo bei einer Körpergrösse von 176 Zentimetern. Die gelernte Köchin fand keine Kleider in den Geschäften und musste alles zu überteuerten Preisen online bestellen. «In Kleidergrösse 60 trägt man das, was passt und nicht das, was einem gefällt», sagt Dirren. Sie habe kein Sättigungsgefühl gehabt, auch Junkfood wie Pommes und Hamburger gegessen. «Ich ass von allem viel zu viel und nahm kontinuierlich zu», sagt Dirren. Bewegung fiel ihr damals schwer.

Heute sieht ihr Spiegelbild anders aus. Die Visperin ist gertenschlank, der Bauch flach, das Lächeln breit. Als sie gestern im Blick die Abnehm-Geschichte von Reporterin Luisa Ita liest, meldet sie sich sofort: «Ich habe in den vergangenen Jahren 77 Kilo abgenommen. Ich habe mich sogar halbiert.» Claudine Dirrens Rezept: «Komplett die Ernährung umstellen und laufen, laufen, laufen.» Vier bis fünf Stunden am Tag ist sie an der frischen Luft, «ich gehe schon ganz früh mit dem Hund raus, erledige möglichst viel zu Fuss». Ihr Pedometer zählt täglich zwischen 35'000 und 40'000 Schritte.

Die ehemalige Köchin arbeitet heute als Skilehrerin

Claudine Dirren ist nicht zu bremsen. «Ich liebe das Wandern, den Wintersport, schwimme gern.» Zudem macht sie gezieltes Krafttraining, schafft sogar das anspruchsvolle High Intensity Training (HIT). Sie arbeitet nicht mehr als Köchin, sondern gibt Skiunterricht. Jetzt trägt sie Grösse 40 und modelt sogar für ein Bekleidungsgeschäft im Ort.

Claudine Dirren aus Visp VS macht eine Pause im Schatten, nachdem sie ihren Rundgang gemacht hat. Das Pedometer der Walliserin zählt täglich 35'000 bis 40'000 Schritte.
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Leicht war der Weg nicht. Schon als Kind kämpft Claudine Dirren mit überschüssigen Pfunden: «Mit sechs nahm man mir die Mandeln heraus, danach sei ich aufgegangen wie ein Hefekuchen, erzählte mir meine Mutter.» Sie habe aber nie wirklich unter ihrem Übergewicht gelitten. «Sicher bin ich auch mal gehänselt worden, doch ich war stark und konnte mich wehren», sagt Claudine Dirren. Mit 16 wiegt sie bereits 110 Kilo.

Zum Erfolg gehört auch eine Portion Sturheit

Sie wird Köchin, arbeitet in einem Lokal. Das viele Schleppen geht auf die Bandscheiben. «Plötzlich konnte ich mich nicht mehr bewegen, sass kurzzeitig sogar im Rollstuhl», sagt Dirren. Nach zwei Jahren Qual beisst sich die Visperin zurück ins Leben. «Ich studierte in Bern Sozialpädagogik», sagt sie. Sie heiratete und wurde schwanger. «Ich musste mich über die gesamte Schwangerschaft immer wieder übergeben, nahm schliesslich 14 Kilo ab.» Damals war sie 28 Jahre alt. Was sie damals kaum ahnt: Fünf Jahre später wird sie nur noch 76 Kilo wiegen.

Ein Arzt will ihr nach der Geburt einen Magenbypass setzen. «Er sagte mir, ohne ihn würde ich es nie schaffen, abzunehmen. Das hat meinen Ehrgeiz geweckt», erzählt Claudine Dirren weiter. Sie beginnt mit ein paar Schritten. Die Spaziergänge werden länger. Dirren steigt aufs Velo. Erst mit Elektromotor, später ohne.

Eine Schokokugel am Tag

«Fortan gab es statt Pommes Kartoffeln im Ofen. Statt der üblichen vier bis fünf Schnitten mit Konfitüre am Morgen, frühstücke ich eine Riesenportion Vollkorn-Haferflocken, lecker mit Zimt und Ingwer», sagt sie. Aufs Mittagessen könne sie dann verzichten. Und: «Ich trinke extrem viel Tee», so Claudine Dirren. Auf die Tochter folgt 2012 ein Bub. Ehemann und Kinder machen mit. «Wir sind alle sehr aktiv», sagt Dirren. Nachdem sie über 70 Kilo abgenommen hatte, liess sie sich den Bauch straffen.

Geisseln will sich die ehemalige Köchin dennoch nicht. Mal eine Pizza liege durchaus drin. «Jeden Tag belohne ich mich mit einer Lindor-Schokokugel», sagt Claudine Dirren. Es sind nicht nur Bewegung und gesundes Essen, die der zweifachen Mutter die grosse Wandlung brachten. «Es ist auch meine Sturheit», gibt sie zu, «es gab auch Durststrecken, in denen man vielleicht monatelang trotz Training und Diät kaum abnahm. Dann muss man einfach durchhalten.» Irgendwann wird alles selbstverständlich. «Der Mensch ist ein Gewohnheitstier», sagt Claudine Dirren, «ich habe jetzt keine Mühe mehr, das Gewicht zu halten.»

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