Vertippser oder Absicht?
Interessent bietet 62'000 Franken für Bündner Autonummer

An einer Online-Auktion des Strassenverkehrsamtes Graubünden ging ein vierstelliges Kontrollschild für rund 62'000 Franken weg – obwohl zuvor nur 6100 Franken geboten worden waren. Was steckt dahinter?
Publiziert: 24.08.2020 um 16:53 Uhr
Der User «sigru» bot rund 62'000 Franken für ein Nummernschild. Hierbei handelte es sich um einen Tippfehler.
Foto: BLICK-Leserreporter
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Fabian Meyer

Am Sonntag geht die Auktion für das Nummernschild «GR 8906» in die heisse Phase: Im Minutentakt überbieten sich die Interessenten, der Preis klettert auf über 6000 Franken. Auch ein BLICK-Leser macht bei 6100 Franken mit: «Ich hatte sehr grosses Interesse am Kontrollschild. Da ich es unbedingt haben wollte, bot ich zwei Minuten vor Schluss erneut.»

Nur wenige Sekunden später wird er überboten – mit einem unfassbaren Gebot in der Höhe von 62'000 Franken! Der User «sigru» gewann damit natürlich die Auktion. Niemand Weiteres wollte einen solch exorbitanten Preis für das Nummernschild zahlen.

Bieter droht Konventionalstrafe von 500 Franken

Doch war das wirklich Absicht – oder hat der Bieter einfach nur eine Null zu viel eingetippt? Der Bieter habe sich bereits beim Strassenverkehrsamt Graubünden gemeldet, sagt ein Sprecher zu BLICK. Zu einem möglichen Versehen fügt er an: «Der Käufer muss den Betrag grundsätzlich bezahlen. Verweigert er die Bezahlung, nachdem das Gebot gesetzt und ihm zugeteilt wurde, so berechnen wir ihm eine Konventionalstrafe von 500 Franken.»

Dass der Bieter die 62'000 Franken tatsächlich zahlen muss, würde das Amt wohl nicht durchsetzen. Der Sprecher: «Je nach Fall sind wir kulant und berechnen nichts. Dies muss aber im Detail mit dem jeweiligen Käufer geklärt werden.»

Kontrollschilder zu massiv höheren Preisen

Der BLICK-Leser aus Graubünden hätte «GR 8906» gerne gewonnen: «Ich finde solche Kontrollschilder einfach cool. Sie sind speziell, man fällt damit in einem bescheidenen Rahmen auf. Die einen Leute kaufen sich eine teure Rolex und haben Freude daran. Die anderen kaufen sich das neuste und teuerste iPhone und haben ebenfalls Freude daran. Bei mir ist es nun mal ein Kontrollschild, das mir Freude bereitet.»

Ein Sprecher des Strassenverkehrsamts Graubünden, dem Veranstalter der Auktion, meldet sich zu Wort: «Vierstellige Kontrollschilder gibt es nicht mehr. Dieser Markt ist ausgetrocknet. Folglich besteht eine grosse Nachfrage bei einem kleinen Angebot.»

Dies ist nicht der erste Fall eines Tippfehlers im Rahmen einer Nummernschildauktion: Bei einer Auktion im Dezember 2018 bot der User «melt» rund 71'000 Franken für das Nummernschild «BE 868». Auch hier ist von einem Tippfehler auszugehen, denn der Preis von 71'000 Franken war rund 10-mal so hoch wie die der Konkurrenz.

Das teuerste Nummernschild in der Schweiz namens «ZG 10» wurde im Oktober 2018 verkauft. Es erzielte einen stolzen Preis von rund 233'000 Franken.

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