Sie boten Sexfotos von Dutzenden Tessinerinnen auf Whatsapp an
Zehn Täter stecken hinter dem Dropbox-Skandal

Im Januar 2016 wandern peinliche Bilder durchs Netz. Sie zeigen, wie blutjunge Mädchen masturbieren, Geschlechtsverkehr haben oder nackt posieren. Die Opfer sind gut zu erkennen. Auch ihre Namen werden genannt.
Publiziert: 17.01.2018 um 19:38 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 17:07 Uhr
Myrte Müller

Der Skandal beginnt im Netz. Ende Januar 2016 kursiert eine heisser Link zum Cloud-Speicherdienst Dropbox auf Whatsapp. Wer sie öffnet, findet Filmchen und Fotos von Dutzenden minderjähriger Tessinerinnen. Sie masturbieren. Sie haben Sex. Sie posieren nackt vor der Kamera. Intimes, das eigentlich nur für den Freund gedacht war.

Was die blutjungen Mädchen nicht ahnten: Die peinlichen Bilder wurden in einer Dropbox gesammelt und landeten im Netz. Die Opfer sind zu erkennen. Unter den Aufnahmen stehen Vor- und Nachnamen. Der Kanton ist entsetzt. Allen voran die Eltern der Mädchen.

Verliebte Mädchen tun alles für den Freund

«Wenn die Mädchen verliebt sind, vertrauen sie ihrem Partner. Die Jungen verlangen immer häufiger Sex-Aufnahmen», sagt Sexualforscherin KathyaBonatti aus Lugano TI, «sie sehen in ihrer Freundin den eigenen, persönlichen Porno-Star. Dann wollen sie vor ihren Kollegen mit solchen Bildern prahlen.»

Der Link zum Cloud-Archiv Dropbox mit den Nacktbildern kursierte per Whatsapp.
Foto: KEYSTONE/CHRISTIAN BEUTLER
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Bonatti sagt: «Den Kids, die solche Bilder ins Netz stellen, fehlt jedes Mitgefühl für den anderen. Sie können sich nicht vorstellen, wie sehr die Veröffentlichung der Bilder die Opfer verletzt.» Laut Bonatti komme diese fehlende Empathie oft von der Familie. «Den Jungen wird nicht mehr der Respekt vor dem anderen Menschen beigebracht.» Sie glaubt, dass in den Jugendlichen oft eine grosse Wut stecke, der sie dann in der Anonymität des Netzes freien Lauf liessen.

Sexualforscherin Kathya Bonatti.
Foto: Ti-Press

Seit der Sexting-Skandal platzte, ermittelt die Jugendstaatsanwaltschaft. Nach den ersten Hinweisen verschwindet der Link zwar aus dem Internet. Doch die peinlichen Fotos werden in einem Archiv mit dem Namen Bibel gespeichert. Im File Tessin finden die Fahnder schliesslich Sex-Aufnahmen von 35 Tessiner Minderjährigen, Opfer aus der damaligen Dropbox. 

Den Tätern wird illegale Pornografie vorgeworfen

Wie die Kantonspolizei in einem Pressekommuniqué mitteilt, konnten nun dank einer guten internationalen Zusammenarbeit rund zehn junge Männer ermittelt werden, die in diesen Skandal verwickelt scheinen. Alle sind im Tessin ansässig. Den Tätern drohen nun Strafen wegen Pornografie. 

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