Das musst du über Affenpocken wissen
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Höchste Alarmstufe:Das musst du über Affenpocken wissen

Tritt vor allem bei Männern auf
Das musst du über das Affenpocken-Virus wissen

Die Fälle von Affenpocken häufen sich in Europa wie auch in den USA und Kanada. Weltweit wird zur Wachsamkeit aufgerufen, in der Schweiz zeigt man sich noch nicht besorgt. Blick beantwortet die drängendsten Fragen zum Thema.
Publiziert: 19.05.2022 um 18:50 Uhr
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Aktualisiert: 21.05.2022 um 14:27 Uhr
Chiara Schlenz und Johannes Hillig

Gesundheitsbehörden weltweit rufen wegen des Verdachts auf Ausbreitung von Affenpocken zur Achtsamkeit auf, auch das deutsche Robert-Koch-Institut (RKI) warnt. Mittlerweile wurden mehrere Fälle in Europa – aber auch Einzelfälle in den USA und Kanada – entdeckt.

Obwohl es Affenpocken schon länger gibt und es in den Jahren 2003, 2018 und 2021 bereits Fälle in den USA und Europa gab, wirkt der aktuelle Ausbruch besorgniserregend. Blick gibt Antworten auf die brennendsten Fragen.

Wo treten die Fälle momentan auf und wie viele wurden registriert?

Anfang Mai wurde in Grossbritannien ein Fall von Affenpocken diagnostiziert, mittlerweile stieg die Zahl der Fälle dort auf sieben an. Erst am Mittwoch hatten die Behörden in Spanien und Portugal rund 40 neue Verdachtsfälle gemeldet. Wie die Gesundheitsbehörden von Madrid mitteilten, haben sie «23 mögliche Fälle von Affenpocken» festgestellt. In der Region Lissabon waren es 20 Fälle. Auch in den USA und Kanada wurden einzelne Fälle gemeldet.

Fälle der sogenannten Affenpocken breiten sich in Europa und den USA aus.
Foto: AFP
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Die meisten bekannten Fälle in Europa wie in den USA traten bei Reiserückkehrern aus Westafrika auf. Aber auch bei Männern, die sexuellen Kontakt mit Männern hatten oder haben. Die US-Gesundheitsbehörde (CDC) betonte allerdings, dass «jeder Mensch, unabhängig von seiner sexuellen Orientierung, die Affenpocken verbreiten kann».

Was sind Affenpocken, und wo kommen sie her?

Bei den Affenpocken handelt es sich um eine Viruserkrankung. Sie kommt bei Affen, Hörnchen und Nagetieren vor und löst beim Menschen pockenähnliche Symptome aus. Das Virus kommt vor allem im Westen Afrikas vor.

Der ehemalige Basler Kantonsarzt Thomas Steffen (61) erklärt Blick, dass Fälle von Affenpocken in Europa bisher selten waren. «Sie kamen aber schon früher vor.» Und: «Grundsätzlich ist davon auszugehen, dass solche Fälle in Zukunft häufiger werden. Mögliche Gründe sind unter anderem die verstärkten Kontakte durch Reisen und der vermehrte Tierkontakt durch die Zunahme der Besiedelung in den Tropen.»

Wie überträgt sich das Affenpocken-Virus?

Üblicherweise wird die Krankheit durch engen Kontakt mit infizierten Tieren wie Nagetieren und Affen übertragen. Steffen erklärt: «Zur Übertragung der Viren auf den Menschen kommt es typischerweise durch den Kontakt mit Sekreten infizierter Tiere.» Auch durch Bisse oder das Verspeisen von Affenfleisch können sich Menschen infizieren. «Es gibt auch Übertragungen zwischen Menschen bei engem Kontakt.»

Gemäss RKI steigen die Übertragungen zwischen Menschen seit den 80er-Jahren an. Eine mögliche Erklärung dafür könnte der nachlassende Pockenimpfschutz sein. Nach Angaben der CDC finde die Übertragung zwischen Menschen hauptsächlich über Tröpfchen statt. Auch über den direkten Kontakt mit Körperflüssigkeiten, den Krusten des Ausschlags oder sexuellen Kontakt sei eine Ansteckung möglich.

Welche Symptome sind ausschlaggebend?

Zu den Symptomen der Affenpocken beim Menschen gehören ein Ausschlag, der oft im Gesicht beginnt und dann auf andere Körperteile übergreift, Fieber, Muskelschmerzen und Schüttelfrost. Die meisten Menschen erholen sich innerhalb mehrerer Wochen von der Krankheit.

Wie ein Sprecher des Bundesamts für Gesundheit (BAG) Blick erklärt, verlaufen Ansteckungen beim Menschen «in der Regel mild». Die Krankheit könne aber «manchmal zu schwereren Symptomen oder sogar zum Tod führen».

Gibt es eine Impfung gegen das Affenpocken-Virus?

«Die Impfstoffe gegen die erheblich gefährlicheren Pocken würden auch über eine sogenannte Kreuzimmunität gegen Affenpocken schützen», so Steffen. «Die WHO empfiehlt aber wegen der möglichen Nebenwirkungen der Pockenimpfung gegenwärtig keine aktive Impfung bei Affenpocken.» Eine eigenständige Impfung gegen die Affenpocken gibt es nicht.

Muss man sich in der Schweiz wegen der Affenpocken Sorgen machen?

Ex-Kantonsarzt Steffen beruhigt: «Ich mache mir noch keine Sorgen um die Affenpocken. Besorgt wäre ich in der jetzigen, frühen Abklärungsphase nur, wenn wir nicht aktiv die Situation über Meldungen erfassen und daraus unsere Schlüsse ziehen würden.» Das sei allerdings nicht der Fall. «Wichtig ist nun, dass bei einem verdächtigen Krankheitsbild, besonders bei Reiserückkehrenden aus Westafrika, auch die Möglichkeit einer Affenpocken-Infektion in Betracht gezogen wird.»

Auch das BAG sieht noch keinen Grund zur Panik. «Es gibt zurzeit keinen Grund für Besorgnis, wir verfolgen die Lage jedoch aufmerksam», heisst es auf Anfrage. «Es sind keine Fälle in der Schweiz bekannt, und die Wahrscheinlichkeit eines Ausbruchs wird zurzeit als sehr gering eingeschätzt. Falls ein Fall identifiziert würde, dann würden die Kantone Massnahmen ergreifen, um die Übertragung einzuschränken.»

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