Zürcher Drogist weigert sich, Masken für Kinder zu verkaufen
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«Massnahmen-Aktionismus»:Drogist weigert sich, Masken für Kinder zu verkaufen

«Unerträglicher Massnahmen-Aktionismus»
Zürcher Drogist weigert sich, Masken für Kinder zu verkaufen

Im Kanton Zürich müssen bereits Kinder ab der 4. Primarklasse eine Maske tragen. Eine Wädenswiler Drogist stemmt sich allerdings – weil diese «die Sauerstoffzufuhr zum Gehirn negativ beeinflussen». Experten widersprechen vehement.
Publiziert: 27.01.2021 um 17:58 Uhr
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Aktualisiert: 18.02.2021 um 21:08 Uhr
Sven Ziegler

Die Drogerie Süess in Wädenswil ZH sorgt derzeit in den sozialen Medien für rote Köpfe. Die Maskenpflicht für Kinder, die im Kanton Zürich seit Montag für alle Schüler ab der 4. Klasse gilt, sei «ein Schwachsinn», heisst es auf einem Schild in der Drogerie. «Der Massnahmen-Aktionismus unserer Behörden hat mittlerweile ein für uns unerträgliches Ausmass angenommen. Eine staatlich, kantonal oder schulisch verordnete Maskenpflicht für Mittel- und Unterstufenschüler ist gelinde gesagt ein absoluter Schwachsinn und keineswegs zielführend.»

Geschäftsführer Julius Jezerniczky hat das Plakat verfasst und sagt zu BLICK: «Ich bin dagegen, dass man die Kinder in der aktuellen Situation auch noch drangsaliert.» Das Tragen einer Maske könne «die Sauerstoffzufuhr negativ beeinträchtigen und Auswirkungen auf die Hirnfunktion und die Hirnentwicklung haben.»

Kopfweh ist kein «Masken-Symptom»

Drogist Jezerniczky betont, es gehe nicht um Hirnschäden, sondern beispielsweise Kopfweh, Müdigkeit oder Konzentrationsschwäche. Wissenschaftler widersprechen dieser Aussage. Martin Brutsche, Chefarzt des Lungenzentrums im Kantonsspital St. Gallen, sagt zu SRF, dass es keine Verbindung zwischen Masken und der Entstehung von Kopfweh gebe. Bestimmte Leute seien bei einer auftretenden Störung wie Stress oder etwas Ungewohntem wie einer Maske allerdings schneller von Kopfschmerzen betroffen.

Dieser Aushang in einer Drogerie in Wädenswil ZH sorgt für rote Köpfe.
Foto: Screenshot facebook
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Auch der Aussage des Plakats, dass Masken in Schulen «nicht zielführend» seien, widersprechen Wissenschaftler. «Der Filtereffekt bei Kindern ist genau gleich wie bei Erwachsenen – das Risiko einer Übertragung wird verringert, egal ob bei Kindern oder Erwachsenen», sagt Burkhard Rodeck, Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin, zum Magazin «Correctiv».

Einschränkungen vor allem im Sprachunterricht

Lehrer und Pädagogen warnen allerdings, vor allem im Sprachunterricht könne die Maskentragpflicht negative Folgen haben. Sprachforscherin Anja Blechschmidt (52) sagt zu BLICK, die Maskenpflicht in den Schulen sei eine überwindbare Hürde. Der Sprachunterricht sei sicherlich schwieriger, aber, so Blechschmidt: «Ich gehe nicht davon aus, dass uns wegen Corona bald eine ganze Generation mit Sprachstörungen droht.»

Schwierig sei der Sprachunterricht allerdings für Menschen mit einer Beeinträchtigung: «Gerade für Personen mit einer Hörbehinderung ist Lippenlesen enorm wichtig», so Blechschmidt. Deshalb müsse man sich überlegen, ob man in gewissen Situationen auf eine Maske verzichten könne.

Drogist Jezerniczky bleibt trotz der Pflicht in den Schulen stur: Er wird in seiner Drogerie keine Masken für Kinder verkaufen. «Bei mir klingelt seit Tagen das Telefon, ich bekomme so viele positive Rückmeldungen. Das zeigt mir: Falsch liege ich damit sicher nicht.»

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