1000 Franken wegen Haken im Hals
Schwansinnige Rettung von Jungvogel im Tessin

Ein junger Wasservogel schnappt nach einem Fischerhaken und droht zu ersticken. Der Schwan hat Schwein: Nach zwei Not-OPs darf «George» wieder in den Luganersee.
Publiziert: 21.11.2019 um 15:56 Uhr
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Aktualisiert: 21.11.2019 um 16:04 Uhr
Myrte Müller

Autsch! Das war so wohl nicht geplant. Offenbar wirft ein Fischer vor gut vier Wochen am Luganersee die Angelrute aus. Doch er zieht keinen dicken Fisch, sondern einen jungen Schwan an Land. Das Tier versucht, sich vom Haken zu lösen. Die Angelschnur reisst. Fortan baumelt sie aus dem Schnabel. George, wie der Pechvogel nun getauft wurde, droht zu verhungern.

Ausilia Trinca (61) beobachtet das leidende Tier vom ihrem See-Restaurant aus. «Sein Hals war geschwollen. Der Schwan liess sich von uns nicht mehr füttern. Uns fiel die Angelschnur auf», sagt Ausilia Trinca. «Da haben wir Alarm geschlagen.»

Zwei Zentimeter langer Haken im Hals

Die Wirtin des Chalet San Giorgio ruft den Bellenzer Tierschutzverein (SPAB). Drei Männer rücken mit dem Schlauchboot an, haben ein Fangnetz an Bord. Nach einer Stunde ziehen sie den noch grau gefiederten jungen Schwan ins Boot. Nun muss es schnell gehen. George wird sofort zum Tierarzt gebracht.

Offenbar schnappte dieser Schwan nach einem Angelhaken. Die Angelschnur riss daraufhin und hing nun lose aus dem Schnabel.
Foto: SPAB
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Auf dem Röntgenbild ist klar zu erkennen: Ein grosser Angelhaken steckt im Hals. Brot, das der junge Schwan aufschnappte, blockiert die Kehle. Zudem hat das spitze gut zwei Zentimeter lange Eisenstück den Schlund um sieben Zentimeter aufgerissen.

Zwei OPs sind nötig, um das Leben des jungen Schwans zu retten. Alles läuft gut. Im Tierheim erholt sich nun der Wasservogel von Brusino Arsizio TI. «Bald ist er fit und wir können ihn wieder in den See setzen», sagt Emanuele Besomi (45), Präsident des Tierschutzvereins SPAB.

Rettungsaktion kostet 1000 Franken

Der Schwan hat Schwein. Das Tierheim ist das einzige im Tessin, das Wildtiere pflegt. «Wir kümmern uns allerdings nur um Tiere, die wieder auf die Beine kommen können», sagt der Präsident. Denn zuständig für Wildtiere ist eigentlich das kantonale Amt für Jagd und Fischerei. Das aber sei personell nicht ausreichend besetzt, um jedem Tier in Not zu helfen, so Besomi. «Daher übernehmen wir einen grossen Teil der Einsätze.» Ohne die SPAB wäre George wohl durch die Maschen gefallen.

Die Rettungsaktion hat seinen Preis. 1000 Franken habe die Aktion gekostet, so Emanuele Besomi. Bezahlt aus den Jahresbeiträgen der Vereinsmitglieder. «Jedes Tier hat ein Recht gepflegt zu werden, auch ein verletzter Schwan», verteidigt Besomi den Aufwand, «das ist eine Sache der Ethik».

Wirtin Ausilia Trinca jedenfalls freut sich über die Rettung ihres gefiederten Freundes. «Die Schwäne sind doch wunderschön. Sie machen uns, vor allem den Kindern viel Freude», so die Gastronomin. Sie hofft, dass George bald wieder ans Ufer kommt und sich von ihren Gästen füttern lässt.

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