«My own Lugano Region» – mit diesem Slogan stellte Lugano Turismo am Dienstag ein neues Wappen vor: eine umgebastelte Schweizer Fahne. Aus dem weissen Kreuz wird ein «L» für Lugano. Mit dem Haken links soll das Zeichen zudem der Form des Luganersees ähneln. Eigentlich eine gute Idee. Wenn da nicht das Werk von Al Fadhil (63) aus dem nur wenige Kilometer entfernten Campione d'Italia (I) wäre.
Auch Al Fadhil wollte der Schweizer Fahne eine neue Botschaft geben. Und zwar bereits 2008. Er machte aus dem weissen Kreuz ein «F» – Symbol für die befristete Aufenthaltserlaubnis für Asylbewerber in der Schweiz. Das Kunstwerk zeigte der gebürtige Iraker in verschiedenen Ausstellungen, darunter auch im Kunsthaus Zürich. 2017 streicht Al Fadhil den rechten Haken des «F» und stellt das Zeichen auf sein Facebook-Profil. Dreht man das Zeichen um, kommt das «L» von Lugano Turismo zum Vorschein. Ist die Ähnlichkeit nur Zufall?
«Die Kopie sieht doch ein Blinder»
«Ja, reiner Zufall», sagt Fabio Caselli entschieden. Der Chef des Grafik-Büros in Lugano, das mit dem Entwurf eines neuen Wappens für Lugano Turismo beauftragt wurde, habe das «F» von Al Fadhil vorher nie gesehen.
Für Al Fadhil ist die Sache hingegen ganz klar. «Dass dies das gleiche Symbol ist, sieht doch ein Blinder», sagt der Künstler zu Ticinonews. «Schon wenn Kollegen mich kopieren, wurmt mich das. Aber ein öffentliches Amt? Das ärgert mich schon sehr. Vor allem, weil die Botschaft meines Symbols ja eine ganz andere ist.» Al Fadhil will sich wehren: «Ich habe schon Kontakt zu Pro Litteris aufgenommen, um meine Rechte zu verteidigen.» Und sollte er eine Entschädigung erhalten, wolle er sie Flüchtlingsorganisationen spenden.
Al Fadhils Symbol ist nicht geschützt
Ob das jedoch so weit kommt, ist noch offen. Die Sprecherin von Lugano Turismo, Silvia Gasparini, sagt zu BLICK: «Das ‹F›-Symbol von Al Fadhil ist nirgends eingetragen und somit nicht geschützt.» Das Symbol sei in der Form ja auch gar nicht identisch mit dem neuen Wappen von Lugano Turismo. Dass die Schweizer Fahne oder ihre Farben grafisch auch von anderen genutzt würden, sei nichts Neues. Und so erklärt Gasparini: «Das neue Wappen bleibt vorerst so, wie es ist.»