Umweltorganisation im Abwärts-Strudel
Dutzende Austritte aus WWF Schweiz

Der WWF klärt derzeit ab, ob Gelder aus der Schweiz in Skandal-Projekte geflossen sind. Derweil häufen sich die Austritte.
Publiziert: 10.03.2019 um 00:33 Uhr
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Aktualisiert: 07.05.2019 um 15:07 Uhr
Tobias Marti

Es war keine gute Woche für den WWF. Die Schutzorganisation für Natur und Umwelt sieht sich mit ausserordentlich schweren Vorwürfen konfrontiert. In Asien und Afrika soll der World Wide Fund for Nature mit kriminellen Para­militärs kollaboriert haben. Wildhüter, die vom WWF logistisch, finanziell und sogar mit Waffen unterstützt wurden, hätten demnach Menschen getötet, gefoltert und sexuell missbraucht, wie das Onlinemedium Buzzfeed News diese Woche aufdeckte.

Starker Tobak auch für viele Tierschützer in der Schweiz. Bis zum Ende der Arbeitswoche am Freitagabend hatten 35 Mitglieder ihren Austritt aus dem traditionsreichen Verband erklärt, wie die Schweizer WWF-Niederlassung auf Anfrage bestätigt.

Wurde mit Spenden Unrecht begangen?

Die Frage, die viele Mitglieder umtreibt: Wurde auch mit unseren Spenden Unrecht begangen? «Wir sind am Abklären, ob jemals Geld in eines der erwähnten Projekte geflossen ist», so eine Sprecherin.

Der Panda ist unter Druck: In der Schweiz sind Dutzende WWF-Mitglieder ausgetreten. Vom WWF unterstützte Wildhüter sollen Menschen gefoltert und getötet haben.
Foto: Getty Images
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Während viele der Organisa­tion den Rücken kehren, trafen sich gestern in Bern die Präsidenten aller 23 Schweizer Sek­tionen zur Konferenz. Die sei nicht im Zusammenhang mit den Anschuldigungen von Buzzfeed einberufen worden, sondern sei schon länger geplant gewesen, so der WWF. Die Menschenrechtsverletzungen seien aber ein Thema.

Zu besprechen dürfte es mehr als genug geben – der WWF wollte bei seinem Treffen aber keine Medien dabei haben. Man werde dort keine Fragen beantworten, hiess es kurzangebunden.

Deza nimmt Vorwürfe sehr ernst

Die Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (Deza) unterstützt seit Jahren Projekte des WWF im Ausland, aktuell ­eines in Laos. Die jüngsten Vorwürfe nehme die Deza sehr ernst. Zum jetzigen Zeitpunkt sei indes nicht geplant, die Zahlungen zu sistieren.

Grundsätzlich sei die Partnerorganisation vor Ort für ein solides internes Risikomanagement-System verantwortlich. Vor jedem Projektbeitrag überprüfe die Deza, ob dies gewährleistet sei. Bei grobem Fehlverhalten seines Personals müsse der Partner die Deza umgehend informieren.

Auch das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV) unterstützte in der Vergangenheit WWF-Projekte im Ausland, etwa in Madagaskar. Man werde die Situation weiterverfolgen und gegebenenfalls mit dem WWF das Gespräch suchen, so das BLV: «Die von uns unterstützten Projekte waren immer klar definiert und das Reporting durch den WWF hat jeweils stattgefunden.»

Schockierende Vorwürfe

Der Kuschel-Panda hat blutige Pfoten. Der WWF soll in Asien und Afrika mit Wildhütern und Paramilitärs zusammenarbeiten, die brutal gegen Wilderer und Zivilbevölkerung vorgehen.

2017 sollen vom WWF unterstützte Ranger in Kamerun einen Elfjährigen vor den Augen seiner Eltern gefoltert haben. Kein Einzelfall: Das Online-Portal Buzzfeed, das die schwerwiegenden Vorwürfe ans Tageslicht gebracht hat, schildert auch den Fall eines Bauern im Chitwan-Nationalpark in Nepal. Er sei von Wildhütern 2006 zu Tode gefoltert worden. Später soll sich der WWF dafür eingesetzt haben, dass die Anklagen gegen die Täter fallen gelassen werden. Einen von ihnen stellte der WWF gar an.

Auch in Afrika war die Organisation in dubiose Machenschaften verstrickt. So soll der grösste Nationalpark in Kongo-Kinshasa von einem WWF-Mitglied geführt worden sein. Paramilitärische Milizen, die ihm direkt unterstellt waren, hätten Wilderer und nicht beteiligte Einheimische gefoltert, vergewaltigt, ermordet.

Man sei «schockiert», teilte der WWF mit und kündigte eine unabhängige Untersuchung an. «Wir nehmen jegliche Vorwürfe sehr ernst.»

Ist das glaubwürdig? Der WWF wurde schon 2015 mit solchen Vorwürfen konfrontiert. Auch damals gab es eine Untersuchung. Die zeigte gemäss Buzzfeed, dass es Menschenrechtsverletzungen gab. Und dass die Täter von «erheblicher technischer, logistischer und finanzieller Unterstützung» des WWF profitierten. Der Bericht wurde nie veröffentlicht. Sermîn Faki

Der Kuschel-Panda hat blutige Pfoten. Der WWF soll in Asien und Afrika mit Wildhütern und Paramilitärs zusammenarbeiten, die brutal gegen Wilderer und Zivilbevölkerung vorgehen.

2017 sollen vom WWF unterstützte Ranger in Kamerun einen Elfjährigen vor den Augen seiner Eltern gefoltert haben. Kein Einzelfall: Das Online-Portal Buzzfeed, das die schwerwiegenden Vorwürfe ans Tageslicht gebracht hat, schildert auch den Fall eines Bauern im Chitwan-Nationalpark in Nepal. Er sei von Wildhütern 2006 zu Tode gefoltert worden. Später soll sich der WWF dafür eingesetzt haben, dass die Anklagen gegen die Täter fallen gelassen werden. Einen von ihnen stellte der WWF gar an.

Auch in Afrika war die Organisation in dubiose Machenschaften verstrickt. So soll der grösste Nationalpark in Kongo-Kinshasa von einem WWF-Mitglied geführt worden sein. Paramilitärische Milizen, die ihm direkt unterstellt waren, hätten Wilderer und nicht beteiligte Einheimische gefoltert, vergewaltigt, ermordet.

Man sei «schockiert», teilte der WWF mit und kündigte eine unabhängige Untersuchung an. «Wir nehmen jegliche Vorwürfe sehr ernst.»

Ist das glaubwürdig? Der WWF wurde schon 2015 mit solchen Vorwürfen konfrontiert. Auch damals gab es eine Untersuchung. Die zeigte gemäss Buzzfeed, dass es Menschenrechtsverletzungen gab. Und dass die Täter von «erheblicher technischer, logistischer und finanzieller Unterstützung» des WWF profitierten. Der Bericht wurde nie veröffentlicht. Sermîn Faki

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