Ostschweizer wollte in Domodossola (I) in Haus einbrechen
Schweizer Kriminaltourist (41) in Italien auf frischer Tat ertappt

Normalerweise reisen Einbrecherbanden aus dem Nachbarstaat in die Schweiz ein und gehen hier auf Diebestour. Diesmal war es andersherum.
Publiziert: 10.03.2018 um 11:46 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 23:40 Uhr
Myrte Müller

Nicht immer sind Schweizer Touristen im italienischen Grenzgebiet willkommen. Vor allem nicht, wenn es um Kriminaltouristen geht. Und die gibt es auch «Made in Switzerland». Das jüngste Beispiel liefert ein St. Galler in der italienischen Grenzstadt Domodossola (I). 

Es ist Mittwochabend, 27. Februar 2018. Gegen 20 Uhr beobachtet eine Streife, wie ein Mann in der Via Alpe Devero über eine private Mauer steigt und im Garten einer Villa verschwindet. Die Carabinieri parkieren ihr Fahrzeug. Einer steigt dem verdächtigen Kerl über die Mauer hinterher. Der andere geht auf die andere Seite des Grundstücks.

Martin J.* (41) merkt nicht, dass die Beamten ihn verfolgen. Er greift sich aus dem Geräteschuppen einen Spaten, versucht damit ein verschlossenes Fenster auszuhebeln. Da wird er auf frischer Tat ertappt.

Martin J. versuchte in Domodossola, in ein Haus einzubrechen.
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«Ich wollte nur das Haus fotografieren»

Als der Carabiniere ihn festnehmen will, flieht der Schweizer durch den Garten auf die andere Seite. Doch da steht schon der andere Polizist. Für Martin J. gibt es kein Entkommen. Als die Polizei ihn abführt, baumelt eine Nikon-Digitalkamera um seinen Hals. Der Schweizer Kriminaltourist versucht sich «ganz touristisch» herauszureden. «Ich bin Hobby-Fotograf, wollte die schöne Architektur der Villa fotografieren», sagt Martin J. blauäugig. 

Die Carabinieri haben keinen Sinn für sein «Hobby». Auch der Richter nicht. Der verurteilt den Ostschweizer am Tag darauf im Schnellverfahren zu einem Jahr auf Bewährung und 800 Euro Bussgeld. 

Nicht der erste Schweizer Kriminaltourist

Teddy W. drang in Domodossola (I) in eine Villa ein.
Foto: Youtube

Es ist nicht der erste Schweizer, der gleich nebenan in Italien räubern geht und dabei erwischt wird. Das hat auch schon Teddy W.* (40) aus Bern gemacht. Wie Martin J. wählte der Regisseur und Künstler Domodossola. Seine Ziel-Villa war unbewohnt und gefüllt mit Antiquitäten.

Im November 2016 wurden Teddy W. und sein Schweizer Kumpel Yves M.* (39) von Passanten beobachtet, an die italienische Polizei verpfiffen und vor Ort verhaftet. Ihre dumme Ausrede damals: «Wir dachten, das Haus steht leer und wollten nur mal stöbern gehen.» Die beiden Schweizer wurden in einem Schnellverfahren zu 16 bzw. 20 Monaten auf Bewährung verurteilt. 

Auch Schweizer Meisterdieb und Schwerverbrecher in Italien gefasst

Die Schweiz hat auch richtig schwere Jungs, die italienischen Ermittlungsbehörden ein Dorn im Auge sind. Da wäre Jörg W.* (50). Der Serien-Einbrecher aus Luzern ging in seiner Heimat und in Italien auf Diebestour. Die heisse Ware aber versteckte er im Grenzgebiet von Varese (I). Dort wurde der Schweizer im Frühsommer 2015 gefasst, an die Schweiz ausgeliefert und in Lugano am 1. Dezember 2015 zum 14. Mal zu einer mehrjährigen Haftstrafe verurteilt. 

Das Werk des Tessiner Super-Ganoven Milko F.: Überfall auf die Tankstelle von Stabio am 21. Juli 2017.   Foto: Rescue Media
Foto: Rescue Media

Auch Milko F. (54) aus Stabio TI hat ein langes Vorstrafenregister. Der Tessiner raubte und stahl im Südkanton als auch in Italien. Über 30 Überfälle gehen auf sein Konto. In Luino (I) erschoss er 1990 sogar einen Carabiniere. Im September vergangenen Jahres wurde Milko F. endlich in Varese geschnappt und an die Schweizer Behörden ausgeliefert. Jetzt wartet der Serientäter auf seinen Prozess in der Schweiz.

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